Ryanair verschärft den Ton gegenüber der Bundesregierung und droht offen mit dem Abzug weiterer Flugzeuge aus Wien. Bei einer Pressekonferenz am Flughafen Wien kritisierten Ryanair-Chef Michael O’Leary und Österreich-Manager Andreas Gruber einmal mehr die hohen Standortkosten, die laut Airline bereits zu massiven Kürzungen geführt hätten.
Aktuell seien am Standort Wien noch 14 Maschinen stationiert, den geplanten Abzug von insgesamt fünf Jets mit kommendem Sommerflugplan bereits berücksichtigt. Dass es dabei bleibt, will Ryanair mittlerweile nicht mehr garantieren. Es gebe zahlreiche europäische Standorte, an denen Flugbetrieb deutlich günstiger sei, betonte Gruber. Wenn sich die Rahmenbedingungen in Österreich nicht änderten, könne man nicht ausschließen, dass weitere Jets den Standort verlassen. Konkret spricht Gruber von "ein bis zwei" zusätzliche Flugzeugen, womit die Flotte in Wien von ursprünglich 19 auf nur noch zwölf Maschinen schrumpfen würde.
Besonders deutlich fiel die Gegenüberstellung mit Bratislava aus. Nur Stunden vor dem Termin in Wien hatte Michael O’Leary in der slowakischen Hauptstadt ein massives Ausbauprogramm präsentiert: ein drittes Flugzeug, zehn neue Routen und ein Verkehrszuwachs um 70 Prozent.
Möglich werde das, weil die slowakische Regierung die Flugsicherheitsgebühren halbiert, eine Umweltabgabe gestrichen und der Flughafen ein neues Wachstumsprogramm aufgelegt habe. Während Bratislava Kosten senke, habe Österreich nach Covid Gebühren um bis zu 60 Prozent und die Umweltsteuer von sieben auf zwölf Euro pro Ticket erhöht, ärgert sich der Ryanair-Chef.
O’Leary warf der österreichischen Regierung vor, eine historische Chance zu verspielen. Bereits im Juni habe Ryanair ein umfassendes Angebot vorgelegt: Die Airline wolle Wien bis 2030 um 70 Prozent von sieben auf zwölf Millionen Passagiere ausbauen, zehn zusätzliche Maschinen stationieren, insgesamt rund eine Milliarde Euro investieren, 40 neue Strecken aufnehmen und 300 zusätzliche Jobs schaffen. Voraussetzung sei lediglich, dass die Regierung die Ticketsteuer abschaffe und die Gebühren am Standort wieder wettbewerbsfähig würden.
Die Iren gehen sogar noch weiter: Laut O’Leary sei man bereit, die versprochenen Wachstumszahlen zu garantieren – und im Fall des Nichterreichens Vertragsstrafen in Kauf zu nehmen. Dennoch hätten weder Verkehrsminister noch Kanzler bis heute auf das Angebot reagiert. Die Regierung sei "im Tiefschlaf", während Länder wie Italien, Ungarn, Schweden oder die Slowakei längst gehandelt hätten und dadurch Verkehr aus Österreich abziehen würden.
Wien könne den Abwärtstrend jedoch rasch stoppen, so O’Leary. Falle die Ticketsteuer und lege der Flughafen wieder ein Wachstumsprogramm auf, könne Ryanair bereits ab Sommer 2026 wieder wachsen. Bleibe alles wie bisher, würden Kapazitäten dorthin verlagert, wo Regierungen und Flughäfen die Kosten senken. Ob Österreich am Ende Flieger, Passagiere und Jobs halten könne, liege allein an der Politik, so O’Leary und Gruber.