China-Ramsch

Giftig, gefährlich! Alarm um Produkte von Shein & Temu

Die deutsche Stiftung Warentest hat 162 Produkte der China-Shopping-Plattformen Temu und Shein überprüft – mit teils erschreckenden Ergebnissen.
Team Wirtschaft
30.10.2025, 14:31
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Halsketten, Kinderspielzeug und Ladegeräte von Temu und Shein können gefährlich sein – das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest. Von insgesamt 162 überprüften Artikeln im Gesamtwert von 690 Euro erfüllten 110 nicht die EU-Sicherheitsstandards. Rund ein Viertel der Produkte wurde sogar als potenziell gefährlich eingestuft.

China flutet Europa mit Billigwaren

Die Tester kauften Schmuck, Spielzeug und USB-Ladegeräte auf den beiden chinesischen Online-Plattformen, die für ihre extrem niedrigen Preise bekannt sind: Eine Halskette für 87 Cent, ein Ladegerät für 2,51 Euro – so günstig sind die Angebote. Das lockt viele Käufer, weshalb massenhaft Ramsch aus China in die EU gelangt. Laut EU-Kommission kamen im vergangenen Jahr 4,6 Milliarden solcher Billigpakete aus Nicht-EU-Ländern nach Europa – also rund zwölf Millionen pro Tag und gut doppelt so viele wie 2023.

Viele Produkte entsprechen nicht EU-Standards

Wer billig kauft, zahlt oft drauf: Viele Produkte aus China entsprechen nicht den Sicherheitsanforderungen in Europa. Von 54 getesteten Halsketten aus Metall etwa fielen fünf wegen gefährlich hoher Schadstoffwerte durch. Besonders auffällig waren drei Ketten von Shein, die extrem viel Cadmium enthielten. In einem Anhänger – einer kleinen Kirsche – lag der Cadmium-Gehalt laut den Testern bei über 85 Prozent. Der EU-Grenzwert liegt bei 0,01 Prozent. Cadmium gilt als krebserregend und kann Nieren- und Knochenschäden verursachen.

Beanstandete Schmuckstücke zu giftig für Hausmüll

Wer solche Schmuckstücke gekauft hat, sollte sie laut Stiftung Warentest entsorgen – das allerdings nicht im Hausmüll. Die Fachleute empfehlen, die Ketten zu einer Schadstoffsammelstelle zu bringen. Besonders Kinder sollten nicht in die Nähe dieser belasteten Produkte kommen, weil sie kleine Teile verschlucken könnten.

Stiftung Warentest – die Ergebnisse im Details
Stiftung Warentest

Spielzeug mit Schadstoffen und Sicherheitsmängeln

Auch beim Babyspielzeug – Beißring, Rassel, Badetier – fanden die Tester Probleme. In bunten Stofftüchern aus einer Temu-Tücherbox wurde zu viel Formaldehyd festgestellt – bis zu 164 Milligramm pro Kilogramm, der erlaubte Wert für Kinder unter 36 Monaten liegt bei 30. Die Chemikalie kann Kontaktallergien auslösen.

Außerdem waren fast alle Spielzeuge schlecht gekennzeichnet, es fehlten Warnhinweise oder sie waren falsch angebracht. Ein Bälle-Set von Shein überschritt zudem den erlaubten Geräuschpegel deutlich. Vier Bälle erreichten bis zu 115 Dezibel – erlaubt sind nur 110. Das entspricht etwa der Lautstärke eines Presslufthammers.

Zahlreiche USB-Ladegeräte brandgefährlich

Besonders kritisch fiel das Ergebnis bei den USB-Ladegeräten aus: 52 von 54 Geräten entsprachen nicht den EU-Sicherheitsvorgaben. Viele wurden im Betrieb zu heiß – bis zu 88 Grad Celsius, erlaubt sind 77. Zehn von 27 Ladegeräten von Shein und vier von Temu erreichten diese Werte. Die Tester warnen: Überhitzte Netzteile können sich verformen, isolierende Schichten im Inneren schmelzen – im schlimmsten Fall drohe Brandgefahr.

Kritik an schlechter Verarbeitung

Daneben waren viele der Modelle schlecht verarbeitet. Bei 37 der insgesamt 54 Temu- und Shein-Ladegeräten ließen sich die Stecker leicht verbiegen oder sie zerbrachen beim Falltest. Dadurch können Stromschläge oder Kurzschlüsse entstehen. Stiftung Warentest rät deshalb, solche Billig-Ladegeräte zu entsorgen und stattdessen ein Produkt aus einem Fachgeschäft oder bekannten Onlineshop zu kaufen.

Temu und Shein reagierten flott

Nach der Untersuchung informierten die Tester die beiden Plattformen über die gefährlichen Produkte. Temu und Shein reagierten schnell und nahmen alle betroffenen Artikel innerhalb weniger Tage von ihren Webseiten. Shein warnte außerdem betroffene Käufer per E-Mail: "Dieses Produkt ist illegal", schrieb der Händler und empfahl, es nicht weiter zu verwenden.

So wurden die Produkte getestet

Getestet wurden 54 Halsketten, 54 Ladegeräte und 54 Spielzeuge für Kinder unter drei Jahren – aus jeder Kategorie 27 Stück pro Plattform. Die Auswahl erfolgte nach dem Zufallsprinzip aus der Liste der beliebtesten Artikel. Für den Check arbeitete Stiftung Warentest mit Verbraucherorganisationen aus Dänemark und Belgien zusammen. Alle Produkte stammten von Drittanbietern, die Temu oder Shein lediglich als Verkaufsplattform nutzen. Im Labor prüften Experten, ob die Waren sicher waren, korrekt beschriftet und frei von Schadstoffen.

{title && {title} } tmw, {title && {title} } Akt. 30.10.2025, 17:23, 30.10.2025, 14:31
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