Deutschland verliert wegen hoher Abgaben, ebenso wie Österreich, als Luftverkehrsstandort zunehmend an Boden. Lufthansa Airlines schlägt deshalb Alarm und erhöht den Druck auf die deutsche Bundesregierung, nachdem zuletzt bereits die Ryanair aus Kostengründen ihr Deutschland-Angebot radikal gekürzt hat. "Es ist sehr enttäuschend, dass die Bundesregierung im Haushaltsentwurf für 2026 keinerlei Entlastung für Flüge ab Deutschland plant", ärgert sich Fluglinien-Chef Jens Ritter im Gespräch mit Zeitungen der Funke Gruppe.
Wenn sich Verbindungen nicht mehr rechnen, sei man, so Ritter, gezwungen, Strecken zu reduzieren und die Flugzeuge woanders einzusetzen. Auf der Streichliste stehen gleich mehrere Airports, die ohnehin schon mit schwachen Zahlen zu kämpfen haben – darunter Bremen, Dresden, Köln, Nürnberg, Leipzig oder Stuttgart. Für die betroffenen Regionen wäre das ein herber Schlag, schließlich gilt Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ohnehin als Nachzügler bei der Erholung des Luftverkehrs nach Corona.
Dabei hatte die große Koalition aus CDU, CSU und SPD eigentlich zugesichert, den Luftverkehr wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Von Steuererleichterungen und sinkenden Gebühren war im Koalitionsvertrag die Rede – die Realität sieht jedoch anders aus. Seit Jahresbeginn seien, so rechnet die Lufthansa vor, die An- und Abfluggebühren um 40 Prozent, die Flugsicherungsabgaben um 25 Prozent gestiegen.
Das belegen auch Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften (BDF): Demnach sind in Deutschland die staatlichen Standortkosten pro Abflug seit 2019 um bis zu 128 Prozent gestiegen. Spitzenreiter ist laut BDF Stuttgart. Für einen Flug mit 150 Passagieren innerhalb der EU würden Airlines dort bereits 5.109 Euro zahlen, in Frankfurt wären es 4.847 Euro, in Berlin-Brandenburg 4.238 Euro. Im Vergleich: In Istanbul sind es gerade einmal 524 Euro, in Madrid 687 Euro und selbst Brüssel liegt mit 1.892 Euro klar unter Deutschland-Niveau.
Die hohe Abgabenlast hat zuletzt auch in Österreich zum Total- bzw. Teilrückzug von Airlines geführt. Die ungarische Wizz Air etwa zieht mit 26. Oktober drei Maschinen aus Wien ab, mit 15. März 2026 wird die Basis mit Verweis auf die hohen Kosten endgültig dichtgemacht. Auch Ryanair-Chef Michael O’Leary hat zuletzt den Abzug von drei Maschinen aus Wien angekündigt. Im Sommerflugplan 2026 könnten dann weitere zwei Flugzeuge folgen, sofern die Regierung nicht die Luftverkehrssteuer abschafft und Flughafen sowie Austro Control Gebühren senken.