Am Montag fand das letzte der insgesamt fünf ORF-Sommergespräche statt. Das große Finale machte FPÖ-Parteiobmann Herbert Kickl. Eine Premiere: Erstmals nahm zum Abschluss der Interviewreihe nicht der Bundeskanzler, sondern ein Freiheitlicher Platz.
Im Anschluss wurde das Gespräch – wie auch bei den anderen vier Parteiköpfen – im ORF analysiert. Erst mit Politikwissenschafter Peter Filzmaier und der stellvertretenden "Standard"-Chefredakteurin Petra Stuiber in der ZIB2 und anschließend im "Sommer(nach)gespräch in ORF III. Hier diskutierten bei Lou Lorenz-Dittlbacher: "Kurier"-Herausgeberin Martina Salomon sowie Karikaturist Michael Pammesberger, ORF-Redakteurin Petra Singer, Fiskalrat-Chef Christoph Badelt sowie der von der FPÖ entsandte ORF-Stiftungsrat Peter Westenthaler.
Diese Besetzung sorgt bei FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker für Aufregung. "Die gestrigen ORF-III-'Sommer(nach)gespräche' waren alles andere als eine ausgewogene Diskussion, sondern eine Farce und reine Inszenierung des ÖVP-nahen Meinungskartells!", so der Freiheitliche in einer Aussendung. Westenthaler sei "als einziger wirklicher Gegenpol" aufgetreten. "Und genau dieser wurde von einer gesamten Runde in die Zange genommen – ein Musterbeispiel für den einseitigen Umgang des ORF mit freiheitlichen Positionen", kritisierte Hafenecker.
Westenthaler platzte im Gespräch selbst auch der Kragen: "Haben Sie die Gnade zu verstehen, dass hier fünf gegen einen sind? Ihr hängt euch da alle ein wie eine Familienaufstellung gegen mich", sagte er in Richtung der Diskussionsteilnehmer.
Für den freiheitlichen Politiker ist klar: "Hier wurde nicht diskutiert, hier wurde eine geschlossene Systemfront gegen die FPÖ aufgebaut." Aus seiner Sicht seien alle Beteiligten – direkt oder indirekt – über die ÖVP miteinander verbunden.
Hafenecker weiter: "Man muss schon blind sein, um in dieser Runde keinen geschlossenen Medienfilz zu erkennen. Das war nichts anderes als ein ÖVP-Stammtisch, der Kickl und die FPÖ aburteilen sollte."
Heftige Kritik gibt es auch an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann, "der nur mit den Stimmen der ÖVP-Mehrheit im Stiftungsrat ins Amt gekommen ist", so der FP-General. "Man sieht glasklar, wie sehr der ORF inzwischen von ÖVP-Netzwerken durchzogen ist – und dass jede Sendung, in der es um die FPÖ geht, zu einem Tribunal verkommen. Das ist ein schamloser Missbrauch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks", sagt Hafenecker abschließend.