ADHS ist längst kein reines "Zappelphilipp"-Thema mehr. Immer mehr Kinder, Jugendliche – und vor allem Erwachsene – merken: Da steckt etwas dahinter, wenn der Kopf ständig auf 180 ist, Termine wegrutschen oder man sich trotz Mühe nicht fokussieren kann. Es gibt eine Reihe von Fragen, die Aufschluss darüber geben können, ob ein Erwachsener an ADHS leidet.
In der Regel wird die Erkrankung in der Kindheit festgestellt. Wenn die Symptome von ADHS jedoch nicht schon in jungen Jahren erkannt werden, wissen Erwachsene wahrscheinlich gar nicht, dass sie an dieser Störung leiden, obwohl sie behandelt werden kann. Die passende Behandlung hängt von den vorherrschenden Symptomen ab, die von Person zu Person variieren können.
Was ist ADHS?
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Es ist eine neuroentwicklungsbedingte Störung, also etwas, das mit der Entwicklung des Gehirns zusammenhängt – nicht mit Faulheit oder fehlendem Willen. Im Kern geht es um drei Symptom-Bereiche: 1) Unaufmerksamkeit, 2) Hyperaktivität, 3) Impulsivität. Damit eine Diagnose gestellt werden kann, müssen die Symptome mindestens 6 Monate bestehen, in mehreren Lebensbereichen auftreten (z. B. Schule/Job, Zuhause, soziale Situationen) und deutlich beeinträchtigen.
Die Zahl der ADHS-Diagnosen steigt seit Jahren – besonders bei Erwachsenen. Fachleute sehen mehrere Gründe: mehr Wissen, bessere Erkennung, aber auch Social-Media-Aufmerksamkeit, die Menschen stärker auf Symptome bringt. Gleichzeitig gibt es eine Debatte, ob teilweise zu schnell diagnostiziert wird – deshalb ist eine saubere Abklärung wichtig.
12 Fragen, die auf ADHS bei Erwachsenen hindeuten könnten
Es gibt eine Reihe von Fragen, die Aufschluss darüber geben können, ob ein Erwachsener an ADHS leidet. Dr. Ali Ajaz stellt diese auf seinem TikTok-Kanal vor. Er betont dabei, dass viele Menschen diese Fragen zwar mit "Ja" beantworten, dies jedoch nicht unbedingt bedeutet, dass sie an dieser Erkrankung leiden.
1
Hast du Probleme, dich auf alltägliche Aufgaben zu konzentrieren?
Schwierigkeiten, den Tag zu überstehen, können ein Anzeichen für den "unaufmerksamen Typ" von ADHS sein, der sich insbesondere auf die Konzentration und Organisation auswirken kann, obwohl die Mehrheit der Menschen mit dieser Störung Symptome sowohl des unaufmerksamen als auch des hyperaktiv-impulsiven Typs der Störung aufweisen.
2
Bis du oft in Gedanken versunken oder verlierst das Zeitgefühl?
Menschen mit ADHS lassen sich leichter ablenken, beispielsweise durch Lärm, Unordnung oder andere Menschen. Auch ihre eigenen Gedanken können eine Rolle spielen, da Menschen mit dieser Erkrankung beschreiben, dass ihre inneren Gedanken rasen und von einem Thema zum nächsten springen.
3
Machst du bei der Arbeit oder bei Aufgaben Flüchtigkeitsfehler?
Das Priorisieren von Aufgaben und das Befolgen von Anweisungen kann für Menschen mit ADHS schwierig sein, da sie selbst ohne äußere Einflüsse Probleme haben können, sich zu konzentrieren.
4
Hast du Schwierigkeiten, Aufgaben anzugehen, und schiebst Dinge bis zur letzten Minute auf?
Wenn es um Zeitmanagement geht, können Menschen mit ADHS dies als ziemlich schwierig empfinden und manchmal sogar als vergesslich wirken.
5
Fällt es dir schwer, eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen?
Äußere Reize können dabei eine Rolle spielen, da Geräusche oder visuelle Ablenkungen von außen die Aufmerksamkeit der Person leicht von der eigentlichen Aufgabe ablenken können.
6
Hast du Schwierigkeiten, dich zu organisieren?
Auch hier ist Organisation schwierig, da Menschen mit ADHS aufgrund ihrer Schwierigkeiten, die für Aufgaben oder Wege benötigte Zeit einzuschätzen, Probleme haben können, Termine einzuhalten, oder ständig zu spät zur Schule oder zur Arbeit kommen.
7
Ist es dir manchmal peinlich, wie unordentlich dein Schlafzimmer, dein Zuhause oder dein Arbeitsplatz ist?
Bei ADHS-Betroffenen ist ein unordentliches Zimmer weit verbreitet, da sie Schwierigkeiten mit exekutiven Funktionen wie Planen, Priorisieren und Durchführen von Aufgaben haben, was sich auch auf das Putzen im Allgemeinen überträgt, da sie sich leichter ablenken lassen.
8
Verlierst du regelmäßig wichtige Gegenstände wie z. B. Handy, Schlüssel oder Geldbörse?
Aufgrund von Unaufmerksamkeit oder einem schwachen Arbeitsgedächtnis kann es für Menschen mit ADHS schwierig sein, sich auf das Ablegen von Gegenständen zu konzentrieren, da ein schwaches Arbeitsgedächtnis Schwierigkeiten haben kann, sich daran zu erinnern, wo Dinge abgelegt wurden, nach dem Motto "aus den Augen, aus dem Sinn".
9
Fällt es dir schwer, dich zu entspannen oder abzuschalten?
Schwierigkeiten beim Entspannen hängen damit zusammen, dass das Gehirn von Menschen mit ADHS auf Stimulation ausgerichtet ist, was bedeutet, dass sie sich unruhig fühlen und nur schwer abschalten können, da ihr Geist ständig "beschäftigt" ist.
10
Hast du Schlafprobleme, weil dein Geist nicht abschalten kann?
Ähnlich wie oben beschrieben kann es bei einem Geist, der von rasenden Gedanken beherrscht wird und dazu neigt, von Thema zu Thema zu springen, schwierig sein, ihn vollständig abzuschalten, selbst am Ende eines anstrengenden Tages.
11
Fällt es dir schwer, in Warteschlangen oder Gesprächen zu warten, bis du dran bist?
In Verbindung mit Impulsivität kann dies dazu führen, dass Menschen mit ADHS Schwierigkeiten haben, sich auf Gespräche zu konzentrieren, und sich sogar dann einmischen, wenn dies als unhöflich empfunden werden könnte, während das Warten in Warteschlangen den Faktor Unruhe hervorrufen kann.
12
Hast du Schwierigkeiten, zuzuhören, wenn du direkt angesprochen wirst?
Schwierigkeiten beim Zuhören oder Aufpassen können durch innere Gedanken oder äußere Reize beeinflusst werden, insbesondere wenn das Gespräch kein Thema behandelt, das einen interessiert.
Sitzt ungern still, zappelt, redet viel dazwischen
Handelt, bevor es denkt, ist ungeduldig
Wichtig: Nicht jedes lebhafte Kind hat ADHS. Entscheidend ist die Dauer, Stärke und Beeinträchtigung.
Wenn bei Erwachsenen diese Symptome auftreten:
Konzentrations- und Organisationsprobleme
Chaos im Kopf, viele Projekte, wenig Abschluss
Prokrastination, Zeitblindheit ("ups, schon wieder zu spät")
Impulsives Handeln, Stimmungsschwankungen
Dauerstress, weil alles "mehr Energie kostet"
ADHS verändert oft die Form. Viele sind nicht (mehr) hyperaktiv, aber innerlich ständig "aufgezogen". Gerade Frauen werden oft spät erkannt, weil sie seltener auffällig-hyperaktiv sind und eher mit Überforderung, Perfektionismus oder Erschöpfung kämpfen. Es folgt eine mehrstufige klinische Abklärung. Das ist wichtig, weil ADHS-ähnliche Symptome auch andere Gründe haben können.
ADHS kann das Leben ordentlich durcheinanderwirbeln – aber mit der richtigen Diagnose und Behandlung wird es für viele spürbar leichter. Entscheidend ist, das Thema ernst zu nehmen, nicht zu romantisieren und nicht zu verteufeln. Wer versteht, wie der eigene Kopf tickt, kann Strategien entwickeln, die wirklich funktionieren – und bekommt endlich das Gefühl: Ich bin nicht kaputt. Ich brauche nur die passende Bedienungsanleitung.