Sonja Sagmeister wehrt sich

"Freiwillig gehe ich nicht" – ORF kündigt ZIB-Star

Sonja Sagmeister war eine der bekanntesten Gesichter im ORF - bis sie kritische Fragen stellte und freigestellt wurde. Nun wurde sie erneut gekündigt.
André Wilding
20.10.2025, 09:48
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Sonja Sagmeister war einmal ein Aushängeschild im ORF! 30 Jahre lang berichtete sie für den Österreichischen Rundfunk aus Brüssel, über EU und NATO, aus der Welt der internationalen Politik. Doch nach einem Vorfall im Jahr 2022 war plötzlich Schluss. Der Grund: ein Interview mit Ex-Wirtschaftsminister Martin Kocher - und Sagmeisters Weigerung, sich an politische Vorgaben zu halten.

"Wir sind nicht Nordkorea"

Gegenüber der "Welt" schildert die 50-Jährige, wie alles begann: "Ich wurde an einem Freitag dringend zu einem Interview mit dem damaligen österreichischen Wirtschaftsminister Kocher geschickt, der nun zum Nationalbank-Chef aufgestiegen ist. Das Thema hieß laut Disposition: Arbeitsmarkt und Budget. Es war also klar, wohin die Reise gehen sollte. Aber als Journalistin, die ihren Job ernst nimmt, habe ich natürlich recherchiert, was sonst noch relevant sein könnte."

Als sie im Wirtschaftsministerium ankam, wurde ihr nahegelegt, sich an den Fragenkatalog zu halten. Ihre Antwort: "Nein, ich habe mich vorbereitet, und es gibt Fragen, die wichtiger sind als das, was im Plan steht." Doch der Widerstand hatte Konsequenzen: "Ich habe im Ministerium gesagt: 'Wir sind nicht Nordkorea, Journalisten dürfen frei fragen.' Das sei der Anfang vom Ende gewesen.

"Wurde methodisch kaltgestellt"

Kurz darauf bekam Sagmeister keinen regulären Dienstplan mehr, sie musste täglich nachsehen, ob sie überhaupt eingeteilt war. "Man hat nicht sofort gesagt: 'Wir brauchen dich nicht mehr.' Es war ein schleichender Prozess. Ich wurde sehr methodisch kaltgestellt. Wenige Wochen nach diesem Vorfall hatte ich plötzlich keinen Dienstplan mehr wie früher. Stattdessen hieß es: Ich müsse jeden Tag nachsehen, ob ich am nächsten Tag überhaupt eingeteilt sei", erklärt Sagmeister gegenüber der "Welt".

Dann kam die Strafversetzung! "Nach dieser Sitzung wurde ich in das sogenannte Todesarchiv versetzt. Ich musste Nachrufe auf noch lebende Personen vorbereiten, nur mit Archivmaterial. Und das nicht nur für ein paar Tage, sondern über drei Monate hinweg. Ich war leitende Redakteurin - und plötzlich Nachrufbeauftragte in Dauerschleife! Für mich war das eine klare Degradierung", erzählt sie weiter.

Situation eskalierte

Als sie sich wehrte, eskalierte die Situation weiter: "Ich habe das protokolliert und an meine Vorgesetzten sowie den Generaldirektor geschickt." Kurz vor dem geplanten Prozess gegen die Versetzung wurde Sagmeister vom ORF gekündigt - offenbar, um die Sache abzudrehen. Doch Sagmeister klagte - und gewann: "Das Gericht hat festgehalten, dass ab dem Moment, in dem ich Widerstand gezeigt habe, im Unternehmen offenbar die Entscheidung gefallen war, mich loszuwerden. Laut Urteil musste das Arbeitsverhältnis weiter bestehen."

Für Sagmeister ist der Fall mehr als ein persönliches Drama - er stehe symptomatisch für den Zustand des öffentlich-rechtlichen Systems. "Früher gab es im Journalismus viele 'bunte Hunde' - eigenwillige, kantige Persönlichkeiten. Da saßen Kollegen im Anzug neben anderen, die in Flipflops kamen und auch ideologisch stritten", sagt Sagmeister zur "Welt".

Und weiter: "Heute hat man den Eindruck, es gibt ein einheitliches Mindset. Jeder, der nicht in diesen Rahmen passt, wird schief angeschaut." Sagmeister hatte in erster Instanz arbeitsrechtlich zwar gewonnen, der ORF stellte sie danach aber frei. Bis jetzt! Denn wie "Heute" von Sagmeister am Montag, 20. Oktober erfuhr, wurde sie erneut gekündigt.

"Wäre längst tot"

"Ich wurde neuerlich gekündigt. Sie geben nicht auf. Freiwillig gehe ich aber sicher nicht!", stellt Sagmeister im "Heute"-Talk klar. Der ORF habe die zweite Instanz - wäre vermutlich Ende des Jahres gewesen - also gar nicht abwarten wollen und die ehemalige ZIB-Moderatorin gleich gekündigt. "50 ist derzeit kein Alter, das im ORF beliebt ist", so Sagmeister, die aber verspricht: "Ich kämpfe weiter!"

Die Arbeiterkammer wird gegen die neuerliche Kündigung klagen! "Ohne AK Rechtsschutz wäre ich längst tot", stellt sie klar. "Es ist ein Kampf David gegen Goliath - und ich gebe den Kampf sicher nicht auf!"

{title && {title} } wil, {title && {title} } Akt. 20.10.2025, 10:58, 20.10.2025, 09:48
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