Gemeindebau-Streit eskaliert

"12 Stunden Lärm jeden Tag" – Mieter völlig verzweifelt

Marco und Petra B. sind im August 2024 in ihre Gemeindewohnung gezogen. Seit Monaten kämpfen sie gegen anhaltenden Lärm.
Aram Ghadimi
04.07.2025, 05:15
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"Oida, das kanns' doch ned sein", rutscht es Marco B. gegenüber "Heute" raus, als er von dem, wie er sagt, "Terror" gegen ihn und seine Frau erzählt. Vor mittlerweile fast einem Jahr zogen die beiden in eine Wohnhausanlage in Pottenstein – "klassisch, 70er-Jahre Betonplatten", wie "Heute" im Laufe des Gesprächs erfährt.

Nach wenigen Monaten sind sie "nervlich völlig am Ende", denn weder die Hausverwaltung, noch der Bürgermeister, noch sonst irgendeine Stelle will laut dem Paar helfen: "Der Lärm ist absolut unerträglich", sagt Partnerin Petra B., die mit einer bipolaren Störung und depressiven Episoden zu kämpfen hat: "Durch das ständige Trampeln kann ich keine Nacht mehr schlafen."

"Schon am ersten Tag gab es Schreie über uns", erinnert sich Marco B. und erzählt, wie er damals versuchte, die Nachbarn schräg oben zu unterstützen: "Niemand sollte so angeschrien werden", sagt B., der vor kurzer Zeit in Pension gegangen ist: "Bei diesem Streit ging es ums Rauchen." Das sei am Beginn der Auseinandersetzung mit den Nachbarn im vierten Stock gewesen.

„Grundsätzlich ist die Hausverwaltung nicht verpflichtet, bei Nachbarschaftsstreitigkeiten zu handeln. Aus unserer Sicht liegt keine Belästigung vor.“
Monika LetićGeschäftsführerin Pottensteiner Kommunalbetriebs GmbH

Auf das kurze Intermezzo am Flur folgt ein monatelanger Streit. Schon zu Beginn war die Hausverwaltung informiert worden, weil sich die Nachbarn von oben durch Gerüche belästigt gefühlt hätten, erzählt B., der selbst Raucher ist: "Uns hat die Hausverwaltung in einem absurden Schreiben Rauchzeiten vorgeschrieben. Das haben wir natürlich abgelehnt. Subtil wurde uns auch mit der Kündigung gedroht." Das war Ende Jänner.

Dann dürfte die Situation eskaliert sein, denn Marco B. erzählt: "Herr K., der mit seiner Frau über uns wohnt, hat sich offenbar Holzschuhe angezogen. Das laute Trampeln geht oft zwölf Stunden am Tag. Es ist unerträglich."

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Seine Nachbarn seien die einzigen Bewohner in der Wohnhausanlage der Gemeinde, die ihre Wohnung einst gekauft hätten: "Die haben bereits vier andere Familien sekkiert." Allen Briefen, Anrufen, Mails und sogar Anzeigen zum Trotz, würde weder die Hausverwaltung, noch der Bürgermeister tätig werden.

Hausverwaltung zurückhaltend

"Heute" stellte daher eine Anfrage an die Pottensteiner Kommunalbetriebs GmbH und bekam von Monika Letić, der Geschäftsführerin der Hausverwaltung, folgendes Statement:

"Grundsätzlich ist die Hausverwaltung nicht verpflichtet, bei Nachbarschaftsstreitigkeiten zu handeln. Aus unserer Sicht liegt keine Belästigung vor. Sollte dies ein Mieter dennoch empfinden, steht ihm frei, sich an die Polizei zu wenden, oder rechtliche Schritte einzuleiten, dies ist jedoch nicht Aufgabe der Hausverwaltung. Wir dürfen nicht Partei ergreifen und dürfen nur vermittelnd agieren. Wir haben oftmals mit verschiedenen Lösungsvorschlägen versucht, eine Einigung zwischen den Parteien herbeizuführen. Leider vergebens."

Ähnliche Antworten haben auch Marco und Petra B. bekommen. "Heute" liegt ein umfangreicher Schriftverkehr vor, meist mit minutiösen, teils seitenlangen Schilderungen der Problematik und vielen kurzen Antworten seitens unterschiedlichster Stellen, an die sie sich wandten. Gegenüber "Heute" ist die Gemeinde sehr zurückhaltend. Täglich kämen zwei bis drei Mails von Familie B. heißt es, und: "Ohne Anwalt wollen wir dazu nichts mehr sagen."

Bürgermeister: "Persönliche Befindlichkeiten"

"Heute" hat auch Daniel Pongratz, den Bürgermeister Marktgemeinde Pottenstein, befragt. Er sagt: "Als Bürgermeister bin ich immer bemüht, für ein friedliches Miteinander zu sorgen. Richter bin ich jedoch nicht und mehr als zu klärenden Gesprächen einladen und versuchen zwischen den Parteien zu vermitteln, kann ich leider auch nicht."

Dann wird Pongratz deutlich: "Diese Eskalation beruht auf rein persönlichen Befindlichkeiten und weder als Hausverwaltung, noch als Gemeindeführung können wir hier einen positiven Beitrag zur Beruhigung der Situation leisten. Rechtlich haben wir nichts falsch gemacht. Über die Anschuldigungen über Belästigungen muss ein Richter entscheiden und kein Politiker."

Während der Bürgermeister auf einen zivilrechtlichen Weg verweist, ist Petra B. nahe am Zusammenbruch: "Ohne Beruhigungsmittel kann ich nicht mehr schlafen, dazwischen bekomme ich Panikattacken. Die Hausverwaltung weiß das", sagt sie.

"Unsere Vormieterin ist vermutlich am Lärm zugrunde gegangen", sagt Marco B. demgegenüber. Er hat sich vom Bruder der Verstorbenen handschriftlich bestätigen lassen, dass auch sie massiv unter anhaltender Lärmbelästigung litt. Dann schaltet sich noch einmal seine Partnerin ein: "Es gab Gespräche, es gab Briefe – und trotzdem wird immer weiter getrampelt", sagt Petra B. Sie ist überzeugt: "Die haben Spaß daran. Sie genießen diesen Terror."

{title && {title} } agh, {title && {title} } Akt. 08.07.2025, 11:40, 04.07.2025, 05:15