Arbeiten bis 70

"Einzige Möglichkeit" – Experte macht im ORF Ansage

Notenbank-Gouverneur Robert Holzmann fordert in der "Zeit im Bild 2" ein Pensionsantrittsalter von 70 Jahren – erklärt aber nicht, wie das gehen soll.
Newsdesk Heute
10.06.2025, 21:36

Robert Holzmann, 76 Jahre alt und Chef der Oesterreichischen Nationalbank, will, dass wir in Zukunft länger hackeln. In der "Zeit im Bild 2" bei Armin Wolf sprach er sich Montagabend für ein Pensionsantrittsalter von rund 70 Jahren aus – ähnlich wie zuvor schon IV-Präsident Georg Knill.

"Viel Denken und Forschen"

Wie das konkret funktionieren soll, obwohl viele Ältere gar keinen Job finden? "Das ist ein Punkt, wo extrem viel Denken und Forschen in den nächsten Jahren kommen muss", meinte Holzmann knapp.

Das sei laut ihm die "einzige Möglichkeit, das System finanziell zu stabilisieren". Nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Armin Wolf konfrontierte Holzmann auch mit den Milliardenverlusten der Nationalbank.

"Ein Privatunternehmen müsste da einen Insolvenzantrag stellen, und eine Geschäftsbank würde zusperren", so der ZiB-Anchor. Holzmanns Antwort: Die OeNB könne auch mit negativem Eigenkapital weiterarbeiten.

Goldreservern nicht angreifen

Die Goldreserven will man nicht angreifen, das Defizit soll schrittweise ausgeglichen werden – allerdings ohne ihn, denn sein Job endet bald. Was den neuen OeNB-Chef betrifft – Ex-Minister Martin Kocher –, sieht Holzmann das als "politische Entscheidung", hofft aber, dass die Unabhängigkeit der Notenbank gewahrt bleibt.

Beim Thema Zinsen ist Holzmann aktuell der Bremser im EZB-Rat: Als Einziger war er gegen die Zinssenkung. "Daher hat für mich die Möglichkeit bestanden, bis zum Herbst vielleicht nicht zu senken", so der Nationalbank-Gouverneur. "Wir sind am Inflationsziel", meint er. Ob weitere Senkungen folgen, ließ er offen.

"Die Entscheidungen fallen für jeden Termin extra mit eigenen Daten und eigenen Entscheidungen", stellte Holzmann im ORF klar. Auf die Frage, warum die Teuerung in Österreich nicht schneller sinkt, antwortete der Experte, "dass wir ein sehr serviceorientiertes Land sind und es schwierig ist, das Personal zu besorgen."

"Ökonomisch nicht sinnvoll"

Holzmann sieht die Schuld bei der starken Dienstleistungsorientierung des Landes. Dass Firmen Abschlüsse unter der Inflationsrate wollen, versteht er. Laut dem Nationalbank-Gouverneur werde in Österreich "zu viel gespart". "Höhere Löhne zu bezahlen, für ein Geld, das dann gespart wird, ist ökonomisch nicht sinnvoll", so der Experte.

Zu Donald Trump und seinen Zollplänen äußerte sich Holzmann "mäßig optimistisch". Sollte der Ex-Präsident durchgreifen, drohe ein "großer Schock für Europa und die Welt".

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