Unerfüllter Kinderwunsch oder Schmerzen – die Krankheit Endometriose kann sich auf verschiedene Arten bemerkbar machen. Fest steht: In ganz Österreich sind rund 300.000 Frauen davon betroffen, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. In den Spitälern des WIGEV (Wiener Gesundheitsverbund) können sich Betroffene Hilfe holen – 2024 wurden dort 666 Patientinnen behandelt, zwischen Jänner und August 2025 bereits 586.
Krämpfe bei der Regel, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, ungewollte Kinderlosigkeit – die Liste der Symptome ist lang und zeigt den Frauen nicht unmittelbar, was die Ursache ihrer Probleme ist. Häufig steckt die Krankheit Endometriose dahinter. Es handelt sich um eine gutartige, oft chronisch verlaufende Erkrankung, die jedoch vielfach nicht oder erst spät diagnostiziert wird. "Viele Frauen glauben, dass starke Schmerzen bei der Monatsblutung 'normal' sind. Das stimmt nicht – Endometriose ist eine chronische Erkrankung, die viele betrifft. Es braucht dringend mehr Aufklärung", weiß Dr. Schima Djalali-Pregartner, Frauenärztin am Kinderwunschzentrum an der Wien. Der Endometriose-Tag am 29. September soll auf die Krankheit aufmerksam machen. Der Wiener Gesundheitsverbund hat bereits spezialisierte Endometriose-Ambulanzen eingerichtet, die eine umfassende Diagnostik, Therapie und Betreuung von Patientinnen ermöglichen.
Endometriose tritt am häufigsten im Bereich der Eierstöcke, der Scheide, des Darms sowie in oder auf der Harnblase auf. Dort verhält sich das Gewebe ähnlich wie die Schleimhaut innerhalb der Gebärmutter: Es wächst und blutet unter dem Einfluss weiblicher Hormone. Dies führt oft zu starken Schmerzen, die bei den meisten Betroffenen bereits in der Pubertät beginnen – vor und während der Regelblutung oder beim Geschlechtsverkehr. Je nach Lage der sogenannten Endometrioseherde können auch Schmerzen in anderen Körperregionen auftreten. Zu den Leitsymptomen der Endometriose zählen über mindestens sechs Monate hinweg wiederkehrende starke Regelschmerzen, Schmerzen beim Harnlassen und beim Stuhlgang sowie möglicherweise ein unerfüllter Kinderwunsch. Rund 20 bis 40 Prozent der Patientinnen mit Endometriose haben Fertilitätsprobleme.
➤Dysmenorrhoe: Schmerzen während der Periode,
➤Dyspareunie – Schmerzen beim Geschlechtsverkehr,
➤Dyschezie – Schmerzen beim Stuhlgang und
➤Dysurie – Schmerzen beim Wasserlassen.
"Diese Leitsymptome sind ein wichtiges diagnostisches Raster und geben uns wertvolle Hinweise darauf, ob es sich tatsächlich um eine Endometriose handeln könnte und wo sie sich befindet", erklärt Sara Pempelfort, Oberärztin der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung und Co-Leiterin des Endometriose-Zentrums an der Klinik Ottakring. "Eine chirurgische Behandlung ist natürlich nur dann notwendig, wenn endometriosebedingte Schmerzen, ein unerfüllter Kinderwunsch oder eine mögliche Organschädigung vorliegen."
Überweisungen in die Endometriose-Ambulanzen können durch Gynäkologinnen und Gynäkologen oder durch Hausärztinnen und Hausärzte erfolgen. Termine können telefonisch vereinbart werden. "Die effektivste Therapieoption bei Endometriose ist die Chirurgie, denn nur operativ können die Herde vollständig entfernt werden", erklärt Sara Pempelfort. Der Eingriff erfolgt in der Regel minimalinvasiv mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie). Dabei wird besonders schonend vorgegangen, und verbleibende Narben sind meist klein.
Neben den Gynäkologinnen und Gynäkologen arbeiten insbesondere Chirurginnen und Chirurgen, Radiologinnen und Radiologen sowie Urologinnen und Urologen eng zusammen. "Dieses interdisziplinäre Vorgehen garantiert eine individuell angepasste, ganzheitliche Therapie und trägt entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen bei", ergänzt die Ärztin. Der Krankenhausaufenthalt nach einer Operation beträgt je nach Umfang der Eingriffe 2 bis 7 Tage.
Alternativ zur Operation gibt es auch die Möglichkeit einer hormonellen Therapie bei Endometriose. Ziel ist es, das Wachstum der endometriumähnlichen Zellen durch gezielte Beeinflussung des Hormonhaushalts zu hemmen. Dabei wird der Östrogenspiegel gesenkt und der Einfluss von Gestagenen erhöht. Die hormonelle Behandlung kann die Beschwerden lindern, weiteres Wachstum verhindern und das Risiko von Rezidiven nach Operationen reduzieren. Endometriose-Ambulanzen im Wiener Gesundheitsverbund findet man in den Kliniken Floridsdorf, Ottakring und im AKH.