Wegen Massentourismus

Genervte Amsterdamer verklagen ihre eigene Stadt

Den Bewohnern von Amsterdam reicht es: Seit Jahren kämpfen sie gegen Massentourismus. Nun landet die Causa vor Gericht.
29.09.2025, 13:25
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Wer an einem Touristenhotspot wohnt, kennt das Gefühl: Sobald die Stadt von Besuchern überrannt wird, verliert sie einen Teil ihres ursprünglichen Charmes. Davon können die Einwohner Amsterdams ein Lied singen. Denn seit Jahren sehen sie ihre Wohnquartiere untergehen – nicht etwa im Wasser der Grachten, sondern in einer regelrechten Flut aus Touristen.

Bisher wurden zwar Maßnahmen ergriffen, diese scheinen einigen Einwohnern allerdings nicht weit genug zu gehen. Daher hat eine Bürgerinitiative jetzt Klage gegen die Stadt eingereicht.

Wenn Ferien das Leben zu Hause ruinieren

"Überall sieht man, was der Massentourismus mit der Stadt macht: Geschäfte für Anwohner weichen Souvenirläden. Häuser und öffentliche Gebäude werden zu Hotels umgebaut, und auf den Gehwegen kann man wegen der langen Schlangen vor Tiktok-Hotspots kaum noch laufen. So verliert die Stadt Stück für Stück ihre einzigartige Amsterdamer Atmosphäre", heißt es auf der Webseite von "Amsterdam hat eine Wahl" (Original-Name: "Amsterdam heeft een Keuze").

Die Initiative wurde von einer Gruppe Aktivisten gegründet, die sich bereits 2020 zusammengeschlossen hatte, um gegen den Massentourismus vorzugehen. Nun hat "Amsterdam hat eine Wahl" gemeinsam mit zwölf anderen Bürgerorganisationen Klage gegen die Stadtverwaltung eingereicht. Bisher konnten 50.000 Euro für die Kosten von Anwälten gesammelt werden, berichten unter anderem die "Stuttgarter Nachrichten".

Zu viele Gäste, zu wenige Regeln

Dass etwas unternommen werden muss, scheint auch der Stadt klar zu sein. Bereits im Jahr 2021 wurde ein Vorschlag zur Begrenzung der Übernachtungen angenommen, wie "Het Parool" schreibt. In der offiziellen Verordnung wurde ein Limit von 20 Millionen Touristen pro Jahr festgelegt.

Doch daran gehalten hat man sich nicht, wie die Zahlen zeigen: 2024 gab es 22,9 Millionen Übernachtungen in Amsterdam. Laut der Bürgerorganisation wird die Grenze seit drei Jahren überschritten, ohne dass wirklich etwas dagegen getan wird. Für 2025 rechnet man sogar mit 25 Millionen Übernachtungen. Der Ärger in der Bevölkerung wächst mit dem Besucherandrang.

Nicht gegen Touristen – aber für Lebensqualität

Die Klage richte sich nicht gegen Touristen an sich, wie es in verschiedenen Medienberichten heißt, sondern gegen die Untätigkeit der Stadt. Man wolle ein gesundes Gleichgewicht erreichen. Denn: "Wenn Geschäfte für Anwohner in ganzen Stadtteilen verschwinden und jeder fünfte Amsterdamer die Innenstadt meidet, dann läuft etwas grundlegend schief."

Amsterdam hat neben der versuchten Begrenzung der Übernachtungen weitere Massnahmen eingeführt: weniger Kreuzfahrtschiffe, ein Baustopp für neue Hotels und mit 12,5 Prozent die höchste Tourismussteuer Europas. Sofyan Mbarki, Leiter der Amsterdamer Tourismusbehörde, sagt gegenüber "Het Parool": "Es gibt nicht einfach einen einzigen Knopf, den wir drücken können, um alles auf einmal zu lösen."

Trotz der Bemühungen sehen die Bewohner der Stadt kaum eine Entlastung. Die Initiative fordert darum eine noch höhere Abgabe – und einen Plan, wie das viele Geld wieder der Bevölkerung zugutekommen kann.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 29.09.2025, 13:25
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