Finanz-Zoff

Darum kracht’s in Beziehungen so oft beim Geld

Finanzen sind in Beziehungen oft Auslöser für Streit. Was kann man tun? Finanzexpertin und Paartherapeut geben Tipps.
Heute Life
07.10.2025, 19:49
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Wie jeder einzelne mit Geld umgeht, ändert sich oft über die Jahre kaum mehr. "Hinter jeder finanziellen Entscheidung steckt auch immer eine Lebensentscheidung. Lebe ich mehr im Hier und Jetzt oder denke ich vor allem an die Zukunft?", sagt Finanzbloggerin Celine Nadolny im Gespräch mit ntv.de. Wer allein entscheidet, ist frei und muss sich selten rechtfertigen.

In einer Beziehung schaut das schon anders aus. Da teilt man nicht nur das Leben, sondern auch das Geld. Spätestens beim gemeinsamen Abendessen, beim Urlaub oder beim Zusammenziehen steht die Geldfrage im Raum – wer zahlt was und wie viel? Dann müssen Paare zumindest einmal darüber reden, Kompromisse finden oder – und das kommt bei vielen oft vor – ordentlich streiten und sich erklären. Jeder meint meist ganz genau zu wissen, was mit dem eigenen und dem Geld vom Partner passieren soll. Da ist Streit fast schon vorprogrammiert. Laut einer aktuellen Elitepartner-Umfrage sind rund elf Prozent der Leute unzufrieden, weil der Partner im Urlaub zu viel ausgibt. Wer heimlich Geld verspielt oder ohne Absprechen in Aktien investiert, sorgt bei 69 Prozent für einen echten Aufreger – das ist für sie unverzeihlich.

Beziehung bedeutet Ausgleich – auch finanziell

Der deutsche Paarberater Michael Mary sagt, in einer Beziehung geht es immer um einen Ausgleich – zum Beispiel bei der Wohnung oder in der Familie. "Für das gemeinsame Projekt muss jeder gleich viel Aufwand betreiben", erklärt er. Verdient einer mehr, kann der andere vielleicht mehr im Haushalt machen. Das kann helfen, Streit zu vermeiden, trotzdem muss vorher geredet werden – am besten vor dem Geldausgeben.

Wird nicht geklärt, wie das Geld gemeint ist, kracht's laut Mary schnell. "Wenn jetzt zwei in den Urlaub fahren wollen, der eine will auf die Malediven, der andere sagt, dass er sich das nicht leisten kann. Der andere gibt ihm das Geld. Dann muss man fragen, wie das Geld gemeint ist", meint Mary im Gespräch mit ntv.de. "Willst du dafür einen Leistungsausgleich? Muss ich zwei Jahre lang die Kinder vom Kindergarten abholen? Oder ist das ein Geschenk? Oder muss ich es zurückzahlen?" Sind diese Fragen vorher nicht klar, ist Streit vorprogrammiert – und das gilt auch bei kleinen Ausgaben wie dem Abendessen.

Zahlen und Erwartungen

Um kleine Beträge im Alltag zu streiten, bringt auf Dauer nichts. "Paare müssen miteinander sprechen, nicht nur über Zahlen, sondern über Erwartungen, Ziele und Werte", sagt Nadolny. Es braucht eine gemeinsame Vorstellung vom Leben und wie man das Geld einsetzen will. "Wie wollen wir leben? Welche Träume verfolgen wir? Wo sind wir bereit, Kompromisse einzugehen?", sind laut Nadolny wichtige Fragen.

„Wenn jetzt zwei in den Urlaub fahren wollen, der eine will auf die Malediven, der andere sagt, dass er sich das nicht leisten kann. Der andere gibt ihm das Geld. Dann muss man fragen, wie das Geld gemeint ist“
Paarberater Michael Marysagt, Geldausgleich muss im Vorfeld bezüglich evtl. Erwartungen abgeklärt werden

Expertin rät zum Haushaltsbuch

"Letztendlich geht es darum, ein Bewusstsein zu entwickeln: Entspricht mein aktueller Umgang mit Geld wirklich dem Leben, das ich führen möchte?", sagt Finanzberaterin Nadolny. Aber selbst mit einer gemeinsamen Vision kann es im Alltag krachen. Um eine Lösung zu finden, hilft es, ehrlich auf die eigenen Ausgaben zu schauen. Nadolny empfiehlt ein Haushaltsbuch. "Denn Reflexion über Geld funktioniert nur faktenbasiert, nicht emotional." So lassen sich Geldgespräche nüchtern führen und aus der Streitecke holen.

Das Haushaltsbuch zeigt, wohin das Geld wirklich fließt. "Dabei geht es nicht nur um die Frage wofür, sondern auch warum", sagt Nadolny. "Was verspreche ich mir von bestimmten Ausgaben?" Die große Wohnung oder das neue Sofa sollen Sicherheit und Komfort bringen, Geschenke oder Einladungen sind oft ein Wunsch nach Wertschätzung, eine große Reise soll die Beziehung stärken. Geld ist oft emotional – die Gespräche darüber sollten es aber nicht sein.

Wie mit unterschiedlichem Geld-Umgang umgehen?

Wer sich nicht einig wird, sollte sich klarmachen: "Bei unterschiedlichem Umgang mit Geld geht es nicht um die Frage: Wie kommen wir zum gleichen Umgang damit? Sondern, wie gehen wir mit den Unterschieden um?", sagt Mary. Hier hilft es, die Finanzen auch getrennt zu sehen. Bleiben am Monatsende zum Beispiel 500 Euro übrig, kann man sie einfach teilen. "Anstatt zu streiten, könnte man auch sagen: Du kriegst 250 Euro, ich kriege 250 Euro und jeder macht damit, was er will", schlägt der Paarberater vor. So kann jeder für sich Geld ausgeben, ohne Rechenschaft oder schlechtes Gewissen.

Drei-Konten-Modell: Deins – meins – unseres

Viele setzen auch auf das Drei-Konten-Modell: Jeder behält sein eigenes Konto für das Gehalt, überweist aber einen fixen Betrag auf ein gemeinsames Konto. Von dort gehen Miete, Essen, Urlaub und andere gemeinsame Ausgaben ab. Was übrig bleibt, kann gemeinsam gespart oder wieder aufgeteilt werden.
"Konfliktarmer Umgang mit Geld bedeutet also nicht nur, Budgets oder Regeln aufzustellen, sondern vor allem, sich auf einer gemeinsamen Werte- und Zielbasis zu begegnen", fasst Nadolny zusammen und rät zu Ehrlichkeit. "Wenn diese Basis stimmt, lassen sich auch finanzielle Themen rational, ehrlich und partnerschaftlich lösen." Funktioniert das nicht, liegt das Problem wahrscheinlich nicht beim Geld, sondern in der Beziehung selbst.

{title && {title} } red, {title && {title} } 07.10.2025, 19:49
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