Forderung an Politik

Immer mehr in Geldnot! Auch Banken sollen jetzt zahlen

Die Verzweiflung ist groß: Laut Bilanz der Schuldnerberatungen ist die Zahl der Erstgespräche im Vorjahr auf den höchsten Wert seit 2009 gestiegen.
Team Wirtschaft
06.05.2025, 06:30
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Explodierende Kosten und zu wenig Geld – die Zahl der Menschen in Österreich, die in der Schuldenfalle festsitzen, hat weiter zugenommen. Das zeigt der am Montag vorgestellte "Schuldenreport 2025" der ABS Schuldnerberatungen GmbH, der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen.

2024 erhielten demnach 61.599 Personen Hilfe bei einer der bundesweit 69 Beratungsstellen – um 1,8 Prozent mehr als 2023 bzw. der höchste Wert seit 2018. Exakt 16.621 Menschen (+6,8 Prozent) nahmen dabei das erste Mal eine Beratung in Anspruch. Laut Konsumentenschutz-Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) und ABS-Chef Clemens Mitterlehner war das die größte Zahl an Erstberatungen seit 2009.

Arbeitslosigkeit als Hauptgrund

Häufigster Grund für die Überschuldung sind zu 36,9 Prozent (Mehrfachnennungen möglich) Arbeitslosigkeit bzw. Einkommensverschlechterungen. Dahinter folgen Probleme im Umgang mit Geld bzw. mangelnde Finanzbildung (21,5 Prozent) sowie berufliches Scheitern in der Selbstständigkeit (18,4 Prozent).

Von Betroffenen ebenfalls häufig genannt werden persönliche Härtefälle wie Unfälle oder der Tod von Angehörigen (12,7 Prozent), Scheidung bzw. Trennung (11,7 Prozent), Lebenshaltungs- bzw. Wohnkosten (7,9 Prozent) und Wohnraumbeschaffung (7,5 Prozent).

Betroffene müssen mit 1.490 Euro auskommen

Im Schnitt müssen Klienten der Schuldenberatungen im Monat mit 1.490 Euro das Auskommen finden – bei einer mittleren Verschuldung von 55.097 Euro (Frauen: 45.036 Euro; Männer: 62.047 Euro). Einen Ausreißer gibt es mit 97.535 Euro bei ehemals Selbstständigen.

Lage bei Jungen hat sich gebessert

Was der Report ebenfalls belegt: Der Anteil der jungen Menschen in der Schuldenberatung ist rückläufig. Konkret waren im Vorjahr 21,6 Prozent der Personen, die sich das erste Mal an eine Schuldenberatung wandten, 30 Jahre oder jünger. 2020 hatte der Anteil noch 24,7 Prozent betragen. Die durchschnittliche Verschuldung bei den Jungen lag 2024 bei 32.767 Euro.

Banken sollen Beratungen mitfinanzieren

Im Zuge der Präsentation forderte Clemens Mitterlehner einen Ausbau von kostenlosen Hilfsleistungen, die aktuell aus Kostengründen nicht flächendeckend und im nötigen Umfang angeboten werden könnten. Vorschlag: "Da die Kreditwirtschaft wesentlich an problematischen Schuldensituationen beteiligt ist", solle sie 0,1 Prozent von jeder neu vergebenen Kreditsumme abführen und damit die staatlich anerkannten Schuldenberatungen mitfinanzieren.

Schuldenexplosion durch Zinsen & Gebühren

Gleichzeitig wird die Regierung aufgefordert, eine Deckelung der Schulden gesetzlich zu verankern. Konkret sollten sich Schulden inklusive aller Kosten und Zinsen ab Fälligstellung maximal verdoppeln dürfen. Aktuell würden ja laut Mitterlehner Zins, Zinseszins und Verzugszins sowie Inkasso- und Gerichtsgebühren ehemals bewältigbare Schulden in Höhen steigen lassen, die mit dem ursprünglich geliehenen Betrag kaum mehr etwas zu tun hätten.

Aus 1.500 Euro wurden in wenigen Jahren 45.000 Euro

Eine Studie der Schuldenberatungen habe, so Mitterlehner, gezeigt, dass sich nicht bezahlte Schulden durchschnittlich innerhalb von drei Jahren verdoppeln. In einem Extremfall seien aus 1.500 Euro innerhalb weniger Jahre sogar 45.000 Euro geworden – und das völlig legal im Einklang mit den in Österreich geltenden Gesetzen.

Dreijähriger Sanierungsplan auch für Private

Stichwort Privatkonkurse: Ein weiterer Punkt betrifft die Dauer der Entschuldung. Aufgrund einer 2021 von den Grünen initiierten Ausnahmeregelung haben derzeit auch Private die Möglichkeit, innerhalb von drei Jahren schuldenfrei zu sein. Während das für gescheiterte Unternehmer dauerhaft gilt, ist die verkürzte Option für Privatpersonen bis 2026 befristet. Hier wird von den Schuldenberatungen eine gesetzlich fixierte, dauerhafte Herabsetzung gefordert.

{title && {title} } tmw, {title && {title} } Akt. 06.05.2025, 07:07, 06.05.2025, 06:30
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