Dass Österreichs Wirtschaft wieder anspringt, ist Voraussetzung dafür, dass das Land aus dem Spar-Modus herauskommt. Aktuell schrumpft unsere Wirtschaft das dritte Jahr in Folge, wir sind das einzige EU-Land, in dem es heuer kein Wachstum gibt.
Ein wesentlicher Faktor dafür, dass sich das ändert, ist ein funktionierender Außenhandel, werden Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) und Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer (WKO) nicht müde zu betonen. "Österreich verdient sechs von zehn Euro im Export", erklärt Hattmannsdorfer.
Auf den Weltmärkten mussten wir zuletzt aber auch ordentlich Federn lassen: "Wir waren im Vorjahr in Summe rund 10 Mrd. Euro unter dem Gesamtexportvolumen von 2023", sagt Mahrer. Das habe es so bisher nur im ersten Pandemiejahr gegeben, sonst verzeichnete die heimische Exportwirtschaft kontinuierlich Zuwächse.
Ein wesentlicher Grund für den Rückgang ist laut Mahrer, dass Österreichs Betriebe preislich immer weniger mithalten können. Das betreffe vor allem die hohen Kosten für Energie, Arbeit, Bürokratie. Außerdem, so Mahrer: "Die Konkurrenz hat nicht geschlafen." Heimische Produkte hätten trotz Top-Qualität zunehmend Konkurrenz aus anderen Ländern, die inzwischen auch größere Mengen anbieten könnten – und das zu einem besseren Preis-/Leistungsverhältnis.
„Wir wollen Österreich zurück auf die Überholspur bringen.“Wolfgang HattmannsdorferWirtschaftsminister (ÖVP)
"Wir wollen Österreich zurück auf die Überholspur bringen", erklärt Hattmannsdorfer – "mit maßgeschneiderten Maßnahmen statt Gießkannen-Förderung". Für die Exportbetriebe gehe es jetzt darum, neue Märkte zu erschließen, sich nicht auf ein einziges großes Land wie die USA zu konzentrieren, wo die Handelsbeziehungen aktuell durch Donald Trumps Strafzoll-Politik stark getrübt sind.
Um einen Turbo für Exportunternehmen zu schaffen, schnüren Wirtschaftsministerium und WKO jetzt ein neues Förderpaket. Mit einmalig 15 Mio. Euro soll dieses "Chancenpaket" heimischen Betrieben dabei helfen, ein zusätzliches Exportpotenzial von perspektivisch 20,8 Mrd. Euro zu heben. "Ziel ist, dass wir in zwei Jahren wieder die 200-Mrd.-Euro-Marke beim Exportvolumen knacken", sagt Mahrer.
Die neue Sonderförderung werde an die bestehende Go-International-Initiative angegliedert und kommt hinzu zu den rund 13 Mio. Euro jährlich, die von der Wirtschaftskammer in dieses Programm fließen. Je ein Drittel der 15 Mio. Euro aus dem Chancenpaket ist für zwei komplett neue Angebote bestimmt, mit denen Betriebe bei der Erschließung neuer Märkte unterstützt werden. Ein Drittel soll zur Stärkung des Go-International-Programms verwendet werden. Der Startschuss für die neue Exportförderung fällt, "wenn das Budget beschlossen ist", kündigt Hattmannsdorfer an. Geplant ist der finale Beschluss des Doppelbudgets 2025/26 im Nationalrat am 18. Juni.
„Es winkt ein zusätzliches Exportpotenzial von knapp 21 Mrd. Euro.“Harald MahrerWirtschaftskammer-Präsident
Vor Erstellen des neuen Förderpakets habe man vom Industriewissenschaftlichen Institut in einer Studie Produktgruppen und Länder identifizieren lassen, wo noch viel Exportpotenzial schlummert, so Hattmannsdorfer. Bei den Produkten beziehungsweise Branchen, wo österreichische Unternehmen international top seien und hohe Zuwachsraten im Export zu erwarten seien, gehe es insbesondere und die Bereiche Mobilität & Infrastruktur, Umwelttechnologie, Life Science, Elektronik & Chips, Industriezulieferung (Maschinen bis Kunststoffe).
Was die globalen Märkte betrifft, in denen unsere Exportfirmen über die bestehenden Handelsbeziehungen hinaus zusätzliche Einnahmen lukrieren könnten, stechen vor allem Nord- und Südamerika, der Westbalkan, die Golfregion, Indien, Japan und Südostasien heraus, berichtet Hattmannsdorfer. Insgesamt wären hier zusätzliche Exporte im Wert von 20,8 Mrd. Euro möglich.