100 Tage im Amt

Die Auswirkungen von Trumps Zollpolitik für Europa

Trotz der harten Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump dürfte die Wirtschaft in Europa wachsen. Doch die Prognose ist mit Vorsicht zu genießen.
Lukas Leitner
29.04.2025, 10:22
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Seit 100 Tagen ist Donald Trump Präsident der USA und sorgte in dieser Zeit für reichlich Aufregung, vor allem mit seiner Zollpolitik. Diese versetzte nämlich die Börsen auf der ganzen Welt immer wieder in einen Ausnahmezustand und ließ die Kurse sämtlicher Aktien schwanken.

Welche Auswirkungen die Zollpolitik Trumps auf die europäische und österreichische Wirtschaft haben werden, konnte bislang nur vermutet werden. Dabei standen aber negative Aussichten eher im Vordergrund.

"Kollateralschäden" bleiben überschaubar

Eine neue Frühjahrsprognose des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) zeigt nun aber: Trotz des von US-Präsident Donald Trump entfesselten Handelskrieges dürfte das Wachstum in den meisten Volkswirtschaften in Mittel-, Ost- und Südosteuropa 2025 im Gegensatz zur Eurozone robust bleiben – auch in den EU-Mitgliedern.

"Die direkten Handelsströme zwischen diesen Ländern und den USA sind ohnehin gering und auch die Kollateralschäden durch die enge Verflechtung mit der stark exportabhängigen deutschen Industrie dürften überschaubar bleiben", sagt Richard Grieveson, stellvertretender Direktor des wiiw und Hauptautor der Frühjahrsprognose.

Wachstum für EU

Für 2025 prognostiziert das wiiw den EU-Mitgliedern der Region ein Wachstum von durchschnittlich 2,5 Prozent, eine Revision nach unten um 0,3 Prozentpunkte gegenüber der Winterprognose. 2026 sollte es mit 2,8 Prozent sogar etwas anziehen, eine leichte Berichtigung nach oben um 0,1 Prozentpunkte. Grund für die weitaus stärkere Wirtschaftsleistung, dürfte laut Grieveson das deutsche 500-Milliarden-Euro-Paket für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz. Dieses würde die negativen Effekte von Trumps Zöllen weitgehend kompensieren.

Hoffnung für Österreich

Österreich kann dabei wieder einmal hoffnungsvoll auf die Wirtschaftsentwicklung in Osteuropa blicken. Ohne das robuste Wachstum in Polen, Tschechien, Ungarn und Slowenien würde die heimische Konjunkturdelle wohl noch tiefer ausfallen.

"Auch wenn es 2025 nun etwas schwächer sein dürfte als noch im Winter prognostiziert, wird das Wachstum in den ostmitteleuropäischen Nachbarn Österreichs nach wie vor vom starken Privatkonsum getrieben. Dieser erklärt sich aus den kräftigen Reallohnzuwächsen der letzten Jahre, während die Industrie wie bei uns angesichts von Trumps Zöllen jetzt noch stärker zu kämpfen hat. In Österreich, wo die real verfügbaren Einkommen ebenfalls gewachsen sind, wenn auch geringer, konsumieren die Menschen dagegen nur verhalten und sparen einen großen Teil des Geldes, das ihnen übrigbleibt. Das erklärt zu einem guten Teil, warum unsere östlichen Nachbarn viel stärker wachsen als Österreich", analysiert Doris Hanzl-Weiß, Expertin für Österreichs Wirtschaftsbeziehungen mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa am wiiw.

Prognose mit Vorsicht genießen

Trotzdem: Risiken für die Prognose bestehen in der von Trumps sprunghafter Handelspolitik geschürten Unsicherheit unter Konsumenten und Unternehmen und einer neuerlichen Zuspitzung des Handelskonflikts mit China. Dieser könnte die USA auch in eine Rezession stürzen, mit negativen Folgen für die globale Konjunktur.

"Wir sind nun Zeugen eines umfassenden Handelskrieges zwischen den USA und China, der sich negativ auf die gesamte Weltwirtschaft auswirken wird. Die heftigen Kursbewegungen an den Finanzmärkten könnten sich zu einer Finanzkrise auswachsen, die dann unter Umständen auch auf die Realwirtschaft übergreift", meint Richard Grieveson. "Zudem ist noch nicht wirklich absehbar, wie sich die allgemeine Unsicherheit auf den Konsum oder die Investitionen auswirken wird, auch wenn sich die Region immer wieder als sehr resilient gegenüber externen Schocks erwiesen hat", führte er weiter aus.

US-Ukraine-Politik sorgt für Verunsicherung

Für weitere Verunsicherung sorgt darüber hinaus die US-Politik gegenüber der Ukraine. Diese könnte negative wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen, sollten die Friedensbemühungen der USA letztlich scheitern. "Momentan sieht es nicht so aus, als ob Trump den russischen Präsidenten Putin von einem Ende des Angriffskrieges gegen die Ukraine überzeugen könnte. Wendet sich Trump dann frustriert ab und überlässt die Ukraine ihrem Schicksal, könnte das Ostmitteleuropa neuerlich wirtschaftlich erschüttern", wird gewarnt.

Positiver Ausblick für Russland

Für Russland gibt es zudem einen positiven Ausblick, denn obwohl sich das Wachstum der Wirtschaft nach einer Überhitzung in den vergangenen beiden Jahren 2025 halbieren dürfte, sind die BIP-Prognosen zuletzt nach oben revidiert worden. Angesichts der bisher erstaunlichen Resilienz der Wirtschaft gegenüber den sehr hohen Zinsen hebt das wiiw seine BIP-Prognose für Russland für 2025 um 0,2 Prozentpunkte auf 2 Prozent an.

Für die kommenden Jahre sorgt die Aussicht auf eine teilweise oder vollständige Aufhebung der US-Sanktionen im Zuge der Annäherung an die USA für eine deutliche Aufhellung der konjunkturellen Perspektiven. Für 2026 geht das wiiw von einer Expansion um 2,5 Prozent aus, eine Revision nach oben um 0,9 Prozentpunkte gegenüber dem Winter.

{title && {title} } LL, {title && {title} } 29.04.2025, 10:22
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