Kopfnüsse-Leseprobe

Der Fall Mahrer: 2.634,60 € Gehaltserhöhung im Juli

Trotz Kritik bleibt Harald Mahrer im Amt. Die Gagen-Affäre in der Wirtschaftskammer erwischte auch Kanzler Stocker kalt. Leseprobe aus den Kopfnüssen.
Christian Nusser
09.11.2025, 21:48
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Anfang der Woche wurde Christian Stocker aus dem Krankenhaus entlassen. Der Kanzler hatte sich einer Rücken-OP unterziehen müssen, nun wurde häusliche Pflege verordnet. Außerhäuslich aber sorgte eine Affäre dafür, dass der heimgepflegte Stocker einen gepflegten Zorn bekam.

Noch ehe der Kanzler im Spital seine sieben Zwetschken zusammengepackt hatte, erschien am Montag in der "Presse" ein Bericht, der die politische Woche prägen sollte. Darin wurde enthüllt, dass die Wirtschaftskammer die Gehälter ihrer rund 5.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 4,2 Prozent erhöhen will.

Heiliger Zorn

Es dauerte ein bisschen, ehe sich die Wut ihren Weg bahnte. Denn die Wirtschaftskammer hatte in den Wochen davor zur Mäßigung bei den Lohnverhandlungen aufgerufen, die Erhöhung im öffentlichen Dienst wurde sogar aufgeschnürt. In Zeiten wie diesen müssen alle durch Verzicht mithelfen, hieß es.

Wirklich alle?

Mit ihrer Erhöhung von 4,2 Prozent stellte sich die Wirtschaftskammer an die Spitze der Gehaltspyramide. Die Eisenbahner bekamen 2,7 Prozent mehr, die Brauer 2,6 Prozent, die Metaller 1,4 Prozent.

Besonders schädigend für das Betriebsklima des Unternehmens Österreich war aber, dass man den Pensionisten zum Teil nicht einmal die Inflation abgelten wollte. Wer über 2.500 Euro brutto im Monat bekommt, wurde mit einer fixen Erhöhung von 67,50 Euro abgespeist.

Das machte das Bild endgültig windschief. Auf der einen Seite die arbeitende Bevölkerung und die Pensionisten, denen man tief ins Fleisch schnitt, auf der anderen Seite die Interessensvertretung, die sich selbst mehr fleischliche Genüsse zugestand. Das konnte nicht gut gehen und es ging nicht gut.

Nach zwei Tagen des Sturms trat Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer energiegeladen in der ZiB 1 auf und versuchte, das Heft wieder in die Hand zu bekommen. Er habe "ein Machtwort gesprochen", sagte er. Und daher werde die Gehaltsanpassung für die Beschäftigten der Wirtschaftskammer und der neun Landeskammern 2,1 Prozent betragen.

Das stimmte, aber wiederum auch nicht.

Die ÖVP verbreitete in der Folge eine Erzählung. Der Kanzler habe daheim und unter Schmerzen zum Telefon gegriffen und der Wirtschaftskammer in aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben, dass er eine Erhöhung von 4,2 Prozent nicht dulden werde.

Kanzler getäuscht

Was Christian Stocker nicht wusste, offenbarte sich am nächsten Tag. Die Wirtschaftskammer blieb bei der Erhöhung von 4,2 Prozent, sie verschob die "Gehaltsanpassung" lediglich um ein halbes Jahr nach hinten. Ist eine halbe Wahrheit eine halbe Lüge?

Der Kanzler war blamiert. Stocker wollte sich als Mann der Tatkraft zeigen, als Problemlöser, als jemand, der darauf schaut, dass alle ihren Beitrag leisten. Ausgerechnet der Kammerchef aus der eigenen Partei fuhr ihm voll in die Parade.

Aber es kam noch schlimmer und das führte zur Frage: Kann sich Harald Mahrer tatsächlich an der Spitze der Kammer halten? Der Kanzler wird das nicht zu entscheiden haben, aber irgendwie doch.

Kopfnüsse: Jeden Sonntag auf Newsflix.at

Den satirischen Rückblick auf die politische Woche von Christian Nusser gibt's in voller Länge auf Newsflix.at. Dieser Text ist eine Leseprobe aus der neuen "Heute"-Abendausgabe.

21 Prozent Gehaltserhöhung im Juli

Mahrer verdient seit 1. Juli als Kammer-Präsident 15.158,60 € im Monat, ein Sprung von 2.634,60 Euro, rund 21 Prozent.

Als Präsident des Generalrates der Nationalbank erhält er 88.000 Euro im Jahr, als Präsident des ÖVP-Wirtschaftsbundes 6.000 Euro im Monat.

Daraus errechnet sich ein Jahresverdienst von 341.903,20 Euro, im Monat 28.492 Euro. "Wir haben unsauber kommuniziert," sagte Mahrer auf Ö1, sein Einkommen verteidigte er.

Viel Musik ist aber auch in den Länderkammern drin. Die Bezüge wurden mit 1. August wertangepasst. Die Präsidenten von Wien und Niederösterreich bekommen aktuell 14.075,82 Euro im Monat, der Präsidentin der Steiermark statt 6.976,50 Euro 10.827,55 Euro. In Tirol bekam die Präsidentin 2024 eine "Tatsächliche Entschädigung" von 2.135,20 Euro, jetzt sind es 10.394,40 Euro.

Die Gagen im Überblick

  • Harald Mahrer, Präsident der Bundes-Wirtschaftskammer: 15.158,60 Euro
  • Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer: 14.075 Euro
  • Wolfgang Ecker, Präsident der NÖ-Wirtschaftskammer: 14.075 Euro
  • Andreas Wirth, Präsident der Wirtschaftskammer Bgld.: 10.827,55 Euro
  • Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark: 10.827,55 Euro
  • Peter Buchmüller, Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg: 10.827,55 Euro
  • Barbara Thaler, Präsidentin der Wirtschaftskammer Tirol: 10.394,40 Euro
  • Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ: 9.853,07 Euro
  • Jürgen Mandl, Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten: 6.976,50 Euro
  • Karlheinz Kopf, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg: 6.976,50 Euro

Die Vorgänge torpedieren jede Anstrengung der Regierung, von Menschen Verständnis fürs Sparen zu erlangen. Jetzt sind klare Kanzlerworte gefragt.

Die ganze Kolumne auf Newsflix.at >>

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