Kärntner reiste offiziell aus

Im Hafturlaub: Millionen-Betrüger floh per Flugzeug

Der im EXW-Prozess verurteilte 28-jährige Kärntner ist nach wie vor untergetaucht. Nun wurde bekannt, dass er offiziell mit einem Pass ausgereist ist.
Lara Heisinger
25.11.2025, 12:43
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Ein verurteilter 28-jähriger Krypto-Betrüger ist wieder untergetaucht. Der bereits im EXW-Prozess (es ging um großangelegten Anlagebetrug) zu fünf Jahren Haft verurteilte Kärntner hätte Anfang November eigentlich von einem Hafturlaub in die Justizanstalt Klagenfurt zurückkehren müssen – doch stattdessen verschwand er spurlos – "Heute" berichtete.

Seit 3. November 2025 gilt der 28-Jährige offiziell als flüchtig. Gegen ihn läuft nun ein internationaler Haftbefehl. Der Hafturlaub war ihm gewährt worden, damit er bei der Geburt seines vierten Kindes dabei sein konnte. Irgendwann zwischen 27. Oktober und 3. November tauchte er ab.

Seine Flucht dürfte unspektakulär verlaufen sein: Demnach reiste er über Slowenien und Kroatien nach Serbien, bevor er mit dem Flugzeug in die Vereinigten Arabischen Emirate weiterflog, berichtet die "Kleine Zeitung". Ob Unterstützer beteiligt waren, ist noch ungeklärt.

Offiziell mit Reisepass ausgereist

Brisant: Der 28-Jährige konnte ganz offiziell ausreisen – mit einem Reisepass, den er heuer beim Magistrat Klagenfurt beantragt und erhalten hatte. Ungewöhnlich ist das laut seinem Anwalt Philipp Tschernitz jedoch nicht. Da das Urteil gegen den Kärntner noch nicht rechtskräftig sei, erscheine es nicht im Strafregister, wodurch keine automatische Einschränkung bestanden habe.

Auch in der Justizanstalt Klagenfurt lag der Pass nicht auf. Anstaltsleiter Josef Gramm erklärt: "Es kann daher ausgeschlossen werden, dass der Reisepass in der Justizanstalt Klagenfurt war und dem Strafgefangenen bei seiner Vollzugslockerung ausgehändigt wurde."

Flucht lange geplant

In seinem Umfeld kursiert das Gerücht, der 28-Jährige habe seine Flucht lange geplant. Dazu passe auch der Verlust seiner Fußfessel. Diese wurde ihm im April 2025 angelegt – und im August bereits wieder abgenommen.

Eine Website, über die der Kärntner angeblich Kryptowissen an Betrugsopfer verkauft haben soll, sowie ein Interview in einer Wochenzeitung führten dazu, dass die Bewilligung für den elektronisch überwachten Hausarrest widerrufen wurde. Dadurch musste er wieder ins Gefängnis – und genau dort konnte ihm später ein ganz regulärer Hafturlaub gewährt werden. Ohne Fußfessel, ohne technische Einschränkungen.

Sein Anwalt will jedoch nichts von einem lange geplanten Manöver wissen: "Das kann ich mir schwer vorstellen. Vielmehr hat ihn der Verlust der Fußfessel derart getroffen, dass er sich nicht mehr anders zu helfen wusste", so Tschernitz.

Angeklagt im PrivaFund-Prozess

Der Kärntner wusste, dass in Österreich bald weitere juristische Schwierigkeiten auf ihn gewartet hätten: Er wäre in die Justizanstalt Wien-Josefstadt überstellt worden, denn am Landesgericht Wien hätte ein weiterer Prozess begonnen – diesmal in der Causa PrivaFund.

In diesem Verfahren hätte sich der 28-Jährige zusammen mit sechs Angeklagten verantworten müssen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wirft ihnen vor, rund 7.500 Personen um fast 12 Millionen Euro geschädigt zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

{title && {title} } LH, {title && {title} } 25.11.2025, 12:43
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