Energydrinks erfreuen sich großer Beliebtheit. Und obwohl diese Getränke zweifellos eine versprochene Wirkung haben – sie geben einen kurzen Energieschub –, gibt es immer mehr Bedenken hinsichtlich der Gesundheitsrisiken. Zu viel Koffein kann zu Schweißausbrüchen, Kopfschmerzen oder Veränderungen des Gemütszustands führen. Der beigesetzte Zucker verstärkt die aufputschende Wirkung und kann nervös oder reizbar machen. Energydrinks enthalten in der Regel 150 mg oder mehr aufputschende Substanzen. Im Vergleich mit Cola ist das doppelt so viel Koffein.
Energydrinks enthalten neben Koffein auch Taurin – eine Aminosäure, die der Körper selbst produziert und in Nahrungsmitteln wie Fisch und Fleisch enthalten ist. Sie spielt bei vielen Körperprozessen eine Rolle, von der Unterstützung des Nerven- und Immunsystems bis hin zur Regulierung der Zellfunktionen. Es wird vielen Energydrinks sowie einigen Proteinpulvern und Nahrungsergänzungsmitteln zugesetzt – möglicherweise, weil einige Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass es neben seinen anderen Funktionen im Körper auch die sportliche Leistung fördert.
Jedoch kann die Taurinkonzentration in Energydrinks 100- bis 1.000-mal höher sein als in Lebensmitteln, die es von Natur aus enthalten. Das ist der Punkt, wo es gesundheitsgefährdend werden könnte. Denn eine neue Studie deutet darauf hin, dass Taurin auch eine wichtige Quelle für die Entstehung von Krebsarten wie Leukämie (Blutkrebs) darstellt. Krebserkrankungen wie Leukämie beeinträchtigen die normale Funktion der Blutzellen und können schnell fortschreiten und schwer zu behandeln sein.
Im Mausmodell zeigte sich, dass Leukämiezellen Taurin aus dem umgebenden Knochenmark aufnehmen und so schneller wachsen. Es gibt den Zellen einen Wachstumsschub, ähnlich dem Wachheitsschub durch einen Energydrink.
Als die Forscher den Zugang zu Taurin in Mausmodellen blockierten und Leukämiezellen von Menschen oder Mäusen transplantierten, wurde das Krebswachstum unterdrückt. Dies deutet darauf hin, dass die gezielte Blockierung von Taurin bei der Behandlung einiger Krebsarten, wie beispielsweise Leukämie, hilfreich sein könnte. "Lokale Taurinwerte im Knochenmark können das Leukämiewachstum fördern, was zur Vorsicht bei der Einnahme hoch dosierter Taurinpräparate rät", sagt die Onkologin Jane Liesveld von UR Medicine.
Die Ergebnisse lassen jedoch nicht darauf schließen, dass Taurin Krebs verursacht. Es ist noch unklar, wie der Mechanismus beim Menschen funktioniert oder welche Auswirkungen zusätzliches Taurin außerhalb des Knochenmarks haben könnte. Aber zusätzliches Taurin ist möglicherweise nicht die beste Lösung zur Krebsvorbeugung. Das Verständnis des Stoffwechsels von Krebserkrankungen sowie ihrer Überlebens- und Ausbreitungsmechanismen wird in der Krebsforschung immer wichtiger.
Es ist möglich, dass zur Liste potenzieller Nachteile von Energydrinks auch das Krebsrisiko hinzukommt, wobei der hohe Zucker- und Koffeingehalt wahrscheinlich ein größeres Gesundheitsrisiko darstellt als Taurin.