Brisante Warnung

Drohnen-Drahtzieher "nimmt ganz klar Opfer in Kauf"

Häufige Drohnensichtungen über Flughäfen und Kraftwerken sorgen in Europa für Unruhe. Experten warnen vor wachsenden Risiken.
Newsdesk Heute
13.11.2025, 20:25
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In Europa häufen sich Überflüge von Drohnen, zuletzt vor allem in Belgien. Dass Drohnen gesichtet werden, ist an sich nichts Neues. Doch die aktuellen Vorfälle an Flughäfen und Militärstützpunkten machen die Sache brisanter. Was steckt dahinter, wie gefährlich ist das Ganze wirklich und was kann man dagegen tun? Ein Überblick:

Was ist passiert?

Nach russischen Luftraumverletzungen an der Ostgrenze der Nato wurden im September aus Dänemark mehrere rätselhafte Drohnenvorfälle an Flughäfen und Militärstützpunkten gemeldet. Auch in Deutschland musste der Flugverkehr an mehreren Flughäfen wegen Drohnensichtungen vorübergehend eingestellt werden.

Seit Anfang Oktober gibt es in Belgien immer wieder solche Vorfälle – zuerst am Luftwaffenstützpunkt Kleine-Brogel nahe der niederländischen Grenze, dann an Flughäfen und schließlich auch beim Atomkraftwerk Doel. Wie auch in Dänemark konnte bisher keine einzige Drohne abgefangen werden. Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben Militärhilfe zur Drohnenabwehr geschickt.

Ist das ungewöhnlich?

Ja und nein. Einerseits werden schon seit Jahren regelmäßig Drohnen gesichtet. Laut der Sicherheitsexpertin Ulrike Franke vom European Council on Foreign Relations zählt allein Deutschland jährlich über 100 Drohnensichtungen an Flughäfen. Durch die mediale Aufmerksamkeit kann es sein, dass die Wahrnehmung steigt.

"Das spielt denjenigen in die Hände, die unsere Länder destabilisieren wollen", sagt Franke. Allerdings gibt es derzeit wirklich mehr Sichtungen über kritischer Infrastruktur – und zwar nicht nur von kleinen Freizeitdrohnen. "Es gibt jetzt häufiger größere Drohnen, Starrflügler, die länger kreisen", erklärt Franke.

Wer steckt dahinter?

Bis jetzt konnte niemand eindeutig sagen, wer hinter den Drohnen steckt. Viele Länder und Sicherheitsdienste vermuten aber Russland. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius meinte bei einer Bundeswehrveranstaltung, die Drohnenüberflüge seien eine Maßnahme, "die der Verunsicherung dienen soll, der Angstmache in Belgien".

In Belgien wird gerade darüber entschieden, was mit den dort eingefrorenen russischen Vermögenswerten passieren soll. Die EU möchte diese für sogenannte Reparationsdarlehen für die Ukraine nutzen. Belgien zögert aber, weil rechtliche Folgen und mögliche russische Vergeltung drohen.

Was sind die Auswirkungen?

Laut dem Sicherheitsexperten Manuel Atug von der Arbeitsgruppe Kritische Infrastrukturen (AG Kritis) geht es bei gezielten Drohnenüberflügen "fast immer" darum, die Bevölkerung zu verunsichern und so ein Land zu destabilisieren. Außerdem wird beobachtet, wie gut der Gegner vorbereitet ist. So kann "durchaus wirtschaftlicher Schaden" entstehen, etwa wenn der Flugverkehr gestört wird.

Geht Gefahr von den Drohnen aus?

Bis jetzt gab es noch keinen ernsthaften Zwischenfall im Zusammenhang mit den Drohnensichtungen. Franke warnt aber, dass die Gefahr vor allem an Flughäfen "nicht zu unterschätzen" ist. Wenn eine Drohne in ein Triebwerk gerät, sei das "sehr gefährlich". Wer Drohnen über Flughäfen steuert, "nimmt ganz klar Opfer in Kauf".

Neben Unsicherheit und konkreten Gefahren könnte auch Spionage für spätere Angriffe ein Grund für die Drohnenüberflüge sein. "Sollte es wirklich Krieg mit Russland geben, hätten die Drohnen seit Jahren Informationen gesammelt", gibt Franke zu bedenken.

Was kann man tun?

Die Experten sind sich einig: Drohnen über ziviler Infrastruktur abzuschießen ist keine gute Idee. Das sei "hochgefährlich" und "die schlechteste Lösung", sagt IT-Sicherheitsexperte Atug. Er meint, man könnte Störsender oder Radarerkennungssysteme nutzen. Allerdings gebe es mittlerweile "leider auch Drohnen mit Glasfaserkabeln oder vorprogrammierten Routen, die keine Funksteuerung benötigen". Auch der erfolgreiche Einsatz von Netzen sei "sehr unwahrscheinlich". Trotzdem sollten die vorhandenen Möglichkeiten eingesetzt werden, so Atug.

Auch Franke kritisiert, dass nicht genug Ausrüstung vor Ort ist. Zwar gibt es keinen hundertprozentigen Schutz, aber an wichtigen Orten wie Flughäfen, Atomkraftwerken oder Flüssiggas-Terminals sollten diese Systeme installiert werden. "Das ist kein Hexenwerk", meint sie. Auch mobile Einsatzteams der Polizei hält sie für notwendig.

Atug fordert von der Bundesregierung, bei der Umsetzung der EU-Richtlinie zum Schutz kritischer Infrastruktur klar festzulegen, "dass die Betreiber kritischer Infrastrukturen Drohnen detektieren, melden und abwehren müssen". Dann würde sich auch bei der Drohnenabwehr mehr tun.

{title && {title} } red, {title && {title} } 13.11.2025, 20:25
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