In Zeiten künstlicher Intelligenz läuft das Schreiben schneller: Argumente, Struktur, Einleitungen – alles kommt aus dem Tool. Doch wer die Denkleistung auslagert, verlernt, Inhalte zu behalten.
Die Forschenden sprechen von einer "kognitiven Schuld": Man fühlt sich verantwortlich für Texte, die man geistig kaum durchdrungen hat.
In der Studie schrieben 54 Studierende mehrere Aufsätze – mit verschiedenen Methoden. Eine Gruppe nutzte ChatGPT, eine arbeitete mit Suchmaschinen, eine schrieb ohne digitale Hilfe.
In der vierten Sitzung wechselten die Gruppen. Wer zuvor mit KI arbeitete, musste nun ohne – und scheiterte oft. 78 Prozent konnten ihre alten Texte nicht korrekt wiedergeben oder zitieren. Die Inhalte hatten sich nicht im Gedächtnis verankert. Für die Forschenden ein Zeichen: Die kognitive Verarbeitung war flach.
Die Hirnaktivität wurde per EEG gemessen. Ergebnis: Je stärker sich die Teilnehmenden auf externe Tools verließen, desto schwächer waren die Verbindungen zwischen den Hirnregionen. Besonders betroffen: Bereiche für Gedächtnis und Arbeitsvernetzung.
Wer ganz ohne KI schrieb, war kognitiv am aktivsten. Das Gehirn arbeitete vernetzter – es verarbeitete, speicherte, verknüpfte. Die KI-Gruppe überließ diesen Prozess dem System.
Die mit Unterstützung von ChatGPT erstellten Essays wurden formal gut bewertet. Sie waren sauber formuliert, logisch aufgebaut – aber wenig individuell. Mehrere Dozierende bezeichneten sie in Interviews als "glatt" und "seelenlos".
Auch viele Studierende gaben an, sich weniger mit ihren Texten verbunden zu fühlen, wenn die KI daran mitgeschrieben hatte.
ChatGPT kann ein nützliches Werkzeug sein – wenn man es gezielt einsetzt. Am wirksamsten ist die Kombination: erst selbst denken, dann mit der KI schreiben. Denn was man nicht eigenständig durchdacht hat, bleibt selten im Kopf.
Die Ergebnisse stammen aus einer frühen Version der Studie und wurden noch nicht von anderen Forschenden geprüft. Sie beruhen auf einer kleinen Teilnehmerzahl (54) und beziehen sich nur auf das Schreiben von Texten mit "GPT-4o" im Studienumfeld.
Was für diese Gruppe gilt, muss nicht automatisch für alle gelten.