Der Sommer macht mit uns allen etwas. Die einen lieben ihn, die anderen leiden. Wieder andere müssen in diesen Tagen besonders wachsam sein, weil sie Medikamente einnehmen müssen. Denn deren Wirkung kann sich infolge der Hitze ändern.
Das kommt auf das Präparat an: "Einige Medikamente beeinträchtigen unsere körpereigenen Methoden, mit der Hitze umzugehen", sagt Anne Leuppi-Taegtmeyer, Leiterin Abteilung Patientensicherheit und Drug Safety am Unispital Basel (USB). So gebe es Medikamente, die das Schwitzen unterdrücken oder die Thermoregulation ändern – jene Fähigkeit des Körpers, die Körperkerntemperatur von etwa 37 Grad Celsius zu halten. Andere reduzieren den Durst. "Zudem können Medikamente, besonders in Form von Pflastern, deutlich mehr und deutlich schneller aufgenommen werden", so Leuppi-Taegtmeyer. "Das kann zu einer verstärkten Wirkung führen."
Eine ausführlichere Liste mit bei Hitze problematischen Medikamenten teilt etwa die Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am Universitätsklinikum Heidelberg: Der sogenannte Heidelberger Hitze-Index (pdf) richtet sich an Fachpersonen.
Fachpersonen sind es auch, an die sich Personen, die Medikamente einnehmen, wenden sollten. "Da der Einfluss von Hitze auf Medikamente komplex und sehr individuell ist, empfehle ich nicht, Medikamente einfach abzusetzen, sondern zwingend mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zu sprechen", so Leuppi-Taegtmeyer. Für gewisse Therapien müssten zudem zusätzliche Überwachungen eingeführt werden. Auch das liege beim Fachpersonal.
Medikamente vor der Hitze schützen
Auch die Lagerung von Medikamenten im Sommer ist nicht ganz ohne. Sind die Temperaturen am Aufbewahrungsort zu hoch, kann das die Wirksamkeit beeinträchtigen. So ist beispielsweise Insulin als Eiweiß sehr hitzeempfindlich. Vorsicht gilt auch bei Asthmasprays: In den Alubehältern kann infolge der Hitze zu viel Druck entstehen. Auch die Ventile können verkleben.
Auf ein weiteres Problem macht Matthias Liechti, Chefarzt Klinische Pharmakologie und Toxikologie am USB, aufmerksam: "Schwindel kann auch auftreten, wenn man bei Hitze zu wenig trinkt. Wird dann noch ein Medikament eingenommen, das seinerseits Schwindel hervorrufen kann, kann sich das gegenseitig verstärken." Das zeigt, wie wichtig die ausreichende Flüssigkeitszufuhr im Sommer ist.