Für manche ist es ein uraltes Schönheitsritual, andere werden auf den Hype um diesen Haar-Trend erst jetzt aufmerksam: Auf Social-Media-Plattformen, vor allem auf TikTok, boomt die "Hair Oiling"-Community. Influencer und User tauschen ihre Haar-Tipps in Videos und Kommentaren aus und erhoffen sich, mit bestimmten Ölen und Haarmasken eine gesunde und megalange Rapunzelmähne. Dermatologin Barbara Franz verrät "Heute", was wirklich der Haar-Trend kann.
"Beim Auftragen von Öl auf die Kopfhaut entsteht zunächst ein okklusiver Effekt: Die Haut wird abgedeckt, was den Feuchtigkeitsverlust reduziert. Viele Öle enthalten zudem Fettsäuren, Vitamine und Antioxidantien, die die Hautbarriere stärken können", erklärt Barbara Franz, Dermatologin, gegenüber "Heute". "Für das Haar selbst wirkt Öl hauptsächlich konditionierend: Es legt sich wie ein Schutzfilm um die Haarfaser, reduziert Reibung und kann Bruch vorbeugen. Öl dringt nur teilweise ins Haar ein – z. B. Kokosöl in begrenztem Maß, da es kurzkettige Fettsäuren enthält", so die Hautärztin.
In den sozialen Medien schwären zumindest Influencer vom Haar-Trend. Dabei zeigen Content Creatoren unzählige Öle, die sie auf verschiedenen Arten und Weisen in die Kopfhaut einmassieren. Begeistert kommentieren User unter den zahlreichen "Hair Oiling"-Videos: Während einige Nutzer neidisch auf Hafeezas Haare sind, fragen andere gespannt nach den Produkten.
Alle Öle eignen sich aber für den "Hair Oiling"-Trend nicht: "Vorsichtig sollte man mit ätherischen Ölen sein: Teebaum- oder Pfefferminzöle können die Kopfhaut reizen und allergische Reaktionen auslösen. Rizinusöl lässt sich extrem schwer auswaschen und kann auch die Poren verstopfen", warnt Franz. Dagegen empfiehlt sie Öle, die dermatologisch sinnvoll sind: "Kokosöl kann in die Haarstruktur eindringen, Arganöl ist reich an Vitamin E, antioxidativ und glättet die Haaroberfläche."
"Es gibt keine soliden wissenschaftlichen Belege, dass Öle Haarausfall, zum Beispiel androgenetisch, stoppen können", sagt die Wiener Dermatologin. In den meisten Clips werden meist kleine Flakons von Rosmarinöl beworben, richtige Wundermittel sind sie aber nicht: "Einzelne kleine Studien deuten auf eine mögliche Wirkung gegen Haarausfall hin, die Belege sind aber schwach. Rosmarinöl wird manchmal mit Minoxidil verglichen, die Datenlage ist aber schwach und uneinheitlich. Öl kann die Haare gesünder wirken lassen, aber keine genetische Ursache des Haarausfalls ändern", verrät Franz.
Für jeden ist der Haar-Trend nicht gemacht: Wer mit einer seborrhoischen Dermatitis oder Schuppen zu kämpfen hat, sollte lieber auf die pflegenden Öle verzichten. Lipide können nämlich die Hefepilze, die Schuppen fördern, da sie solche als Nährstoff aufnehmen. "Für sehr trockene Haut kann aber das Öl hingegen wohltuend sein. Geeignet ist es nicht für Menschen, die zu Akne und starken Schuppenproblemen neigen", erläutert die Expertin.
Auf den Social-Media-Plattformen meinen Influencer, dass die Öle meist über Nacht einziehen zu lassen sind, doch "30 bis 60 Minuten reichen in der Regel völlig aus, um den pflegenden Effekt zu erzielen. Über Nacht die Masken einwirken zu lassen, bringt keinen nachgewiesenen Zusatznutzen. Das erhöht eher das Risiko für Hautirritationen, verstopfte Poren oder ein schmieriges Kopfkissen", erzählt Franz "Heute".
Manche Content Creatoren behaupten, dass sogar Haarmasken die richtigen Geheimtipps für eine prachtvolle Mähne sein sollen – dem widerspricht die Wiener Dermatologin: "Haarmasken enthalten oft konditionierende Stoffe, Proteine, Silikone. Solche sind nur für eine kurze Einwirkzeit gedacht. Über Nacht können sie das Haar 'überpflegen'.
Außerdem machen sie das Haar klebrig." Rückstände, die auf der Kopfhaut verbleiben, können Irritationen auslösen und zu Pickeln führen. "Bei empfindlichem Haar besteht sogar das Risiko für Bruch durch die Reibung im Schlaf - weil nasses oder 'beschichtetes' Haar anfälliger ist", erklärt Franz. Deshalb sollte man Haarmasken so anwenden, wie sie auf der Packung empfohlen werden.