Während die meisten Menschen sich im Oktober noch auf kuschelige Abende mit Tee und Netflix freuen, startet die Gen Z auf TikTok bereits mit dem neuen Jahr. Verwirrend? Keine Frage. Effektiv? Womöglich, denn mit dem "Winter Arc" sollen die letzten 90 Tage des Jahres genutzt werden, um Routinen bereits lange vor dem tatsächlichen Jahreswechsel zu ändern.
Anstatt den Winter also als Zeit des Rückzugs und der Gemütlichkeit zu betrachten, wird er zur aktiven Transformationsphase. Drei Monate lang – von Oktober bis Dezember – arbeiten die Anhängerinnen und Anhänger des Trends intensiv an sich selbst, um pünktlich zum Jahreswechsel bereits ihre Ziele und eine "bessere Version" von sich selbst erreicht zu haben.
Erstmals ging der Trend 2024 viral. Damals erreicht die Selfcare-Influencerin Carly Berges aus Miami mit einem simplen Aufruf Millionen Menschen. Sie machte aus dem Begriff "Arc" – einem Erzählelement aus Film und Literatur, das die Entwicklung einer Figur beschreibt – ein persönliches Entwicklungskonzept für die Sozialen Medien. Ihre Botschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Warum bis Januar warten, wenn man schon im Oktober anfangen kann?
Seither haben Millionen Userinnen und User weltweit ihre eigenen Versionen des Trends gepostet. Das "Winter Arc"-Programm ist dabei erstaunlich vielfältig. Manche Teilnehmer stehen ab sofort jeden Morgen um 5:30 Uhr auf, andere schwören auf eiskalte Duschen als mentales Training. Meal Prepping am Sonntag, tägliche Meditation, bewusster Social Media- und Smartphone-Verzicht in den ersten und letzten Stunden des Tages oder regelmäßige Fitnesseinheiten gehören zu den beliebtesten Praktiken.
Der Zeitraum zwischen Oktober und Dezember wird zum eigenen Kapitel, in dem man sich bewusst verändert und weiterentwickelt. Psychotherapeutin Romina Reginold darin sowohl Chancen als auch Risiken. "Es geht darum, den Herbst und Winter nicht als träge Phase zu erleben, sondern aktiv eine neue Routine zu etablieren. Viele erleben dadurch Selbstwirksamkeit, das Gefühl, das eigene Leben selbst gestalten zu können", erklärt sie gegenüber "20 Minuten".
Jedoch könne der Trend auch das Gegenteil auslösen: "Sie können auch Druck auslösen." Wenn man ständig die Erfolgsgeschichten anderer sieht, könne schnell das Gefühl entstehen, mithalten zu müssen – oder etwas zu verpassen, wenn man nicht mitmacht. Das könne am Selbstwert nagen.