200 Millisekunden

Gesund oder lecker? So schnell entscheidet das Gehirn

Forscher untersuchten, wie schnell das Gehirn verschiedene Merkmale von Lebensmitteln verarbeitet – und damit unsere Kaufentscheidung bestimmt.
Heute Life
27.10.2025, 22:30
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Stell' dir vor, du stehst im Supermarkt vor einer Auswahl an Snacks: Obst, Chips, Schokolade oder Fruchtgummi. Wofür entscheidest du dich? Diese Art von Entscheidungen nennt man Ernährungsentscheidungen. Wir treffen täglich häufig Entscheidungen bezüglich unserer Ernährung. Dabei berücksichtigen wir viele verschiedene Aspekte eines Lebensmittels – einschließlich Geschmack, Gesundheit und Preis –, um zu entscheiden, was wir kaufen und essen.
Es ist noch nicht vollständig geklärt, wie unser Gehirn all diese verschiedenen Informationen bei der Lebensmittelauswahl verarbeitet. Eine neue, in Appetite veröffentlichte, Studie hat diese Frage untersucht.

Es zeigte sich, dass sich bereits Hunderte von Millisekunden, nachdem wir ein Lebensmittel gesehen haben, viele verschiedene Eigenschaften in der Gehirnaktivität widerspiegeln. Dies geschieht extrem schnell, lange bevor eine Person bewusst entscheiden kann, ob sie das Lebensmittel kauft oder isst.

Gehirnaktivität messen

Forscher unter der Leitung von Violet Chae an der Melbourne School of Psychological Sciences rekrutierten 110 Teilnehmer, die sich 120 Bilder von Lebensmitteln wie Snacks, Fleisch, Obst und Süßigkeiten ansahen, während sie EEG-Kappen trugen, die die elektrische Gehirnaktivität aufzeichneten. Jedes Bild erschien zwei Sekunden lang, gefolgt von der Frage, ob das Essen gesund, schmackhaft oder etwas sei, das der Teilnehmer gerne essen würde. Die Teilnehmer antworteten per Tastendruck und bewerteten anschließend jedes Lebensmittel anhand einer gleitenden Skala hinsichtlich Gesundheit, Schmackhaftigkeit und Essbereitschaft.

Informationen über verschiedene Aspekte von Lebensmitteln, wie etwa Gesundheitswert, Kaloriengehalt und Vertrautheit, spiegelten sich bereits 200 Millisekunden nach der Präsentation des Lebensmittelbildes auf dem Bildschirm in der Gehirnaktivität wider.
Diese schnellen Gehirnreaktionen traten auf, bevor die Menschen sich des Essens, das sie sahen, bewusst waren. Andere Aspekte von Lebensmitteln, wie Geschmack und Verzehrbereitschaft, spiegelten sich etwas später in der Gehirnaktivität wider.

Gesundheitsförderlichkeit vor Geschmack

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass verschiedene Aspekte von Lebensmitteln unsere Aufmerksamkeit frühzeitig erregen und unsere Ernährungsentscheidungen beeinflussen können. Das Gehirn bewertet viele verschiedene Aspekte von Lebensmitteln automatisch und in ähnlichem Tempo und beeinflusst so unsere Lebensmittelauswahl, bevor wir uns dessen überhaupt bewusst sind.

Überraschenderweise spiegelte sich die Gesundheitsförderlichkeit von Lebensmitteln früher in der Gehirnaktivität wider als der Geschmack. Auch in der Beurteilung verschiedener Aspekte eines Lebensmittels zeigten sich Ähnlichkeiten. So wurden weniger bekannte Lebensmittel auch als weniger schmackhaft eingestuft.

Die Geschwindigkeit, mit der Gesundheitsinformationen erfasst werden, widerspricht der weit verbreiteten Vorstellung, wir seien darauf programmiert, sofortige Befriedigung über langfristige Gesundheit zu stellen. Frühere Theorien gingen davon aus, dass Geschmack leichter und schneller verarbeitet wird als Nährwerte. Diese Studie zeigt, dass Informationen über die Gesundheit ähnlich früh verfügbar sind wie andere entscheidungsrelevante Merkmale.

Die Forscher identifizierten zwei zentrale Dimensionen bei der Bewertung von Lebensmitteln:

  • Die Dimension "verarbeitet vs. natürlich" (also wie stark verarbeitet ein Lebensmittel wirkt)
  • Die Dimension "appetitanregend" (also wie vertraut und geschmacklich anziehend das Lebensmittel ist)

Beides spiegelte sich sehr schnell in den Mustern der Gehirnaktivität wider, etwa 200 Millisekunden nach dem Sehen eines Nahrungsmittels.

Was diese Erkenntnis bringt

Die Ergebnisse sind vor allem in Situationen relevant, in denen wir uns ausschließlich auf die visuellen Merkmale von Lebensmitteln verlassen, etwa bei der Online-Bestellung von Lebensmitteln oder Mahlzeiten oder bei der Nutzung einer Bilderkarte im Restaurant. Sie geben Aufschluss darüber, wie Menschen im Supermarkt oder bei Essensliefer-Apps spontane Urteile fällen.

{title && {title} } red, {title && {title} } 27.10.2025, 22:30
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