Der Konflikt zwischen dem ORF und der ehemaligen Wirtschaftsjournalistin Sonja Sagmeister geht in die nächste Runde! Nachdem Sagmeister 2024 ihre Kündigung erfolgreich angefochten und eine Wiedereinstellung durchgesetzt hatte, wurde sie erneut entlassen.
"Ich wurde neuerlich gekündigt. Sie geben nicht auf. Freiwillig gehe ich aber sicher nicht!", stellte Sagmeister im "Heute"-Talk unmissverständlich klar. Der ORF habe die zweite Instanz – wäre vermutlich Ende des Jahres gewesen – also gar nicht abwarten wollen und die ehemalige ZIB-Moderatorin gleich gekündigt.
"50 ist derzeit kein Alter, das im ORF beliebt ist", so Sagmeister, die aber versprach: "Ich kämpfe weiter!" Auch gegen diese zweite Kündigung will sie gerichtlich vorgehen – ihr Anwalt habe bereits mit dem Rechtsschutz der Arbeiterkammer Einspruch erhoben. Der ORF hat die Kündigung mittlerweile ebenfalls bestätigt.
Gegenüber dem KURIER teilte der ORF mit, die neuerliche Kündigung von Sonja Sagmeister sei wegen "neuerlicher dienstlicher Pflichtverletzungen und zur Wahrung der Ansprüche des ORF" erfolgt. Das lässt die 50-Jährige aber nicht auf sich sitzen. "Ich wurde freigestellt und durfte nicht arbeiten", stellt sie gegenüber "Heute" klar. "Mit Ende September" sei sie gekündigt worden.
"Laut erster Instanz war es klar eine Motivkündigung wegen widerständischem Verhalten. Um abzulenken, wurde als Argument eine Nebenbeschäftigung vom ORF vorgeschoben", sagt Sagmeister weiter. Der ORF habe zudem nicht einmal die zweite Instanz abgewartet. "Es scheint dem Generaldirektor sehr wichtig zu sein, eine unbequeme Journalistin loszuwerden", sagt Sagmeister zu "Heute".
Und weiter: "Sobald sich kompetente Frauen im ORF nicht als Opfer demütigen lassen und gegen Kündigung oder Rufschädigung vor Gericht ziehen, drehen einzelne ORF-Männer das um. Jeder kann sich selbst ein Bild über herrschende Machtverhältnisse im ORF machen", ärgert sich die ehemalige ZiB-Reporterin.
Sagmeister, einst eine profilierte ORF-Journalistin, war laut eigener Darstellung 2022 nach einem Interview mit Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher in Ungnade gefallen. Sie hatte sich damals nicht an eine Themenabsprache gehalten und dennoch kritische Fragen gestellt – vor allem zur hohen Inflation. Kurz darauf sei sie "methodisch kaltgestellt" worden, bevor es zur ersten Kündigung kam. Diese sei laut Arbeitsgericht eine unzulässige Motivkündigung gewesen.
Der ORF bestreitet dies im KURIER und beruft sich auf "nicht genehmigte Nebentätigkeiten" Sagmeisters in Afrika. Diese seien trotz mehrmaliger Aufforderung nicht beendet worden. Von einer Einflussnahme im Zusammenhang mit dem Interview mit Kocher will man nichts wissen. "Das Bundesverwaltungsgericht hat keinerlei Fehlverhalten des ORF festgestellt: Sonja Sagmeister wurde in ihren Rechten als Journalistin nicht eingeschränkt", so der ORF zum KURIER.
Sonja Sagmeister hingegen sieht hinter dem Vorgehen ein strukturelles Problem. Sie spricht von einem Klima, in dem kritische Stimmen – besonders von Frauen – zunehmend unerwünscht seien. Der nächste Gerichtstermin ist für Anfang November angesetzt.
Es bleibt abzuwarten, wie die Justiz über die zweite Kündigung urteilt – der Fall wirft jedenfalls erneut ein Schlaglicht auf interne Spannungen und den Umgang mit journalistischer Unabhängigkeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.