Die Justiz weitet die Ermittlungen gegen den früheren Signa-Boss René Benko aus. Während er mit einer ersten Teil-Anklage am Landesgericht Innsbruck konfrontiert ist, laufen im Hintergrund bereits zahlreiche weitere Verfahren – insgesamt rund ein Dutzend, koordiniert von der Soko Signa im Auftrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA).
Ein besonders brisantes Verfahren dreht sich um das Chalet N in Oberlech, eines der exklusivsten Immobilienobjekte in den Alpen. Der Verdacht: Signa-Manager sollen die Immobilie Benko und engen Vertrauten zu stark vergünstigten Konditionen überlassen haben. Die mutmaßliche Schadenssumme: rund 1,6 Millionen Euro.
Immer mehr Zeugenaussagen deuten laut Ermittlern darauf hin, dass René Benko auch nach außen hin nicht sichtbare Entscheidungen getroffen haben soll – und in allen wesentlichen Gesellschaften das letzte Wort hatte. Juristisch wird das als "faktische Machthaberschaft" bezeichnet – ein möglicher Ausgangspunkt für den Vorwurf der Anstiftung.
Wie die "Krone" berichtet, soll ein ehemaliger Chefcontroller unter Wahrheitspflicht ausgepackt haben: Benko habe in der Benko Privatstiftung regelmäßig klare Anweisungen an die Vorstände gegeben – trotz seiner offiziellen Distanz. "René Benko hatte den ganz klaren Informationsvorteil. Er hat den Stiftungsvorständen während der Stiftungssitzungen auch ganz klar gesagt, was zu tun ist. Davor und danach war das auch so." Diese Darstellung wurde nun auch von Benkos langjähriger Steuerberaterin bestätigt: "Ja, stimmt so", sagte sie gegenüber den Ermittlungsbehörden.
Auch finanzielle Verflechtungen innerhalb der Familie werfen Fragen auf. Laut sichergestelltem Handy-Chat informierte Benkos Schwester Verena ihren Bruder über eine Überweisung in Millionenhöhe. Der "Krone" liegt der Chatverlauf der beiden vor: "3 Mio sind als ‘Ausschüttung‘ auf Mamas Konto eingegangen. Wieviel willst du weiter schicken? Und welcher Verwendungszweck? Schenkung?" – ein möglicher Hinweis auf informelle Geldflüsse.
Die Ermittlungen im Signa-Komplex dauern jedenfalls an – und mit jeder neuen Aussage wächst der Druck auf den einst gefeierten Immobilien-Investor. Wie tief das Netzwerk wirklich reicht, versuchen Staatsanwaltschaft und Sonderkommission nun Stück für Stück zu entschlüsseln.
René Benko bestreitet alle Vorwürfe vehement. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.