Hochnotpeinliche Affäre

Crazy Oida! So verrechnete sich Republik um 400.000 €

Kopfnüsse über eine politische Woche, in der nicht alles WM-tauglich war. Die Geldgebarung der Regierung mit der Wiener Zeitung auf Kreisliga-Niveau.
Christian Nusser
23.11.2025, 19:31
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Im Hinterhof der Macht wächst sich eine Affäre aus, die noch für Gesprächsstoff sorgen wird. Die Wiener Zeitung, im Eigentum der Republik, hat offenbar über Jahrzehnte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu wenig Gehalt ausgezahlt. Viel zu wenig.

Das ist hochnotpeinlich. Der Staat, der sonst über die Finanzämter jedem Beleg über jede Heftklammer nachjagt, schafft im eigenen Bereich keine korrekte Buchhaltung. Mittlerweile mussten über 400.000 Euro nachgezahlt werden, wohl nur die Spitze eines Eisbergs.

Wie Wiener Zeitung weiterlebt

Am 30. Juni 2023 erschien die letzte gedruckte Wiener Zeitung. In Österreich lebt man aber auch als Toter weiter und das ganz gut. An die Stelle der Print-Ausgabe trat das Digitalprodukt WZ.at, es wird vorrangig über TikTok und Instagram verbreitet.

Dazu umfasst das Tätigkeitsfeld der Mediengruppe Wiener Zeitung den "Media Hub Aus-tria", der Journalisten anstellt und an Medien verborgt, und die "Content Agentur Austria", die staatlichen Stellen Inhalte liefert. Ob das zum Aufgabengebiet einer Republik gehört?

Kopfnüsse: Jeden Sonntag auf Newsflix.at

Den satirischen Rückblick auf die politische Woche von Christian Nusser gibt's in voller Länge auf Newsflix.at. Dieser Text ist eine Leseprobe aus der neuen "Heute"-Abendausgabe.

Die Wiener Zeitung verfügt über etwas, was im Medienwesen ein knappes Gut geworden ist: Geld. Das Unternehmen muss sich keine finanzielllen Sorgen machen. Laut eigenem Transparenzbericht stammten im Vorjahr 99,91 % der Einnahmen vom Bund, also vom Steuerzahler, lediglich 6.982 Euro erwirtschaftete man selbst.

Wie beim ORF handelt es sich auch bei der Wiener Zeitung um ein öffentlich-rechtliches Medium, es war der Republik im Vorjahr 13,5 Millionen Euro wert. 7,5 Millionen erhielt WZ.at, 6 Millionen der Media Hub. Heuer wird es weniger, 8,5 Millionen Euro gesamt, aber man muss nicht darben.

Es gibt nämlich üppige Rücklagen. Wie üppig sie sind, scheint tagesabhängig zu sein. Die FPÖ hatte am 22. September 2025 eine Anfrage an Medienminister Babler gestellt, am 20. November traf die Antwort ein. Sie gibt Rätsel auf.

Unterschiedliche Angaben über Rücklagen

Es kursieren unterschiedliche Angaben über die Höhe der Rücklagen. Im eigenen Transparenzbericht, der das Datum 21. Juli 2025 trägt, gibt die Mediengruppe 29 Millionen Euro als Rücklage an. Babler nennt in der FPÖ-Anfrage nun als Summe 20.197.742,24 Euro, also knapp über 20 Millionen Euro.

In einem "Falter"-Interview sagte Geschäftsführer Martin Fleischhacker noch vor einem Monat: "Wir stehen Stand heute bei rund 24,9 Millionen Euro Rücklagen in beiden Unternehmen." Das ist eine erstaunliche Schwankungsbreite.

Ende 2024 tat sich Seltsames. Auf dem Konto einer Person ging Geld ein, ein niedriger fünfstelliger Betrag. Einfach so! Es seien Berechnungsfehler aufgefallen, die im Zuge der Transformation entstanden wären, sagt die Wiener Zeitung.

Nachzahlungen könnten in Millionen gehen

Der Betriebsrat vermutete: kein Einzelfall und verlangte Einsicht in die Lohnunterlagen. Die wurde ihm verwehrt. Also Prozess. Ende Oktober kam es am Arbeits- und Sozialgericht zur ersten Verhandlung.

Der Richter setzte das Verfahren für drei Monate aus und forderte die Wiener Zeitung dazu auf, dem Betriebsrat Einblick zu gewähren.

Seitdem spielt es Halli Galli. Die Mediengruppe hat den Rechnungshof im Haus und der soll "in ein Wespennest gestochen" haben, ist zu hören. Parallel dazu prüft auch die Gebietskrankenkasse das Unternehmen und die macht selten Gefangene. Gleichzeitig erhielten immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Nachzahlungen, teils in beachtlicher Höhe.

Es wird nicht bei den derzeit über 400.000 Euro bleiben, fast täglich kommen neue Betroffene dazu. Wohlgemerkt, das Geld fließt, ohne dass noch irgendjemand überhaupt eine Forderung gestellt hat. Es langt einfach ein.

Interne Schätzungen sprechen davon, dass am Ende wegen falscher Lohnberechnungen ein bis zwei Millionen Euro überwiesen werden müssen.

Minister Babler zuständig

Als zuständiger Minister müsste Andreas Babler hier sofort reinen Tisch machen. Vor drei Wochen versprach er, bei der Medienförderung "keinen Stein auf dem anderen" belassen zu wollen. Die ersten Steine liegen nun direkt vor seiner Nase. Und das Geld für den Neuaufbau gleich daneben.

Die gesamten Kopfnüsse gibt es auf newsflix.at

{title && {title} } cnn, {title && {title} } 23.11.2025, 19:31
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