Bei Wasser und Brot

Als die Wahl des Papstes fast drei Jahre dauerte

Die nächste Papstwahl dürfte nur einige Tage dauern. Das war 1268 anders. Das Prozedere zog sich dermaßen in die Länge, dass die Nerven blank lagen.
26.04.2025, 20:48

Das Konklave von 1268 stand von Anfang an unter keinem guten Stern. 20 Kardinäle waren einberufen worden, um einen Nachfolger für den verstorbenen Papst Clemens IV. zu wählen. Einer von ihnen nahm aus Altersgründen erst gar nicht an der Wahl teil. Zwei starben im Laufe des Konklaves. Die restlichen teilten sich in zwei unversöhnliche Fraktionen auf.

Die eine Fraktion stand unter dem Einfluss von Karl I. von Anjou, König von Neapel und Sizilien, und versuchte, einen Frankreich-freundlichen Papst durchzubringen. Die anderen, meist italienische Kardinäle, standen loyal zum Heiligen Römischen Reich und bevorzugten einen italienischen Papst. Ihre Zahl reichte aus, um einen französischen Papst zu verhindern.

Monatelanger Stillstand

Das Konklave fand ab November 1268 im päpstlichen Palast von Viterbo nördlich von Rom statt. Damals war es üblich, dass die Papstwahl am Ort stattfand, an dem der Vorgängerpapst starb. Die Kardinäle trafen sich zu den Wahlgängen im Papstpalast und kehrten anschließend in ihre Quartiere zurück. Pro Tag gab es einen Wahlgang. Karl I. war während des ganzen Konklaves vor Ort, um seinen Einfluss geltend zu machen.

Die politischen Umstände sorgten dafür, dass eine Einigung in weiter Ferne lag. Keiner der Papstanwärter konnte die nötige Zweidrittelmehrheit auf sich vereinen. Ende 1269 platzte den Menschen von Ort der Kragen. Die Stadtoberen von Viterbo befahlen unter dem Einfluss von Karl I., die Türen des Papstpalastes zu versiegeln und die Kardinäle bis zur Wahl eines Papstes einzusperren.

Palastdach entfernt

Die Maßnahme brachte allerdings nicht die gewünschte Beschleunigung der Wahl. Nun kürzte man den Kardinälen auch die Essensrationen, setzte sie auf Wasser und Brot. Schließlich wurde auch noch ein Teil des Daches des Papstpalastes entfernt.

Es ist nicht ganz klar, wer am Ursprung der Dachentfernung stand. Laut einem Bericht eines Kirchenhistorikers aus dem 16. Jahrhundert verlangte Kardinal Johannes von Toledo danach, um dem Heiligen Geist den Weg zu öffnen. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass es sich um eine weitere Strafmaßnahme handelt. Die Abdeckung des Dachs wurde demnach von Karl I. angeordnet, sodass die Kardinäle Kälte, Regen und Sonne ausgesetzt waren. Dies in der Hoffnung, dass das körperliche Leiden ihre Entscheidung beschleunigen würde.

Plötzlich ging es ganz schnell

Schließlich brauchte es eine Intervention von höchster Stelle. Der französische König Philipp III. ordnete in Absprache mit anderen Herrschern an, dass die Kardinäle ein sechsköpfiges Wahlmänner-Gremium bilden, um einen Kompromisskandidaten zu wählen. Im Gremium waren die Italiener in der Überzahl. Plötzlich ging alles sehr schnell. Am 1. September 1271 wurde in nur einem Tag der Italiener Teobaldo Visconti aus Piacenza zum Papst gewählt.

Visconti war ein absoluter Außenseiter, denn er war nicht Kardinal, sondern lediglich ein Archidiakon. Zudem war er zum Zeitpunkt seiner Wahl im Heiligen Land, wo er als Päpstlicher Legat am Kreuzzug des Prinzen Eduard teilnahm. So traf er erst am 12. Februar 1272 in Viterbo ein, wo er den Papstnamen Gregor X. annahm.

Neuer Papst führt Reformen ein

Das Konklave, das zwei Jahre, neun Monate und zwei Tage dauerte, zeigte, dass es so nicht weiter gehen konnte. Gregor X. selbst führte während des Konzils von Lyon 1274 strengere Regeln für die Papstwahl ein. Sie legten unter anderem fest, dass die Kardinäle während des Konklaves abgeschirmt und nach bestimmten Zeiten die Rationen verkleinert werden sollten.

Auf Druck der Kardinäle wurden die Regeln zwar zwischenzeitlich widerrufen, doch Papst Bonifatius VIII. (1294 bis 1303) setzte sie schließlich dauerhaft in Kraft. Heute finden die Papstwahlen in einem von der Außenwelt abgeriegelten Bereich im Vatikan statt. Das Eingeschlossensein soll die Kardinäle vor Einflüssen von außen schützen und eine möglichst schnelle Einigung ermöglichen. Mehr zum aktuellen Ablauf des Konklaves erfährst du hier.

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