Es zeichnet sich weiter keine Bewegung bei der Beendigung des Ukraine-Krieges ab. Nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin – wohl nicht ganz ernst gemeint – seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj zu sich nach Moskau eingeladen hat, unterbreitet der Ukrainer jetzt ein Gegenangebot.
"Er kann nach Kiew kommen", sagte Selenskyj in einem Interview mit dem US-Sender ABC News mit Blick auf die Position Putins, der ein solches Treffen nur in seiner Hauptstadt akzeptieren will. Er selbst könne nicht nach Moskau reisen, wenn sein Land jeden Tag angegriffen werde, so Selenskyj.
Der ukrainische Staatschef hatte immer wieder ein Treffen mit Putin gefordert, um direkt über einen Waffenstillstand im seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden, russischen Angriffskrieg gegen sein Land zu verhandeln.
Nach ukrainischen Angaben haben sich mindestens sieben Länder als Austragungsort für einen solchen Gipfel angeboten. Darunter seien neben der Türkei auch drei Golfstaaten, die in dem Konflikt als neutral gelten. Bundeskanzler Christian Stocker hat zudem Wien vorgeschlagen.
Putin meinte am Mittwoch, Selenskyj könne nach Moskau kommen, wenn es die Aussicht auf ein gutes Ergebnis gebe. Gespräche in der russischen Hauptstadt würden die Verhandlungsposition des Kreml, der sich an der Front weiter im Vorteil sieht, durch den Heimvorteil weiter stärken.
Auf einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok bezweifelte Putin am Freitag zudem erneut den Sinn solcher Gespräche grundsätzlich, indem er Selenskyj abermals die Legitimität als Staatschef absprach.
Unterdessen gab der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, die Rückkehr einer großen Gruppe entführter ukrainischer Kinder bekannt. "Während der Jahre der Besatzung erlebten sie Unterdrückung, Zwang und das Aufzwingen russischer Propaganda, aber heute sind sie in Sicherheit und erhalten die notwendige Hilfe in der Ukraine", erklärte Jermak im Onlinedienst Telegram. Ihm zufolge befinden sich unter den zurückgekehrten Kindern, die gezwungen wurden, die russische Hymne zu singen und an Militär-Propagandaveranstaltungen teilzunehmen.
Ein Teenager sei trotz gesundheitlicher Probleme zum Militärdienst eingezogen worden. Dessen Mutter wurde den Angaben zufolge gedemütigt, weil sie sich geweigert habe, ihre Kinder zu Militärveranstaltungen zu schicken.