Appell an Politik

AUA-Chefin: "Brauchen jetzt Standort-Sicherung"

Hohe Standortkosten durch diverse Abgaben würden Airlines hierzulande belasten. Nun fordert AUA-Chefin Anette Mann bessere Rahmenbedingungen.
Aram Ghadimi
30.10.2025, 21:53
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Diverse Billigfluglinien würden Österreich bereits den Rücken kehren – AUA-Chefin Annette Mann fordert jetzt, in einem Gespräch mit der APA, Schritte seitens der Politik. Denn, die Kosten in einigen Bereichen würden zunehmend dafür sorgen, dass die Profitabilität am Standort Schwechat sinkt.

Auch für die AUA seien die Kosten "problematisch", so Mann. Neben der Luftverkehrsabgabe gäbe es "vergleichsweise hohe Kosten für Sicherheit". Zudem sei der Flughafen Wien-Schwechat "kein günstiger". Selbst Überflüge kämen teuer und für die Kerosinbevorratung zahle man hierzulande am meisten in ganz Europa.

"In Summe müssen wir darauf schauen, dass wir eine Luftfahrtstrategie für Österreich ausarbeiten", sagt Mann und wähnt die AUA in engem Austausch mit dem Flughafen und der Regierung.

Mit dem Verkehrsministerium wolle man eine mittel- bis langfristige Strategie auf die Beine stellen. Grundsätzlich baue die AUA und auch ihr Mutterkonzern Lufthansa stark auf den Standort Österreich und das Drehkreuz Wien-Schwechat.

Trotz der kritisierten Kosten gäbe es ein klares Bekenntnis zum Standort. Problematische Kosten müssten aber jetzt gesenkt werden, argumentiert Mann. Die AUA gehe mit ihrem geplanten Ausbau in Vorleistung. Als Netzwerk-Airline könne man nicht einfach Standorte wechseln wie ein Billig-Carrier. "Wir halten an unserem Flottenerneuerungsprogramm fest", bekräftigt Mann, fügt aber an, dass sich die Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren substanziell ändern müssten.

Bis Ende des Jahrzehnts plant die AUA 27 neue Flieger anzuschaffen oder zu tauschen. Auf Langstrecken sei ein kleines Wachstum geplant. "Wenn wir in Zukunft sehen, dass Jets nicht profitabel betreibbar sind, weil sich die Bedingungen nicht verbessern, dann muss man das hinterfragen."

Im Moment sei man bei der AUA aber "guter Dinge", dass im kommenden Sommer zwei zusätzliche Flugzeuge angeschafft werden können. Das "soll von den Partnern an Ort und Stelle als ehrliches Signal gesehen werden: Unser Anspruch ist, dass wir weiter investieren und weiter wachsen wollen."

Warum freut sich die AUA eigentlich nicht, wenn Konkurrenten wie Ryanair oder Wizzair in Wien weniger Flugzeuge stationieren oder ganz abziehen? Es wäre ein Trugschluss, erklärt Mann, dass die AUA davon profitiere: "Fünf weniger stationierte Ryanair-Flieger bedeuten nicht, dass die Kapazität in Wien im selben Ausmaß sinkt."

Billigflieger "fliegen von günstigeren Standorten nach Wien rein" Dabei blieben Billiganbieter weiterhin Konkurrenten, aber von anderen Orten aus, die günstiger sind. Der Abzug von Billigfliegern helfe der AUA somit gar nicht – "eher im Gegenteil", sagt Mann.

Im internationalen Wettbewerb würden die Standortkosten eine große Rolle spielen: "Wir wollen Langstrecken füllen, brauchen Umsteiger aus ganz Europa. Wenn das Umsteigen über Wien teurer ist, als über andere Standorte, dann schadet uns das sehr. Es begrenzt das Wachstum."

Besonders bei Umstiegen aus Nah- und Mittelost in Wien Richtung USA und Kanada hofft man, dass sich die Lage in der Region beruhigt. Ab 1. November soll auch Teheran wieder angeflogen werden.

Eine "Kostensenkung", die der Flughafen Wien-Schwechat zuletzt angekündigt hat, kommentiert Mann damit, dass es sich nicht wirklich um eine Senkung handeln würde. Der Flughafen gehe lediglich auf normale Gebühren zurück, die er zuvor erhöht hatte, als Folgewirkung von Corona: "Tatsächlich wird nur aufs gesetzliche Maß angepasst."

Ryanair reagierte umgehend auf die Aussagen der AUA-Chefin und schießt scharf gegen die Luftfahrt-Politik Österreichs. Man fordere Erklärungen von Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) zur "schädlichen Luftverkehrssteuer". Die Billigfluglinie wirft Hanke und der Regierung "falsche Behauptungen" zu den Auswirkungen auf das Budget vor. Überdies sei die Gesprächsbereitschaft seitens der Politik nur gespielt. Sogar von "Lügen" ist in der Ryanair-Aussendung die Rede: Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) wird darin namentlich und erneut scharf angegriffen.

Michael O’Leary, Chef der Ryanair Group, war im September bei Stocker zu Gast. In seiner aktuellen Aussendung sagt er: "Während Österreich durch die Besteuerung von Touristen Flugzeuge, Strecken, Besucher, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen verliert, lachen sich die Nachbarländer Italien und Slowakei ins Fäustchen. Die Flughäfen in Bratislava, Venedig, Triest und Mailand verzeichnen starkes Wachstum, während ihre Regierungen Steuern abschaffen und die Flughäfen Gebühren senken." Die Luftverkehrssteuer bringe "jährlich nur 160 Mio. Euro" und habe "keinerlei Einfluss auf den Haushalt" des Landes. Dennoch wolle die Regierung aber wegen der klaffenden Budgetlücke einen strengen Sparkurs fahren.

Minister Hanke hat der Forderung von Ryanair indes eine Absage erteilt. Er bleibe aber gesprächsbereit. Mitten in der aufgeladenen Stimmung schlägt sich die FPÖ auf die Seite des ausländischen Billigfliegers und spricht von einer "vorsätzlichen Sabotage" des Wirtschafts- und Tourismusstandorts durch die Regierung. Die Freiheitlichen fordern das Aus für die Abgabe.

Im aktuell dritten Quartal ist der Umsatz der AUA, laut eigenen Angaben, um rund vier Prozent auf 754 Mio. Euro gesunken. Und die Gewinne gingen um 14 Prozent auf 118 Mio. Euro zurück. Die Zahl der Fluggäste stieg dabei nur moderat, um etwa ein Prozent auf rund 4,7 Millionen. Und auch die Auslastung stieg nur unwesentlich, um etwa einen Prozentpunkt auf 88,2 Prozent.

In den ersten drei Quartalen zusammen gab es bei der AUA gegenüber dem Vorjahr einen beträchtlichen Zuwachs der Gewinne auf 74 Millionen Euro. Das, obwohl die Bilanz zum Ende des ersten Halbjahres 2025 noch ein Minus von 44 Millionen Euro aufwies. Der Umsatz lag zuletzt bei 1,93 Mrd. Euro. Das ist ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

{title && {title} } agh, {title && {title} } 30.10.2025, 21:53
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