TikToker verurteilt

"Will mehr sehen" – Mann (55) fand Grazer-Amoklauf gut

Mit dem Wort "stark" betitelte ein 55-jähriger Iraker den schrecklichen Amoklauf in Graz vor seinen Followern. Nun wurde der Mann verurteilt.
Newsdesk Heute
19.09.2025, 18:26
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Es war einer der dunkelsten Tage in der Geschichte der Zweiten Republik: Am 10. Juni eröffnete ein ehemaliger Schüler am Grazer BORG in der Dreierschützengasse das Feuer. Insgesamt starben dabei elf Menschen – der Schütze mit eingeschlossen.

Auch Monate nach der schrecklichen Tat kommt der Amoklauf nicht aus den Schlagzeilen. Diesmal ist dafür ein 55-jähriger Iraker mit einer Millionen-Reichweite auf TikTok dafür verantwortlich.

Opfer seien ihm egal

Der Mann lebt seit 2015 in Österreich, seit drei Jahren mit Asylstatus. Da er wohl Probleme bei einer von ihm gewünschten Namensänderung hatte und ihm der Besuch seines Bruders verweigert wurde, ließ er sich in zwei Videos zu verwerflichen Äußerungen hinreißen, die am Freitag in Klagenfurt ein rechtliches Nachspiel hatten.

Laut dem Staatsanwalt Markus Kitz habe der 55-Jährige sich in einem Video, welches er in Graz aufgenommen hatte, über seine Situation entsprechend beschwert und gemeint, das sei hier das Bundesland, in dem der Amoklauf stattfand. Dieser Umstand würde seinen "Schmerz" heilen.

In einem weiteren Video bezeichnete er den Amoklauf als "stark" und forderte: "Ich will mehr sehen." Bei der polizeilichen Einvernahme meinte er dann, es sei ihm egal, dass viele Menschen gestorben seien. Im Gegenteil: Er würde sich freuen, wenn so etwas passiere, weil alle gegen ihn und seinen Bruder seien.

Angeklagter: "Tut mir leid"

Dem Angeklagten wurde für die Gerichtsverhandlung ein Dolmetscher zu Seite gestellt. Über diesen kommunizierte der 55-Jährige, dass er nicht gewusst habe, dass er mit diesen Aussagen gegen das Gesetz verstößt. Seine verbalen Entgleisungen täten ihm leid. In Wahrheit würde er nicht gut finden, was in der Schule passierte.

Diese Reue nahm ihm der Staatsanwalt nicht ab. Er meinte, dass es dem Angeklagten nur um möglichst viele Follower gehe und dafür nehme er auch Leichen in Kauf. Eines der Videos wurde über 162.000 Mal angesehen, bekam fast 6.300 Likes und wurde mehr als 400 Mal kommentiert.

Steine in den Weg gelegt

Ein anderes Bild von seinem Mandanten zeichnete Verteidiger Philipp Tschernitz. Ihm zufolge wären dem 55-Jährigen überall Steine in den Weg gelegt worden. Als Beispiele nannte er die Anerkennung des Führerscheins, die Probleme bei der Namensänderung und das Besuchsverbot für seinen Bruder.

Zudem habe man dem Mann im Asylverfahren nicht geglaubt, "bis es ein Mordattentat auf ihn gegeben hat". Dabei bezog sich der Anwalt auf einen Fall aus dem Jahr 2023. Damals wurde ein Landsmann nach einer religiös motivierten Messerattacke auf den 55-Jährigen wegen absichtlich schwerer Körperverletzung erstinstanzlich schuldig gesprochen. Laut dem Verteidiger sei es nicht die Art seines Mandanten, Gewalttaten zu verherrlichen.

14 Monate Haft

Die Richterin Claudia Bandion-Ortner ließ sich davon allerdings nicht so ganz überzeugen. Der Mann sei bereits einschlägig wegen gefährlicher Drohung gegen einen Beamten vorbestraft. Zudem habe der Grazer-Amoklauf "Österreich schwer getroffen, viele junge Menschen sind ums Leben gekommen", erklärte die Richterin.

Ihr Urteil fiel streng aus. Das Attentat zu befürworten, sei ihr zufolge "wirklich sehr verwerflich". Außerdem habe der Mann eine große Verantwortung bei Millionen Followern. Solche Aussagen könnten Leute zu ähnlichen Taten motivieren, hielt die Richterin fest.

Schlussendlich wurde der 55-Jährige zu 14 Monaten Haft, zehn davon bedingt, verurteilt. Zudem wurde angeordnet, dass er an einem "Dialog statt Hass"-Programm teilnehmen muss. Das Urteil ist rechtskräftig.

{title && {title} } red, {title && {title} } 19.09.2025, 18:26
Jetzt E-Paper lesen