Gedächtnis geht offline

KI schreibt für dich – aber dein Hirn vergisst alles

Eine neue Studie zeigt: Wer ChatGPT beim Schreiben nutzt, erinnert sich später kaum noch an das Geschriebene.
23.06.2025, 16:29
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

In Zeiten künstlicher Intelligenz läuft das Schreiben schneller: Argumente, Struktur, Einleitungen – alles kommt aus dem Tool. Doch wer die Denkleistung auslagert, verlernt, Inhalte zu behalten.

Die Forschenden sprechen von einer "kognitiven Schuld": Man fühlt sich verantwortlich für Texte, die man geistig kaum durchdrungen hat.

Studierende erinnern sich nicht an eigene Texte

In der Studie schrieben 54 Studierende mehrere Aufsätze – mit verschiedenen Methoden. Eine Gruppe nutzte ChatGPT, eine arbeitete mit Suchmaschinen, eine schrieb ohne digitale Hilfe.

In der vierten Sitzung wechselten die Gruppen. Wer zuvor mit KI arbeitete, musste nun ohne – und scheiterte oft. 78 Prozent konnten ihre alten Texte nicht korrekt wiedergeben oder zitieren. Die Inhalte hatten sich nicht im Gedächtnis verankert. Für die Forschenden ein Zeichen: Die kognitive Verarbeitung war flach.

Gehirn zeigt geringere Aktivität

Die Hirnaktivität wurde per EEG gemessen. Ergebnis: Je stärker sich die Teilnehmenden auf externe Tools verließen, desto schwächer waren die Verbindungen zwischen den Hirnregionen. Besonders betroffen: Bereiche für Gedächtnis und Arbeitsvernetzung.

Wer ganz ohne KI schrieb, war kognitiv am aktivsten. Das Gehirn arbeitete vernetzter – es verarbeitete, speicherte, verknüpfte. Die KI-Gruppe überließ diesen Prozess dem System.

KI-Texte überzeugen sprachlich – aber nicht inhaltlich

Die mit Unterstützung von ChatGPT erstellten Essays wurden formal gut bewertet. Sie waren sauber formuliert, logisch aufgebaut – aber wenig individuell. Mehrere Dozierende bezeichneten sie in Interviews als "glatt" und "seelenlos".

Auch viele Studierende gaben an, sich weniger mit ihren Texten verbunden zu fühlen, wenn die KI daran mitgeschrieben hatte.

KI spart Zeit – aber reduziert Denkleistung

ChatGPT kann ein nützliches Werkzeug sein – wenn man es gezielt einsetzt. Am wirksamsten ist die Kombination: erst selbst denken, dann mit der KI schreiben. Denn was man nicht eigenständig durchdacht hat, bleibt selten im Kopf.

Hinweise zur Studie

Die Ergebnisse stammen aus einer frühen Version der Studie und wurden noch nicht von anderen Forschenden geprüft. Sie beruhen auf einer kleinen Teilnehmerzahl (54) und beziehen sich nur auf das Schreiben von Texten mit "GPT-4o" im Studienumfeld.

Was für diese Gruppe gilt, muss nicht automatisch für alle gelten.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 23.06.2025, 16:45, 23.06.2025, 16:29
Jetzt E-Paper lesen