Der Streit zwischen Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) und Ärztekammer spitzt sich zu. Die jüngste Forderung von ÖGK-Obmann Andreas Huss, die Honorare für Wahlärzte zu deckeln, bringt die Mediziner auf die Palme. Die Ärztekammer Wien spricht von einem "massiven Angriff auf den freien Beruf" und warnt vor einer "Gefährdung der medizinischen Versorgung in Österreich".
Huss hatte Montagfrüh in Ö1 kritisiert, dass Wahlärzte oft das Zehn- oder gar Fünfzehnfache des Kassentarifs verrechnen, das sei "unzumutbar". Patienten müssten beim Privatarzt nicht selten um die 200 Euro bezahlen, bekämen von der Kasse aber nur 30 Euro erstattet.
"Wahlärztinnen und Wahlärzte halten die Versorgungssicherheit aufrecht", schießt Kammerpräsident Johannes Steinhart scharf zurück. Bei Privatärzten gebe es rasche Terminvergaben, Zeit für ausführliche Gespräche mit den Patienten – das trage wesentlich zur Entlastung der Sozialversicherung und der öffentlichen Spitäler bei.
"Eine Deckelung der Honorare würde jedoch dazu führen, dass viele ihre Ordinationen nicht mehr kostendeckend und auf dem gewohnt hohen Betreuungsniveau weiterführen können", erklärt Steinhart.
Der Ärztekammer-Chef spart nicht mit Kritik an Huss – dieser bemühe "populistische Stehsätze, ohne an die Auswirkungen zu denken". Wahlärzte würden dem solidarischen Gesundheitssystem "tagtäglich Kosten und Ressourcen ersparen"
Auch Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Kammer, findet klare Worte: "Wer den freien Beruf schwächt, schwächt das ganze Gesundheitssystem!" Statt private Leistungen zu deckeln, müssten endlich die Kassentarife angepasst werden: "Sonst wird im maroden Kassensystem niemand mehr Fuß fassen wollen".