Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) erhebt im Verfahrenskomplex Signa erstmals Anklage gegen René Benko. Der Milliarden-Pleitier soll einen Teil seines Vermögens vor den Signa-Gläubigern versteckt haben. Bei einer Verurteilung wegen betrügerischer Krida drohen ihm bis zu 10 Jahre Haft.
Ausgerechnet ein ehemaliger Leibwächter soll die Ermittler auf die Spur von Benkos Vermögensversteck gebracht haben. Der Personenschützer war selbst wegen vergangener Delikte in der Schweiz im Oktober 2024 in Innsbruck festgenommen worden. Bereits nach zwei Tagen in Auslieferungshaft soll der Mann Kontakt zur SOKO Signa aufgenommen haben – mutmaßlich, um einen Deal zu machen, berichtet die "Kronen Zeitung".
Getreu dem Sprichwort "Im Käfig lernt der Vogel singen" packte der Ex-Leibwächter Anfang November 2024 dann während seiner Einvernahme in der Justizanstalt Innsbruck aus. Er lieferte eine detaillierte Beschreibung eines brisanten Ereignisses. Im Haus von Freunden bzw. Verwandten der Benkos in einer Gemeinde im Bezirk Landeck soll ein Geheim-Tresor versteckt worden sein. Er sei selbst "zwei- bis dreimal" mit dem Chef dortgewesen.
(1) Wer einen Bestandteil seines Vermögens verheimlicht, beiseite schafft, veräußert oder beschädigt, eine nicht bestehende Verbindlichkeit vorschützt oder anerkennt oder sonst sein Vermögen wirklich oder zum Schein verringert und dadurch die Befriedigung seiner Gläubiger oder wenigstens eines von ihnen vereitelt oder schmälert, ist mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.
(2) Wer durch die Tat einen 300.000 Euro übersteigenden Schaden herbeiführt, ist mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren zu bestrafen.
– Quelle: ris.bka.gv.at
Bei der folgenden Hausdurchsuchung konnten Soko-Beamte den verborgenen Schatz aufspüren: In einem Luftschutzbunker, versteckt hinter Vorräten und Klopapier, sei der nagelneue Tresor dann auch gefunden worden, berichtet die "Krone".
Es geht um ein Vermögen! Die Fahnder stellten demnach elf Armbanduhren im Wert von 230.000 Euro, acht Manschettenknöpfe, mit Schätzwert um die 10.000 Euro, sowie 120.000 Euro an Bargeld sicher.
Das hat nun auch strafrechtliche Folgen. Die gebunkerten Vermögenswerte hatte der Signa-Gründer offenbar gegenüber den Masseverwaltern verschwiegen, sie fehlen in dem verpflichtenden Offenbarungseid.
Die Kriminalisten vermuten, dass der seit Monaten in Untersuchungshaft sitzende Pleitier diesen "Notgroschen" bewusst vor seinen Gläubigern zu verbergen versuchte. Der Fund führte jedenfalls nun zu der Anzeige wegen betrügerischer Krida.
In der inzwischen unterfertigten Anklageschrift wird laut "Standard" eine Schadenssumme von satten 667.566,67 Euro genannt.
Auf 14 Seiten geht es um zwei gewichtige Vorwürfe: Zum Einen soll er Mietzinsvorauszahlungen für eine genutzte Villa in Innsbruck zur Seite geschafft haben. Und zum Anderen stehen Schenkungen an seine Mama im November 2023 im Raum, die die WKStA ebenfalls als Vermögensverschiebung verortet – zu dem Zeitpunkt sei der Signa-Crash bereits absehbar gewesen, offiziell Insolvenz angemeldet wurde aber erst im März 2024.
Der Betrag wäre angesichts der gigantischen Gläubiger-Forderungen aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Insgesamt zwei Milliarden Euro wurden im Insolvenzverfahren angemeldet, nur rund 47 Millionen davon anerkannt.
Erhebt Benko nicht binnen 14 Tage Einspruch, wird die Anklage rechtskräftig. Dann würde es am Innsbrucker Landesgericht zum Prozess kommen, Schöffensenat inklusive.
Sowohl René Benko als auch seine Frau streiten die Vorwürfe ab. Es gilt für alle Genannten die Unschuldsvermutung.