Tech-Journalist Billy Linehan lässt sich jeden Morgen seinen Kaffee nach Hause liefern. Sein "Flat White" wird jedoch nicht von einem Menschen gebracht, sondern von einer Drohne, die den Kaffee in seinem Garten abseilt.
Im Dubliner Stadtteil Castleknock ist die Lieferung per Drohne für viele bereits weitverbreitet. Rund zehn Drohnen liefern dort neben Speisen aus Restaurants und Kaffee auch Lebensmittel und Medikamente – eben alles, was im nahegelegenen Shopping-Center verfügbar ist.
Bestellt wird über eine App. Die Drohne kann bis zu vier Kilogramm transportieren und fliegt autonom mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h. Die Geräte starten von einem Parkplatz aus und können maximal drei Kilometer weit fliegen. Ein Pilot überwacht dabei mehrere Drohnen gleichzeitig, um eine nahtlose Lieferung zu gewährleisten.
In einer Höhe von rund 20 Metern wird die Bestellung über eine Leine sanft im Garten auf den Boden abgesetzt. Anschließend schneidet die Drohne den Faden ab und fliegt wieder davon. Je nach Art der Bestellung fallen unterschiedliche Gebühren an. Linehan zahlt meist nur 1,99 Euro – günstiger als eine Lieferung per Uber-Taxi, wie der Tech-Journalist gegenüber dem "Ö1 Journal" erklärt.
Das Unternehmen hinter dem Drohnenservice, Manna Air Delivery, verspricht eine reine Flugzeit von nur drei Minuten. Im Durchschnitt trifft eine Bestellung nach rund 20 Minuten ein. Laut Firmengründer Bobby Healy sei die Lieferung per Drohne zudem umweltfreundlicher, da sie nur ein Achtel der Energie eines Autos benötige.
Nicht alle zeigen sich jedoch begeistert von der neuen Liefermethode. Einige Anwohner beschweren sich über den Lärm. Die Nachbarn des Tech-Journalisten würden die Drohnen am liebsten "herunterschießen", obwohl sie an einer stark befahrenen Straße wohnen. Viele Menschen stünden der Technologie skeptisch gegenüber, weil sie ihnen noch fremd erscheine, so Linehan. Zudem äußern einige Sorgen um ihre Privatsphäre.
Trotz dieser Kritik findet die Drohnen-Lieferung in Irland großen Anklang. Das Unternehmen plant, im kommenden Jahr zu expandieren: 15 neue Standorte sollen entstehen, in Cork und Dublin könnten damit mehr als eine Million Menschen versorgt werden. Zudem möchte die Firma in den Vereinigten Arabischen Emiraten durchstarten und seinen Standort in den USA ausbauen. Ein oder zwei weitere europäische Länder sollen ebenfalls hinzukommen.
Ob Lieferdrohnen bald auch in Österreich fliegen werden, ist noch offen. Grundsätzlich wäre es möglich, allerdings braucht es dafür neben zahlreichen Genehmigungen auch einen eigens ausgewiesenen Luftraum. Diesen sogenannten "Use Space" gibt es derzeit noch nicht.