Digital-Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) präsentierte am Dienstag einen Relaunch der ID Austria, die zur Bestätigung der eigenen Identität bei elektronischen Services dient.
Bisher gab es 3,9 Millionen Nutzer, über 500 Anwendungen sind bereits integriert. Mit der ID Austria hat man Zugang zu FinanzOnline, zum digitalen Führerschein, vielen elektronischen Behördenservices. Nicht selten sorgte die "alte" ID Austria aber mit Pannen und Fehlermeldungen für Ärger bei Usern. Das soll mit der neuen Version der Vergangenheit angehören. Man habe sich die Kritik, die es an der ID Austria gab, genau angeschaut, sagt Pröll im "Heute"-Talk (ganzes Interview im Video unten).
Und auch die neue ID Austria sei ein "Zwischenstand", das Ganze sei als Prozess zu sehen: "Wir wollen die ID Austria bis 2030 als digitalen Generalschlüssel für alle etablieren", so Pröll – "um es für die Bürger einfacher und sicherer zu machen".
Der Digital-Staatssekretär über:
"Wir haben es einfacher und übersichtlicher für die Nutzer gemacht, im Zentrum stehen die Funktionen Anmelden und Signieren. Den Biometriezwang, also eine notwendige Anmeldung via Fingerprint oder Gesichtsscan, haben wir aufgehoben, die User können sich nun aussuchen, wie sie sich einloggen."
"Neu ist auch die App "ID Austria" als Ersatz für die bisherige Plattform "Digitales Amt". Wir sind damit am 20. Juni im App Store online gegangen und haben seither bereits eine Million Aktualisierungen."
"Die Aktualisierung auf die neue Version funktioniert online. Für die Erstregistrierung muss man derzeit noch zu einer Behörde gehen, um sich einmalig mit Pass zu identifizieren – aus Sicherheitsgründen ist das nötig."
"Das eine ist, nicht mehr eine Stunde zum Amt fahren zu müssen, sondern alles per Klick erledigen zu können. Es stehen derzeit über 500 digitale Amtsservices zur Verfügung. Ziel ist, dass wir das ganze E-Government, alle staatlichen Prozesse auch digital abbilden. Und alle, die das möchten, sollen bis 2029 eine ID Austria haben, um das Verhältnis Bürger zu Staat möglichst einfach und effizient zu gestalten. Aber ich möchte nicht nur den analogen Weg digitalisieren, sondern Services neu denken, miteinander verschneiden. Ein Beispiel: Wenn ich meinen Wohnsitz verlege, löst das ja extrem viele mühsame Prozesse aus. Meine Vision wäre, es über die ID Austria möglich zu machen, dass man sich online ummeldet und – vorausgesetzt, man möchte das – dann auch Energie- und Telekomanbieter etc. automatisch aktualisiert werden. Alles natürlich unter Wahrung höchsten Datenschutzes."
"Die ID Austria hat die höchsten Datenschutzstandards – da haben wir viele Goldmedaillen auf europäischer Ebene gewonnen."
"Österreich soll bis 2030 in die Top 3 der Digital-Nationen in Europa. Derzeit sind wir auf Platz 9, darauf ruhen wir uns nicht aus."
"Social Media sollten erst ab einem gewissen Alter, meiner Meinung nach ab14, genützt werden können, zum Schutz vor Desinformation und Radikalisierung. Die ID Austria kann eine Möglichkeit sein, um das Alter nachzuweisen. Aber vor allem müssen die Plattformen hier stärker in die Pflicht genommen werden."
"Das kann aus meiner Sicht nur auf europäischer Ebene funktionieren. Europa ist der größte Binnenmarkt der Welt mit knapp 450 Millionen Einwohnern – diese Macht müssen wir gemeinsam gegenüber den Plattformen wahrnehmen. Es gibt eine europäische Lösung, den Digital Services Act: eine Regelung für die großen Plattformen, dass auch sie gewisse Kriterien zu wahren haben, dazu gehört auch der Altersschutz. Die Social-Media-Plattformen haben aufgrund ihrer Reichweite eine extreme Macht bekommen – aber sie müssen jetzt auch ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen."
"Alterskontrolle ist das eine. Aber es ist auch extrem wichtig, dass wir Kinder und Jugendliche im digitalen Bereich schulen – dass sie erkennen, was Fake News sind."