Stiegl, Zwettler, Wieselburger – der Kremser Kunststoff-Baron Thomas Hörhan hat nicht nur Getränkehersteller mit Bierkisten beliefert; in den Kundenportfolios seiner Betriebe finden sich namhafte Unternehmen unterschiedlichster Branchen: Vom Babyflaschenverschluss bis zu landesweit verbreiteten Mülltonnen oder Autoteile, die Betriebe Hörhans versorgten das Land mit Kunststoffprodukten.
Jetzt wurde über Thomas Hörhan, dem Geschäftsführer einiger insolventer Unternehmen (Robust Industry GmbH, Robust Plastics GmbH, AKG Plastics GmbH und HT Electronic Systems GmbH), die eben diese Plastik-Produkte herstellen, ein "Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beim Landesgericht Krems beantragt", so der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). Das bedeutet: Ein Masseverwalter übernimmt die Kontrolle über sein Vermögen.
Dass der bekannte Unternehmer Hörhan nun persönlich in die Insolvenz abgeglitten ist, rührt, laut AKV, aus seinen Haftungen im Zusammenhang mit den Insolvenzen der eben genannten Unternehmen, sowie aus Haftungen des Antragstellers gegenüber öffentlicher Abgabestellen.
Dabei war etwa die Robust Plastics GmbH schon 2020 insolvent – zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens, die drittgrößte Insolvenz in Oberösterreich, mit Passiva in der Höhe von rund 17 Mio. Euro. Etwa 100 Beschäftigte und sagenhafte 500 Gläubiger waren damals von der Pleite betroffen.
Damals entschied sich Hörhan, die Robust Plastics zu übernehmen. Er sah Potenzial, als Zulieferer für die Autoindustrie und in der Verpackungs- und Recyclingbranche. Die damalige Kundenliste soll Unternehmen wie Audi, BMW, KTM, Coca-Cola, Pepsi, Vöslauer und Baxter umfasst haben, schrieben die Oberösterreichischen Nachrichten.
2020 war sich Hörhan noch sicher, dass die Chancen gut stehen: "Die Perspektive ist gegeben. Die Kunden halten uns die Stange, und auch mit den Lieferanten sind wir in guten Gesprächen", sagte er gegenüber den OÖN. Er plante aber, ein Fünftel der Belegschaft abzubauen, um das Sanierungsverfahren mit Ende 2020 abschließen zu können.
Den Gläubigern wurde angeboten, innerhalb von zwei Jahren ein Drittel der offenen Forderungen zurückzuzahlen. Die ausständigen Löhne werde der staatliche Insolvenz-Entgelt-Fonds übernehmen, verkündete damals Oberösterreichs AK-Chef Johann Kalliauer.
Bereits vor Corona habe es Probleme gegeben, immer wieder seien Sanierungsschritte veranlasst worden. Durch die Pandemie sei die Hälfte des Umsatzes weggebrochen und das Geld ausgegangen. Jetzt kämpft Hörhan selbst mit Geldproblemen.
"Heute" versuchte mehrfach eine Stellungnahme von Hörhan zu bekommen. Dieser war aber bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
Der AKV schreibt, dass sich Hörhans Schulden auf rund EUR 4,2 Millionen Euro belaufen sollen. Dem stünde, laut eigenen Angaben, lediglich ein Vermögen von etwa 1,15 Millionen Euro gegenüber, wovon aber nur EUR 297.000,00 unbelastet seien.
"Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wird nunmehr das vorhandene Vermögen inventarisiert und geschätzt", fasst der AKV zusammen: "Erst nach diesen Ermittlungen wird eine Stellungnahme zu den Befriedigungsaussichten der Gläubiger möglich sein."