Schon um die Mitte der 1970er-Jahre galt der Sakerfalke als nahezu ausgestorben. Mittlerweile hat sich aber der Bestand nicht nur erholt, sondern befindet sich sogar im Aufwind. Das geht aus einer aktuellen Pressemeldung der Netz Niederösterreich GmbH hervor.
Als "erfreuliche Entwicklung in Zeiten der allgemeinen Biodiversitätskrise", bezeichnet das Richard Zink vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität in Wien.
Zink ist dort der wissenschaftliche Leiter eines Nisthilfenprogramms für die Greifvögel – bei dem der Netzbetreiber mit der Vetmed für den Artenschutz kooperiert. Die Netz Niederösterreich GmbH betont ihrerseits stolz zu sein, dass sie einen Beitrag zur Arterhaltung und Biodiversität leiste.
Zusammen haben der Netzbetreiber und die Forschenden nach und nach Nisthilfen auf Starkstrommasten installiert – und wie sich zeigt, so für die erfolgreiche Vermehrung der Sakerfalken in Niederösterreich gesorgt. Das geht sogar so weit, dass mittlerweile 95 Prozent aller Brutpaare in einer dieser Boxen brüten.
Dafür muss aber zunächst eine andere Vogelart dort gebrütet haben, denn wie alle Falken nutzen Saker keine eigenen Nester, sondern ziehen in die anderer baum- oder felsbrütender Vogelarten ein. Das können andere Greifvögel, Rabenvögel oder Reiher sein. Nicht immer geht das reibungslos vonstatten. Um die Brutkästen wird regelrecht gekämpft.
Und die Artenschutzexperten kämpfen ihrerseits um den Schutz dieser Art, indem sie die Bewegungen der Falken dokumentieren, Daten zu ihrem Alter, dem Brutverhalten und Wanderungen erfassen. Um das tun zu können, müssen die Mitte März geschlüpften Jungtiere mit speziellen Metallringen "beringt" werden.
Richard Zink klettert dazu auch selbst auf die hohen Maste hinauf. Erst kürzlich erklomm der Wildtierforscher zusammen mit Netz NÖ Hochspannungsexperten Johannes Neuditschko den Mast Nummer 43, der sich zwischen Stockerau und Hollabrunn befindet.
Um jedoch zum Brutkasten zu kommen, muss zuerst sichergestellt sein, dass kein Strom fließt. Ein Systemoperator schaltet den Strom ab, dann wird überprüft, ob keine Spannung fließt. Erst, wenn garantiert keine Spannung festgestellt werden kann, dann kann mit dem Aufstieg begonnen werden.
Richard Zink steht dabei nicht unter großer Anspannung wegen des Stroms oder der außergewöhnlichen Arbeitshöhe, er freut sich aber über jedes Jungtier, das ihm dort oben begegnet. Denn schon seit 2010 erhebt sein Forschungsinstitut die Bestände der heimischen Sakerfalken.