Prozess-Auftakt

Google vor Gericht: Idealo will 3,3 Milliarden Euro

Im Streit um die Bevorzugung des hauseigenen Dienstes "Google Shopping" fordert das Preisvergleichsportal Idealo einen gigantischen Schadenersatz.
Team Wirtschaft
13.11.2025, 11:08
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Das Berliner Landgericht beschäftigt sich ab sofort mit einer Milliardenklage gegen Google. Die Preisvergleichsseite Idealo, eine Tochter des Medienkonzerns Axel Springer (Bild, Welt Politico), fordert von dem US-Internetgiganten insgesamt 3,3 Milliarden Euro Schadenersatz.

Vorwurf: Google soll eigenen Dienst bevorzugt haben

Idealo wirft Google vor, seine Macht als wichtigste Suchmaschine im Netz jahrelang ausgenutzt zu haben. Der Vorwurf: Google soll bei der Suche nach Produkten den eigenen Dienst "Google Shopping" bevorzugt und Konkurrenz-Portale in den Hintergrund gedrängt haben. Nutzer sahen demnach zuerst die Angebote von Google – mit Bild und Text prominent ganz oben. Die Ergebnisse von anderen Preisvergleichsseiten erschienen nur weiter unten als einfache blaue Links.

Idealo erhöhte Forderungen von 500 Millionen auf 3,3 Milliarden

Die Klage von Idealo läuft bereits seit 2019 vor dem Landgericht Berlin. Damals verlangte das Unternehmen noch rund 500 Millionen Euro. Das Verfahren wurde jedoch auf Eis gelegt, solange der Streit zwischen Google und der EU-Kommission zum selben Thema noch nicht endgültig entschieden war. Idealo hatte von Anfang an angekündigt, seine Forderung später erhöhen zu können.

Neuberechnung nach EU-Verfahren

Im Februar dieses Jahres wurde die Summe dann neu berechnet. Für den Zeitraum von 2008 bis 2023 fordert Idealo nun etwa 2,7 Milliarden Euro Schadenersatz. Dazu kommen rund 600 Millionen Euro Zinsen. So kommt die Gesamtforderung von 3,3 Milliarden Euro zustande. Idealo-Mitgründer Albrecht von Sonntag betont, es gehe auch um faire Auswahl und mehr Transparenz für Kunden beim Online-Shopping.

Schon EU verhängte Strafe über 2,4 Milliarden Euro

Im Zentrum des Falls steht der Google-Dienst "Google Shopping". Schon 2017 hatte die EU-Kommission entschieden, dass Google seine Marktmacht missbraucht habe. Der Konzern habe die eigenen Shopping-Ergebnisse in der Suche bevorzugt und damit gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen. Dafür musste Google damals 2,4 Milliarden Euro Strafe zahlen.

Google ging gegen diese Entscheidung juristisch vor, scheiterte aber am Ende. Im September 2024 bestätigte der Europäische Gerichtshof in Luxemburg die Strafe. Damit steht fest: Die EU-Kommission hat zu Recht eine Wettbewerbsverletzung festgestellt.

Gericht muss jetzt tatsächlichen Schaden feststellen

Für das Berliner Verfahren bedeutet das: Die Entscheidung der EU-Kommission von 2017 wird nicht mehr infrage gestellt. Es geht nun vor allem darum, wie groß der Schaden für Idealo war und für welchen Zeitraum Google sich rechtswidrig verhalten hat.

Google argumentiert, man habe nach dem Beschluss aus Brüssel die Regeln geändert. Der Konzern verweist darauf, dass andere Preisvergleichsdienste seitdem Zugang zu den Ergebnissen bekommen haben. Nach Angaben von Google nutzen heute rund 1.550 Vergleichsseiten in Europa dieses System, zuvor seien es nur sieben gewesen. Aus Sicht des Unternehmens zeigt das, dass die Öffnung von "Google Shopping" funktioniert habe. Die EU-Kommission habe außerdem keinen weiteren Handlungsbedarf gesehen.

Idealo sieht das völlig anders. Aus Sicht des Unternehmens hat Google im Jahr 2017 nur "kosmetische Änderungen" vorgenommen. Das Grundproblem, also die kartellrechtlich verbotene Bevorzugung des eigenen Dienstes, bestehe bis heute, so Mitgründer von Sonntag.

Forderungen "völlig überzogen"

Neben Milliarden-Schadenersatz verlangt Idealo auch eine umfassende Auskunft von Google. Das Portal will genaue Zahlen zu Traffic, Umsätzen und Gewinnen sehen, um den Schaden genauer beziffern zu können. Google hält die Forderungen insgesamt für "völlig überzogen" und wehrt sich vor Gericht gegen die Ansprüche.

{title && {title} } tmw, {title && {title} } Akt. 13.11.2025, 11:11, 13.11.2025, 11:08
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