Zigaretten mit Filter und auch elektronische Tabakprodukte könnten in Europa bald Geschichte sein. Der EU-Rat will einem Vorschlag der Weltgesundheitsorganisation folgen und plant ein weitreichendes Verbot.
Hintergrund: Ein Bericht einer WHO-Studiengruppe empfiehlt "ausdrücklich, Filter zu verbieten, um die Genießbarkeit und Attraktivität von Zigaretten zu verringern".
In einem Beschlussentwurf, der "Heute" vorliegt, heißt es: "Ein Verbot der Herstellung, Einfuhr, des Vertriebs und des Verkaufs von Filterzigaretten würde einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung des Tabakkonsums darstellen." Auch E-Zigaretten könnten fallen – ein komplettes Aus wäre demnach eine "zusätzliche regulatorische Option".
Die Beschlüsse des EU-Rates könnten enorme Auswirkungen haben, denn sie greifen direkt in die künftige Tabakpolitik Europas ein. Schon im November wird die WHO bei ihrer Konferenz in Genf über die Empfehlungen beraten – mit der Möglichkeit, dass die geplante Neuauflage der "Tabakproduktrichtlinie" ein generelles Verbot festschreibt. Rückendeckung kommt auch von der EU-Kommission unter Ursula von der Leyen.
Für Österreich wäre ein solches Verbot ein Paukenschlag: 74 Prozent aller verkauften Zigaretten sind Filterzigaretten – ihr Aus würde einem faktischen Ende der klassischen Zigarette gleichkommen.
Doch Brüssel will noch weitergehen. Tabakprodukte könnten künftig aus Tankstellen, Kiosken und Trafiken verschwinden. Die WHO verfolgt dabei das Ziel einer "nikotinfreien Generation". Verkaufsstellen sollen massiv eingeschränkt, Gewinne mit Tabak weitgehend unterbunden werden.
Werbung in Trafiken wäre ebenso Geschichte wie Rabattaktionen oder auffällige Platzierungen im Regal. Diskutiert wird zudem ein Verkaufsverbot für alle, die nach einem bestimmten Jahr geboren wurden – ein Schritt, der die Tabakindustrie besonders hart treffen würde.
Während Experten warnen, ein solches Vorgehen könnte einen Schwarzmarkt befeuern, bleibt die politische Marschrichtung klar: Schutz von Gesundheit und Umwelt hat Vorrang.
Ob es tatsächlich zum radikalsten Einschnitt seit Einführung der Filterzigarette kommt, entscheidet sich Mitte November in Genf. Dort wird sich zeigen, ob die Debatte über Freiheit, Gesundheit und Milliardenumsätze zu einem historischen Wendepunkt für Europas Raucher wird.