Eine kleine Wiener Firma soll gezielt marode Wohnungen über Booking.com an dubiose Gäste vermieten – mit fatalen Folgen: Dauerlärm, Angst im Stiegenhaus und massiver Ärger bei den Nachbarn. Der Vorwurf: So sollen langjährige Mieter hinausgeekelt werden, bis sie freiwillig ausziehen.
"Sehr kalt und schmutzig", "Heizkörper defekt", "Fenster zugeschraubt" – so lauten die Urteile von Touristen über die Appartements – berichtet der "Standard". Andere schreiben: "Das Bettzeug roch komisch", "die Dusche war voller Schimmel", "die Wohnung total heruntergekommen". Fast immer vergeben die Gäste 1 von 10 Punkten – und schwören: "Ich komme nie wieder!"
Ein Paar schildert seine Erfahrung auf Booking.com so: "Die Wohnung hatte eine kaputte Tür, wir konnten nicht einmal absperren – grundlegende Sicherheit war nicht gegeben. Nach zwei Stunden sind wir wieder abgereist, weil der Besitzer nicht erreichbar war. Das Viertel gilt als eines der gefährlichsten in Wien, europäische Standards erfüllt diese Unterkunft in keiner Hinsicht. Wir haben Zeit und Geld verloren – und die Beschwerde wurde abgelehnt."
Was für Besucher ein Albtraum auf Zeit ist, wird für Nachbarn zur Dauerbelastung. Denn die angeblich "günstigen" Wohnungen ziehen ein Publikum an, das für nächtelange Partys, Müllberge im Stiegenhaus und Angst im Hof sorgt.
Hinter den Horror-Appartements steckt die Aldulfi Immo GmbH, ein kleines Unternehmen aus Wien. Laut Gewerberegister bietet sie 88 Wohnungen über Booking.com an. Sie ähneln sich alle: Billige Einrichtung, kaputte Geräte, zugige Räume.
Nachbarn berichten von randalierenden Gästen, Lärm bis in die Morgenstunden und zwielichtigen Gestalten. "Die Blumentöpfe im Innenhof dienen als Tauschplatz für Drogen", erzählt ein Bewohner.
Warum vermietet jemand dutzendweise Bruchbuden, die kaum ein Tourist ein zweites Mal buchen würde? Laut einem "Standard"-Bericht steht der Verdacht im Raum: Diese Wohnungen könnten bewusst so angeboten werden, um Probleme im Haus zu schaffen.
Gezielt angelockte Chaos-Gäste sollen für Stress, Lärm und Angst sorgen – bis Altmieter von selbst aufgeben. Für die Eigentümer bedeutet das: schnelle Einnahmen durch Touristen und langfristig freie Bahn für Sanierungen – und eine folgende, noch lukrativere Vermietung.
Aldulfi besitzt keine Häuser. Die Firma tritt als Zwischenmieterin auf – in Gebäuden, die auffällig oft bekannten Immounternehmen gehören. Genau jene Namen tauchen seit Jahren auf, wenn es um Schikanen gegen Mieter geht:
· Avner Motaev, berüchtigt durch die "Pizzeria Anarchia"-Affäre.
· Das Pecado-Netzwerk, bekannt für Stromausfälle und Schimmel-Häuser.
· Steiner GmbH, verantwortlich für ein "Horror-Haus" mit Ungeziefer.
Auf Anfragen des "Standard" reagierte Aldulfi nicht. Auch die meisten Eigentümer schwiegen. Nur Avner Motaev ließ über seinen Anwalt erklären: Aldulfi sei "nicht zur Kurzzeitvermietung berechtigt", alle Mietverträge seien beendet.
Doch auf Booking.com sind die Wohnungen weiterhin online – auch jene, die Gäste als "Eisloch" oder "nicht heizbar" beschrieben haben. Ob und wann die Bruchbuden tatsächlich verschwinden, ist offen.