Ruf nach "Recht auf Vollzeit"

Böse Falle – Firmen drängen Frauen in Teilzeitarbeit

Viele Frauen wollen nicht, müssen aber: Laut gewerkschaftsnahem Momentum Instituts werden in typischen Frauenberufen oft nur Teilzeitjobs angeboten.
Team Wirtschaft
23.07.2025, 15:27
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Die nüchternen Zahlen zeigen – in Österreich arbeiten mittlerweile 51,1 der berufstätigen Frauen in Teilzeitjobs, während es bei Männern nur 13,7 Prozent sind. Jetzt hat das Momentum Institut 2024er-Zahlen des Arbeitsmarktservice AMS ausgewertet und herausgefunden: Frauen haben oft keine andere Wahl, weil sie häufig nur Teilzeitjobs angeboten bekommen.

Bis zu 30 Prozent "Teilzeit only"

Während über alle Branchen hinweg nur in rund 14 Prozent der Stellen "ausschließlich Teilzeit" verlangt wird, ist der Anteil in Branchen mit typischerweise vielen weiblichen Beschäftigten deutlich höher, schreiben die Experten in einer Aussendung. Beispiel: die Gesundheits- und Sozialbranche, wo mehr als drei Viertel der Beschäftigten Frauen sind. Hier würden, so das Momentum Institut, 30 Prozent der Stellen nur in Teilzeit angeboten.

Vollzeitjob für Frauen oft schwer zu bekommen

Extrem hoch ist der Anteil an ausschließlichen Teilzeitstellen ebenfalls mit 30 Prozent im Erziehungs- und Unterrichtssektor, im Handel (26 Prozent) sowie in der Berufsgruppe Kunst, Sport und Erholung (24 Prozent). Über Durchschnitt liegen zudem sonstigen Dienstleistungen (19 Prozent) sowie Gastro und Hotellerie (15 Prozent). "Eine Vollzeitarbeit zu bekommen ist umso schwerer, je mehr Stellen Unternehmen exklusiv mit Teilzeitkräften besetzen", beklagt Barbara Schuster, stellvertretende Chefökonomin am Momentum Institut.

Grafik: Vor allem in frauentypischen Berufen ist der Teilzeit-only-Anteil extrem hoch.
Momentum Institut

Staat als vorbildlicher Arbeitgeber

Als vorbildlicher Arbeitgeber entpuppt sich laut Analyse der Staat. Hier treffe ein hoher Frauenanteil auf einen mit sieben Prozent niedrigen, erzwungenen Teilzeitanteil, kombiniert mit einer großen Zahl an offenen Stellen mit der Wahlmöglichkeit zwischen Teil- und Vollzeit.

Auch erhoben: Am geringsten ist der Anteil an ausschließliche in Teilzeit angebotenen Stellen in den typischen Männerberufen. Am Bau sind es gerade einmal zwei Prozent, in der Industrie fünf Prozent, in Verkehr und Lagerarbeit sieben Prozent.

Teilzeit soll für Firmen unattraktiver werden

Angesichts der Zahlen fordert das Momentum Institut die Regierung auf, den Druck zu erhöhen und Unternehmen zu mehr Vollzeit-Angeboten zu bewegen. Betriebe würden auf Teilzeitkräfte setzen, weil ihnen so ungeplante oder regelmäßig eintretende Mehrarbeit billiger käme. Denn: Werde bei Teilzeitkräften Mehrarbeit angeordnet, betrage der Lohnzuschlag nur 25 Prozent. Für Überstunden bei Vollzeitkräften, müssten 50 Prozent mehr bezahlt werden.

"Erhöht die Regierung im Einvernehmen mit den Sozialpartnern die Mehrarbeitszuschläge auch für Teilzeitkräfte auf 50 Prozent, gäbe es einen Anreiz für Unternehmen, ihren Beschäftigten Vollzeitarbeitsplätze zu gewähren", meint Schuster.

Ruf nach "Recht auf Vollzeit"

Abseits davon würden auch geteilte Dienste Beschäftigte in die Teilzeit zwingen. Besonders in Reinigungsbranche, Gastronomie und Pflege würden Dienstzeiten in der Früh und am Abend mit unbezahlten Pausen dazwischen häufig vorkommen. Sinnvoll wäre hier ein "Recht auf Vollzeit", so das Institut. Große Arbeitgeber mit mehr als 25 Beschäftigten müssen dann ihren Teilzeitkräften einen Vollzeitjob anbieten, wenn diese Stunden aufstocken möchten.

Höhere Gehälter und bessere Kinderbetreuung

Auch ein Ausbau der Kinderbetreuung, der Pflegeangebote sowie höhere Gehälter in Frauenbranchen könnten die Erwerbstätigkeit von Frauen erhöhen. Für weniger sinnvoll erachtet Schuster einen Umbau der Steuersätze bei Lohn- und Einkommenssteuer. Der koste den Staat nur viel Geld und bringe wenig.

{title && {title} } tmw, {title && {title} } Akt. 23.07.2025, 18:11, 23.07.2025, 15:27
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen