Flotte Termine kosten extra

Wartezeit – noch nie so viele privat krankenversichert

Die ausufernden Wartezeiten bei Ärzten veranlassen immer mehr Österreicher, sich privat zu versichern. Kosten allein 2024: 3,2 Milliarden Euro!
Team Wirtschaft
23.07.2025, 13:05
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Wartezeit beim Internisten in Wien 2024: 33 Tage. Wartezeit beim Radiologen: 57 Tage. Wer in der Bundeshauptstadt nur gesetzlich krankenversichert ist und einen Augenarzt benötigt, bekommt im Schnitt ebenfalls erst nach 44 Tagen einen Termin.

"System wird kaputtgespart"

Das zeigte eine jüngst von der Wiener Ärztekammer vorgestellte Untersuchung – verbunden mit der Kritik am Kassensystem, das, so Kammer-Präsident Johannes Steinhart, "seit vielen Jahren kaputtgespart wird". Leidtragende wären laut Steinhart "die Patientinnen und Patienten, die immer längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen".

Schon 39 Prozent sichern sich privat ab

Die Entwicklung bei der medizinischen Versorgung hat jedenfalls zu einem Run auf private Krankenversicherungen geführt, wie Zahlen der Finanzmarktaufsicht (FMA) und des Vergleichsportals krankenversichern.at zeigen. Wer es sich leisten kann, zahlt nämlich mittlerweile auch für das gute Gefühl, schneller einen Termin bekommen zu können. Gut 3,57 Millionen würden das mittlerweile tun, eine bisher nicht dagewesene Anzahl und eine halbe Million mehr als noch 2014, schreibt krankenversichern.at in einer aktuellen Aussendung.

Damit haben sich bereits rund 39 Prozent der Menschen in Österreich zusätzlich privat abgesichert. In absoluten Zahlen hatte dabei Wien mit zuletzt 900.000 Personen die Nase vorn. Mit 51 Prozent ist der Anteil der privat Krankenversicherten in Kärnten am höchsten, während Niederösterreich mit 28 Prozent das Schlusslicht bildet.

3,2 Milliarden für zusätzliche Absicherung

Gleichzeitig ist die Summe der gezahlten Prämien im Segment Krankenversicherung laut aktuellen Zahlen der FMA im vergangenen Jahr auf rund 3,2 Milliarden Euro gestiegen. Verglichen mit 2019 entspricht das einem Plus von 35,4 Prozent, während das gesamte Versicherungsgeschäft unterm Strich "nur" um 22,9 Prozent wuchs.

Run auf Wahlarztversicherung

Für das kräftige Plus bei den Versichertenzahlen sind in erster Linie Wahlarztversicherungen verantwortlich, da Patienten laut den Experten zunehmend kürzere Wartezeiten, flexiblere Lösungen und "individuelle Behandlungsmöglichkeiten abseits des klassischen Kassensystems" bevorzugen würden.

Lange Wartezeiten als Hauptgrund

"Wir beobachten seit mehreren Jahren einen enormen Zulauf zu Wahlarztversicherungen", berichtet Sebastian Arthofer, Co-Vorstand von krankenversichern.at. Er rechnet mit einem anhaltend starken Interesse. Denn: "Lange Wartezeiten bei Kassenärzten sind einer der wichtigsten Gründe, warum Versicherte verstärkt private Alternativen suchen."

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