Steigende Temperaturen

Bei Hitze Fenster auf oder zu? Darauf kommt es an

Fenster bei hohen Temperaturen immer zu? Tatsächlich gibt es dazu keine eindeutige Antwort, sondern ist von mehreren Faktoren abhängig.
13.08.2025, 17:04
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Brennt die Sonne vom Himmel, kann es auch in Innenräumen ordentlich warm werden. Die Wohnung herunterzukühlen, ist dann gar nicht so einfach. Deshalb nutzen viele Menschen die Nacht und die frühen Morgenstunden, um die dann kühle Luft hineinzulassen. Aber was, wenn die Sonne kommt und die Temperaturen wieder steigen?

Meinungen gehen auseinander

Die einen schwören darauf, dass das Verdunkeln und Schließen der Fenster der beste Weg sei, um tagsüber die Hitze draußen zu halten. Davon hält der Schweizer Meteorologe Jörg Kachelmann nichts. In der Vergangenheit bezeichnete er entsprechende Empfehlungen auf tagesanzeiger.ch als "schiere Menschenverachtung", die ein "Todesurteil für ältere Menschen in kleinen Wohnungen" darstellen könnte, wie er auf X (ehemals Twitter) schrieb.

Fenster auf, Fenster zu – was ist besser?

Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Welcher Weg der beste ist, ist von verschiedenen Punkten abhängig:

Wie warm ist es draußen – und wie warm drinnen?

Tagsüber Fenster und Türen geschlossen zu halten, kann durchaus sinnvoll sein. Nämlich dann, wenn die Außenluft wesentlich heißer ist als die Innenluft. Beim Lüften würde sich nicht nur die Raumluft erwärmen, sondern auch das Mauerwerk. Die Abkühlung der Wohnung in den Nachtstunden würde dann noch länger dauern.

Wenn sich in der Wohnung tagsüber niemand aufhält, ist es also empfehlenswert, sie zu verschatten und Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Verdunklung: möglichst von außen

Damit die Verschattung möglichst viel bringt, sollte man besser die Sonnenstoren ausfahren, die Storen runterlassen oder Fensterläden schließen, als nur die Vorhänge zuzuziehen. So könne man die Hitze stoppen, bevor sie überhaupt die Fensterscheiben erreiche, sagt Christina Brunner, Expertin für Architektur beim Dachfenster-Hersteller Velux.
Was dahinter steckt, erklärt Evangelos Belias von der ETH Lausanne gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ): Bei geschlossenen Gardinen erzeuge man bloß einen Treibhauseffekt in der Wohnung. Das Sonnenlicht erwärmt die Gardinen, doch die Wärme kann nicht durch die Fenster entkommen, weil das Glas die Infrarotstrahlung aufnimmt und sich aufheizt.

Befindet sich jemand in den Räumen?

Die Temperaturen innen und außen sind aber nicht der einzige Aspekt, den es zu beachten gilt. Auch die Luftfeuchtigkeit im Innenraum spielt eine Rolle. Und die nimmt zu, wenn sich Menschen in Raum befinden. Denn die atmen, schwitzen, duschen, waschen sich die Hände und kochen. Das Problem: Mit dem Anstieg der Luftfeuchtigkeit erscheint die tatsächliche Temperatur deutlich wärmer, als sie ist. Denn je feuchter die Luft, desto weniger kann der Schweiß auf der Haut verdunsten, der körpereigene Kühleffekt bleibt aus. Die Belastung für den Körper wächst. Entsprechend ist auch der vermeintliche Tipp, bei Hitze feuchte Tücher aufzuhängen, alles andere als ratsam.

Querlüften!

Ist man also zu Hause, kann es durchaus sinnvoll sein, zumindest hin und wieder querzulüften oder durch gekippte Fenster einen leichten Luftstrom zuzulassen. Die Luft, die hineinkommt, ist zwar wärmer, aber der Durchzug, vor allem, wenn er durch Ventilatoren unterstützt wird, hat unter dem Strich eine kühlende Wirkung. Der Luftzug verwirbelt die isolierende Luftschicht über der Hautoberfläche. Das verstärkt den Abtransport der Wärme über die Haut und somit den Kühleffekt.

Weiterer positiver Nebeneffekt des Lüftens: Einer hohen CO₂-Belastung, die zu Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten führen kann, wird so vorgebeugt. Besonders wichtig ist das, wenn drinnen geraucht wird.

Auch diese Faktoren spielen eine Rolle

Ob und wie schnell die Fenster bei Hitze tagsüber geöffnet werden sollten, hängt auch von der Größe der Räumlichkeiten, der Beschaffenheit des Gebäudes und der Lage der Fenster ab. So muss man in einem großen Haus oder einer großen Wohnung bei geöffneten Zimmertüren nicht so schnell lüften wie in einem Einzimmerappartement, so Humanökologe Hans-Guido Mücke vom deutschen Umweltbundesamt zu wdr.de. Auch die Lage der Wohnung macht einen Unterschied. So wird es im Keller weniger schnell unerträglich heiß als in einer Dachwohnung. All das zeigt: Die eine Empfehlung gibt es nicht, man muss von Fall zu Fall entscheiden, was die beste Lösung ist.

Die Fenster-nachts-auf-Option kann ebenfalls problematisch sein

Wer nachts die Fenster öffnet, lässt kühle Luft in die Wohnung. Aber unter Umständen dringen so auch Geräusche ein, die laut dem Umwelt-Kardiologen Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz schwerwiegende Gesundheitsprobleme auslösen können, wie swr3.de berichtet. So habe ein Experiment gezeigt, dass schon eine einzige Nacht mit Fluglärm von 50 bis 60 Dezibel zu deutlichen Gefäßfunktionsstörungen führen kann.

"Wir sehen, dass die Cortisolspiegel hochgehen, dass der Sympathikus, ein ganz wichtiges Stresssystem in unserem Körper, aktiviert wird", so Münzel. Komme es immer wieder dazu, könne sich eine klassische Herz-Kreislauf-Erkrankung entwickeln. "Die koronare Herzerkrankung oder Herzschwäche oder auch Herzrhythmusstörungen und Schlaganfall sind die klassischen Folgen von langjährigem Lärm." Eine Studie des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts deutete ebenfalls in diese Richtung.

Das generelle Aus für das nächtliche Lüften ist das nicht: Münzels Team konnte auch zeigen, dass die Verschlechterung der Gefäßfunktionen mithilfe von Vitamin C wieder komplett aufgehoben werden konnte. Zumindest bei jungen, gesunden Menschen.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 13.08.2025, 17:04
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