Fitness-Tracker sind längst mehr als ein kurzlebiger Trend. Sie sind im Vergleich zu Smartwatches günstig, bieten aber immer mehr vergleichbare Funktionen und begleiten mittlerweile Millionen Menschen beim Sport, im Alltag und sogar im Schlaf. Xiaomi hat sich in diesem Markt mit seiner Smart-Band-Reihe eine feste Position erarbeitet. Mit dem neuen Smart Band 10 bringt der Hersteller nun die bereits zehnte Generation seiner beliebten Armbänder auf den Markt. Die Erwartungen sind hoch, denn jeder neue Schritt in dieser Serie musste sich gegen eine starke Konkurrenz und gegen die eigenen Vorgänger behaupten – und konnte dies bisher meist. Die entscheidende Frage lautet also: Gibt es wieder Fortschritt oder nur Facelift?
Schon beim Auspacken fällt auf, dass Xiaomi seinem typischen Design treu bleibt. Das Smart Band 10 wirkt schlank, elegant und gleichzeitig robust. Die Farbvarianten reichen von klassischem Schwarz bis hin zu edleren Editionen wie Glimmer (Testgerät) oder Ceramic. Mit diesen steigt aber auch der Preis: Während das Basismodell (Schwarz, Rosa, Silber, mit Aluminiumrahmen und TPU-Armband) auf 49,99 Euro kommt, sind es für das weiße Ceramic-Modell (Keramikrahmen und Fluorkautschuk-Armband) bereits 59,99 Euro und für das goldene Sondermodell (Aluminiumrahmen und Armband aus Edelstahl-Glaskristall-Verbund) 79,99 Euro. Die Armbänder können leicht getauscht werden, technisch sind alle Varianten ident bestückt.
Das Gehäuse ist hochwertig verarbeitet, die Kanten sind sauber gefräst, und das geringe Gewicht von nur knapp 16 Gramm sorgt dafür, dass das Band am Handgelenk fast nicht auffällt. Damit setzt Xiaomi auf eine Mischung aus Understatement und Alltagstauglichkeit, die sowohl Hobby-Sportler als auch Design-Freunde ansprechen dürfte. Im Praxiseinsatz überzeugt das solide Metall-Armband überraschend durch Komfort. Es ist zwar spürbar, aber beim Arbeiten, Schlafen oder Sport stört es nicht. Die Kunststoff-Bänder eignen sich natürlich besser zum Trainieren, sind flexibel, hautfreundlich und in unterschiedlichen Längen erhältlich, sodass sie für viele Handgelenke geeignet sind. Zudem kommen die Basis-Varianten auch viel billiger.
Im Alltag zeigt sich schnell, dass es problemlos 24 Stunden am Arm bleiben kann, ohne zu stören. Eine der größten Neuerungen gegenüber den Vorgängermodellen ist das Display. Mit 1,72 Zoll ist es zwar weiter traditionell sehr klein, bietet aber spürbar mehr Fläche und eine verbesserte Auflösung im Vergleich zu den Vorgängern. Die AMOLED-Technologie sorgt für kräftige Farben und tiefe Schwarzwerte. Die Helligkeit von bis zu 1.500 Nits in der Spitze reicht aus, damit es auch bei direkter Sonneneinstrahlung eine gute Ablesbarkeit gibt. Auch die sehr dünnen Displayränder lassen es moderner und wertiger erscheinen als seine Vorgänger. Die Bedienung erfolgt ausschließlich über Touchgesten, die meist präzise und flüssig funktionieren.
Ein zusätzlicher Knopf fehlt, was einerseits minimalistisch wirkt, andererseits aber etwas Eingewöhnung verlangt. Die Menüführung ist indes logisch aufgebaut, wenngleich sie ein wenig Einarbeitung erfordert. Mit verschiedenen Wischgesten navigiert man durch die Menüs, ruft Statistiken ab oder öffnet Sportmodi. Xiaomi bietet zudem eine große Auswahl an Zifferblättern, die über die Mi-Fitness-App heruntergeladen und angepasst werden können. So lässt sich das Erscheinungsbild des Bandes stark individualisieren. Das Display reagiert schnell, die Animationen wirken flüssig, und selbst bei feuchten Fingern bleibt die Steuerung meist zuverlässig. Automatische Helligkeitsanpassung gibt es über den integrierten Sensor.
Im Kern ist das Smart Band 10 ein Fitness-Tracker, und hier zeigt es seine Stärken. Der optische Herzfrequenzsensor arbeitet zuverlässig und liefert halbwegs plausible Werte, auch bei langen Trainingseinheiten. Bei sehr schnellen Wechseln der Belastung kommt es allerdings gelegentlich zu leichten Verzögerungen. Der SpO₂-Sensor misst den Sauerstoffgehalt im Blut und bietet damit zusätzliche Informationen über die Fitness und das Wohlbefinden. Bei ruhiger Haltung liefert er brauchbare Ergebnisse, doch bei starker Bewegung sind die Daten weniger exakt. Auch die Herzfrequenzvariabilität wird zwar erwähnt, ist jedoch nicht eindeutig als vollwertige Funktion integriert. Daten sollten als Orientierung, nicht als fixe Messwerte dienen.
Ein wichtiger Bestandteil moderner Fitness-Tracker ist die Analyse des Schlafs. Das Xiaomi Smart Band 10 erfasst Einschlaf- und Aufwachzeiten sowie verschiedene Schlafphasen. Die Daten sind alltagstauglich, auch wenn sie nicht immer hundertprozentig mit subjektiven Eindrücken übereinstimmen. Teilweise werden Phasen zu großzügig oder zu ungenau zugeordnet oder ein ruhiges Liegen wird als Schlaf gedeutet. Dennoch liefert das Band Hinweise auf Schlafgewohnheiten und kann helfen, den eigenen Rhythmus besser zu verstehen – oder aber, die Gewohnheiten zu einem gesünderen Rhythmus hin zu verändern. Für eine professionelle Analyse reicht die Genauigkeit jedoch nicht aus, was allerdings erwartbar war.
Besonders stolz ist Xiaomi auf die mehr als 150 Sportmodi, die das Smart Band 10 bietet. Von klassischen Disziplinen wie Laufen und Radfahren bis hin zu Yoga oder Tanz ist fast alles vertreten. Besonders hervorzuheben ist der Schwimmmodus, der mit einem speziellen Neun-Achsen-Sensor ausgestattet ist. Laut Xiaomi liegt die Genauigkeit der Bahnenzählung bei über 90 Prozent. Auch die Möglichkeit, die Herzfrequenz in Echtzeit per Bluetooth an andere Geräte zu übertragen, ist eine spannende Ergänzung, die sich vor allem für ambitionierte Sportler eignet. Trotz der insgesamt guten Leistung gibt es Schwächen, die nicht unerwähnt bleiben dürfen. Bei Sportarten mit extremen Armbewegungen neigen die Sensoren zu Abweichungen.
Hinzu kommt, dass das Smart Band 10 kein integriertes Standalone-GPS besitzt. Für genaue Streckenaufzeichnungen muss es daher mit einem Smartphone gekoppelt werden. Funktionen wie kontaktloses Bezahlen sind ebenfalls nicht integriert, was manch ein Nutzer vermissen dürfte. Ein echtes Highlight ist dagegen die Ausdauer des Akkus. Xiaomi wirbt mit einer Laufzeit von bis zu 21 Tagen. Im Alltag hängt die tatsächliche Dauer natürlich stark von den Einstellungen ab. Mit aktivem Always-on-Display und intensiver Nutzung der Sensoren sinkt die Laufzeit auf rund eine Woche. Bei moderater Nutzung sind zwei bis drei Wochen realistisch. Das Laden erfolgt über ein magnetisches Kabel und ist in etwa einer Stunde erledigt.
Im Alltag zeigt sich das Smart Band 10 als zuverlässiger Begleiter mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis in der Basis-Ausführung. Benachrichtigungen von Anrufen oder Apps werden direkt am Handgelenk angezeigt, auch wenn sie inhaltlich auf Text reduziert sind. Lange Nachrichten lassen sich nur durch Scrollen vollständig lesen, Bilder werden gar nicht dargestellt. Dennoch reicht es aus, um informiert zu bleiben und per Schnellantwort zu reagieren. Die Vibration ist kräftig genug, um im Alltag nicht übersehen zu werden, gleichzeitig aber dezent genug, um nicht zu stören. Die Kopplung mit der Mi-Fitness-App funktioniert reibungslos, auch wenn es selten zu Verzögerungen beim Synchronisieren kommen kann.
Im Vergleich zum Vorgänger, dem Smart Band 9, zeigt sich, dass Xiaomi eher evolutionär als revolutionär vorgeht. Das Display ist größer und heller, die Sensorik wurde verbessert, und die Vibration ist etwas direkter. Insgesamt ist das Smart Band 10 aber eher eine polierte Version des Vorgängers als eine völlig neue Generation. Wer bereits das neunte Modell besitzt, muss sich genau überlegen, ob ein Upgrade notwendig ist. Für Nutzer älterer Modelle lohnt sich der Umstieg hingegen deutlich stärker. Im direkten Vergleich zu anderen Modellen seiner Preisklasse kann sich das Smart Band 10 behaupten. Das große Display, die lange Akkulaufzeit und die Vielzahl an Sportmodi machen es zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten.
Zwar fehlen einige Premium-Features wie integriertes GPS oder NFC, doch angesichts des günstigen Preises sind diese Abstriche verschmerzbar. Das Xiaomi Smart Band 10 erfindet den Fitness-Tracker nicht neu, doch es perfektioniert viele Details. Das brillante Mini-Display, die verbesserte Sensorik und die starke Akkuleistung machen es zu einem idealen Begleiter für den Alltag und den Sport. Die Schwächen liegen vor allem in der fehlenden GPS-Funktion und in kleineren Ungenauigkeiten beim Schlaftracking. Wer ein günstiges, aber vielseitiges Armband sucht, wird hier dennoch fündig. Für Profisportler oder Nutzer mit hohen Ansprüchen an exakte Analysen bietet sich jedoch ein Blick in höhere Preisklassen und Richtung Smartwatches an.