Die Vogelschutzorganisation BirdLife kürt unsere "Vögel des Jahres" nicht nur aus Gründen der Prestige oder der Beliebtheit, sondern eigentlich immer aus der Motivation für besseren Artenschutz. Viele Vögel stehen in Österreich nämlich kurz vor der Ausrottung und brauchen das Rampenlicht dringend. Im nächsten Jahr, wird der "Kiebitz" auf die Showbühne geholt, denn von dem hübschen Feldvogel gibt es nur noch halb so viele, wie noch vor 25 Jahren.
Seit dem Jahr 2000 wird schon der "Vogel des Jahres" gekürt und auf die Gefährdung einer ganz bestimmten Tierart aufmerksam gemacht. "Alle Vögel sind schon da" zählt nämlich längst nicht "alle" auf und viele Piepmätze sind uns nahezu unbekannt, obwohl sie unsere Flora und Fauna bereichern. Der Kiebitz mag zwar jedermann ein Begriff sein, doch dass er als sogenannte "Schirmart"(*) wesentlich vor einem Verlust an Biodiversität beiträgt, weiß kaum jemand.
*Schirmart?
Als Schirmart wird ein Lebewesen bezeichnet, das mit dem eigenen Überleben auch gleich zahlreiche, andere Arten im selben Ökosystem schützt.
„Der Kiebitz ist eine Symbolart der Agrarlandschaft und eignet sich aufgrund seiner Beliebtheit besonders gut, um die Bevölkerung für die Bedeutung einer biodiversitätsfreundlichen Landwirtschaft zu sensibilisieren“Daniel LeopoldsbergerProjektverantwortlicher, BirdLife Österreich
Von allen Vogelartengruppen Österreichs geht es den Feld- und Wiesenvögeln am schlechtesten. Sie leiden vor allem unter der Intensivierung der Landwirtschaft und dem Lebensraumverlust im ländlichen Raum. Der Kiebitz ist eine allseits bekannte, sehr beliebte und auffällige Vogelart, die durch Ruf, Aussehen und Flugkünste viele Menschen beeindruckt. Seine Bestände sind in den letzten Jahrzehnten jedoch um mehr als die Hälfte eingebrochen.
Status Quo:
3.800 bis 6.900 Brutpaare österreichweit entsprechen einem Minus von 57 Prozent seit 1998.
Der Kiebitz gilt in Österreich laut Roter Liste als potenziell gefährdet und ist auf der BirdLife-Ampelliste in der Kategorie mit der höchsten Handlungspriorität geführt.
Der Kiebitz war ursprünglich ein Bewohner feuchter und mager bewachsener Wiesen mit guter Rundum-Sicht. Da sumpfige Wiesen aber weitgehend entwässert und kultiviert wurden, hat der Kiebitz sein ursprüngliches Habitat verloren. Der Kiebitz schaffte jedoch teilweise den Umstieg auf einen Ersatzlebensraum mit Rundum-Sicht, die Ackerlandschaft.
Die Brutzeit des Kiebitz von März bis Juni spielt ihm nicht gerade in die Karten, denn vor allem sein Erstgelege im Frühling fällt meistens den landwirtschaftlichen Maschinen zum Opfer.
"Weil der Kiebitz ab März seine Eier bevorzugt auf unbebaute Äcker ablegt und dort brütet, gerät er seit Jahrzehnten in die Mühlen der modernen Technik der Feldbewirtschaftung", erklärt Daniel Leopoldsberger: "Viele Erstgelege des Bodenbrüters werden zumeist vollständig durch die maschinelle Bewirtschaftung im April vernichtet".
Wenn es Küken schaffen zu schlüpfen, stehen sie vor einem ernsthaften Problem: In den Getreideanbaugebieten steht ab Mai die Vegetation so dicht und hoch, dass diese Flächen für die Kiebitze nicht mehr nutzbar sind. Schon einfache Verzögerungen der Landwirtschaft könnten vielen Kiebitzen das Überleben sichern.
Lösungsansätze:
Einerseits schützt eine verzögerte Aussaat von Mais und Soja die Erstgelege der Kiebitze. Andererseits können die Gelegestandorte markiert werden, sodass die Gelege bei der Feldbewirtschaftung ausgespart werden können.
Aktuell arbeiten wir in rund 14 Projektregionen österreichweit ganz gezielt in enger Zusammenarbeit mit Landwirten – für den Schutz des Kiebitzes in der heimischen Agrarlandschaft". Erfolgreiche Vorgängerprojekte gab es bereits in Oberösterreich.
"Die Bauern arbeiten mit uns zusammen, weil sie die Gelege und Jungen ja auch nicht überrollen wollen. Wir als Vogelschutzorganisation stellen dabei die Verbindung zwischen den Landwirten und den Vögel her. Die Erfahrungen zeigen, dass moderne Landwirtschaft und Vogelschutz erfolgreich einhergehen können! Bauern spielen beim Schutz von Feld- und Wiesenvögeln eine entscheidende Schlüsselrolle", so Daniel Leopoldsberger: "Zum Schutz unseres Jahresvogels 2026!"