"Anlass zur Besorgnis"

KI und Gehirn – Forscher finden bedenkliche Auswirkung

Eine MIT-Studie zeigt, dass KI-Nutzung die Gehirnaktivität von Studenten mindert. ChatGPT-Nutzer schneiden kognitiv schlechter ab – auch langfristig.
07.07.2025, 19:53
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Die Gehirne von Menschen, die einen Aufsatz mit ChatGPT schreiben, sind weniger aktiv als die jener, die keine Online-Tools für diese Aufgabe nutzen können. Das hat jetzt eine US-amerikanische Studie ergeben.

Die Computer-Wissenschaftlerin Nataliya Kosmyna und ihr Team haben am MIT Media Lab in Cambridge, Massachusetts, die Studenten vor Schreibaufgaben gestellt und währenddessen ihre Gehirnwellen gemessen. Ihre Studie ist Teil eines breiteren Forschungsfeldes, das die Auswirkung der KI-Nutzung auf die menschliche Lernfähigkeit untersucht.

Die 54 Studenten von verschiedenen Universitäten aus dem Großraum Boston waren in drei Gruppen unterteilt: Während die einen das bekannte Large Language Model (LLM) ChatGPT oder zumindest die Google-Suche für ihre Recherche nutzen durften, musste die dritte Gruppe völlig ohne Internet auskommen. In einem vierten Durchgang wurde einem Teil der LLM-Gruppe der Internetzugang komplett entzogen und jenen, die zuvor keinen gehabt hatten, ChatGPT eröffnet.

"Kognitive Aktivität verringert"

Die EEG-Messungen ergaben signifikante Unterschiede in der Konnektivität des Gehirns. Teilnehmer, die nur das Gehirn nutzten, wiesen die stärksten, am weitesten verteilten Netzwerke auf, bei ChatGPT-Nutzern zeigte sich die geringste Konnektivität. "Die kognitive Aktivität verringerte sich im Verhältnis zur Nutzung externer Werkzeuge", fassen es die Forscher zusammen.

Außerdem zeigte sich, dass ChatGPT-Nutzer offenbar während der Aufgabe ihr Gehirn "abgeschaltet" hatten. Sie zeigten eine geringere Verbindung zu ihrer Arbeit und hatten später auch Schwierigkeiten daraus zu zitieren.

"Durchweg schlechtere Leistungen"

Das Team sah auch Hinweise darauf, dass die Nutzung von KI-Tools zum Beginn der Aufgaben zu einem relativ geringen Engagement des Gehirns führen kann, selbst wenn LLMs später nicht mehr genutzt werden durften.

Demnach zeigten die ChatGPT-Benutzer über einen Zeitraum von vier Monaten "durchwegs schlechtere Leistungen auf neuronaler, sprachlicher und verhaltensbezogener Ebene."

Das Resümee der Forscher ist bitter: "Während LLMs sofortige Bequemlichkeit bieten, weisen unsere Ergebnisse auf mögliche kognitive Kosten hin. Diese Ergebnisse geben Anlass zur Besorgnis über die langfristigen pädagogischen Auswirkungen."

Gleichzeigt weist Kosmyna gegenüber "Nature" aber darauf hin, dass die Ergebnisse nicht überinterpretiert werden sollten: Ihr Studie könne keine "Abstumpfung im Gehirn, keine Dummheit, kein Hirn auf Urlaub" zeigen. Die Beobachtung von nur ein paar Dutzend Teilnehmern über einen kurzen Zeitraum sei dafür nicht ausreichend, könne maximal ein Stein des Anstoßes für weitere, intensivere Forschung in diese Richtung sein.

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