+18 Prozent seit 2015

Immer mehr Ärzte – warum wir dennoch so lange warten

Österreichs Gesundheitssystem hat kein Nachwuchsproblem. Woran es aber krankt: Es gibt immer weniger Allgemeinmediziner sowie Kassenordinationen.
Team Wirtschaft
14.10.2025, 15:51
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Die Zahl der Ärzte in Österreich ist zuletzt kräftig gestiegen – sowohl in absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zur Bevölkerung. Laut den neuesten Daten der Statistik Austria waren im Jahr 2015 rund 44.000 Mediziner im Land tätig. Zehn Jahre später, 2025, sind es bereits rund 52.000. Damit kommen nun 565 Ärzte auf 100.000 Einwohner – 2015 waren es noch 506.

Deutliches Minus bei Allgemeinmedizinern

Der Zuwachs verteilt sich jedoch nicht gleichmäßig über alle Gruppen. Während die Zahl der Fachärzte deutlich zugelegt hat, ging jene der Allgemeinmediziner zurück. So sank die Zahl der praktischen Ärzte von 14.300 auf 13.000 bzw. von 164 je 100.000 Einwohner auf 141.

Schon 320 Fachärzte für 100.000 Einwohner

Ganz anders bei den Fachärzten: Ihre Zahl kletterte von 23.400 im Jahr 2015 auf 29.400. Damit wuchs ihr Anteil von 269 auf 320 je 100.000 Einwohner. Auch die Zahl der Ärzte in Ausbildung ist deutlich gestiegen – von 6.300 auf 9.600. Das entspricht einem Plus von 73 auf 105 pro 100.000 Einwohner. Bei den Zahnärzten war das Wachstum dagegen moderat: von 4.900 auf 5.500, also von 56 auf knapp 60 pro 100.000 Einwohner.

Deutliches Plus beim Gesundheitspersonal

Mehr geworden ist zudem das Personal im Gesundheitsbereich abseits der Ärzte. Hier stieg die Zahl von knapp 91.000 im Jahr 2015 auf rund 101.500 im Jahr 2024. In allen Berufsgruppen wurde aufgestockt – bei diplomierten Pflegekräften ebenso wie bei Sanitätern, Pflegehilfen oder medizinischen Assistenzen. Auch in der Physio-, Logo- oder Massagetherapie arbeiten heute mehr Menschen als noch vor zehn Jahren.

Weniger Krankenhäuser, weniger Betten

Einen gegenteiligen Trend gibt beim Platzangebot in Spitälern. 2015 standen in Österreichs Krankenanstalten noch rund 65.100 Betten zur Verfügung, 2024 sind es nur noch 60.100. Seit Mitte der 1980er-Jahre – damals waren es noch rund 75.200 – ist damit ein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten. Besonders betroffen sind allgemeine und Sonderkrankenanstalten, Genesungsheime sowie Pflegeeinrichtungen für chronisch Kranke. Auch die Zahl der Spitäler selbst hat abgenommen – nämlich von 278 im Jahr 2015 auf zuletzt 257.

Immer weniger Kassenärzte für immer mehr Menschen

Die Analyse von Statistik Austria belegt also: Theoretisch gäbe es in Österreich eine ausreichende Zahl an Medizinern. Was die Statistik allerdings nicht zeigt und erst jüngst von der Online-Plattform krankenversichern.at aufgedeckt wurde: Von den gut 20.000 niedergelassenen Allgemeinmedizinern und Fachärzten (also solchen mit eigener Ordination) haben nur rund 8.240 bzw. 41 Prozent einen Kassenvertrag. Die restlichen 11.800 sind Wahlärzte, bei denen Patienten die Behandlung zunächst selbst bezahlen müssen.

Patienten warten schon bis zu 63 Tage auf Termin

Seit 2000 ist damit die Zahl der Wahlärzte um 148 Prozent gestiegen, während es bei Kassenärzten einen Rückgang von 0,4 Prozent gab und Österreichs Bevölkerung um 1,2 Millionen Menschen gewachsen ist. "Diese Entwicklung zeigt, dass das Kassensystem mit dem Bevölkerungswachstum seit Jahrzehnten nicht Schritt hält. Während die Nachfrage steigt, stagniert das Angebot an Kassenordinationen – und genau deshalb warten Patienten laut unserer aktuellen Kassenarzt-Wartezeiten-Studie mittlerweile bis zu 63 Tage auf einen Termin," sagt Sebastian Arthofer, COO von krankenversichern.at.

{title && {title} } tmw, {title && {title} } Akt. 14.10.2025, 15:53, 14.10.2025, 15:51
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen