Am 5. und 6. Dezember pilgerten knapp 400 Menschen nach Wiener Neustadt. Ihr Ziel: Der erste queere Punschstand Niederösterreichs. Dieser wurde vom Verein Queeres Wiener Neustadt (QWN) betrieben. An beiden Abenden schenkte eine Dragqueen Getränke an die Gäste aus.
Dies sorgte bei der FPÖ für Empörung. Niederösterreichs Landeshauptfraustellvertreter Udo Landbauer zeigte sich erbost. "Ja zum traditionellen Nikolo und Krampus, Nein zu Dragqueen-Figuren", so der Freiheitliche in einer Aussendung. Für ihn sei der queere Punschstand eine reine Provokation. "Drag-Nikoläusinnen und punschausschenkende Dragqueens bilden für unsere Landsleute und vor allem für unsere Kinder sicherlich nicht die klassischen Figuren der Weihnachtszeit ab."
Landbauer beklagte, dass der Nikolaus vor einigen Jahren aus Schulen und Kindergärten ausgesperrt worden sei und nun ein "schräges Comeback" mit "Balletthose und schrillem Make-up" feiere. Für den Blauen ist es absurd. "Anstatt Werte, Traditionen und Brauchtum hochzuhalten, wird alles ins Skurrile gezogen", beschwerte sich der FPÖ-Politiker.
Gegenwind kam von Seiten der SPÖ. Deren Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner meinte, dass Landbauer angesichts seiner Empörung ein bisschen Zeit zum Durchatmen und Beruhigen brauchen könnte. Ihm zufolge würde der blaue Landesvize auf einen "peinlichen Kulturkampf untersten Niveaus" setzen, anstatt "Lösungen für die tatsächlichen Herausforderungen vieler NiederösterreicherInnen" zu liefern.
Zudem würde Landbauer "altbekannten Unwahrheiten über verbotene Nikoläuse und die vermeintliche Abschaffung des Brauchtums" verbreiten. "Wie man solche Schnappatmung darüber bekommen kann, dass ein ehrenamtlicher Verein einen Punschstand organisiert, muss mir wirklich einmal jemand erklären", so Lindner. Des Weiteren warf er der schwarz-blauen Landesregierung "ehrenamtsfeindliche Politik" vor.
Gleichzeitig würde der Vorfall auch zeigen, dass die FPÖ, "ganz im Stil von Trump und Orban, die LGBTIQ+ Community als Lieblingsziel für ihren Hass" ausgesucht habe, meinte Lindner. Die Freiheitlichen würden mit ihren Angriffen "ein Klima von Ausgrenzung und Hass" gegen queere Menschen im ganzen Land erzeugen.
Am Freitag legte in der Causa nun auch Wiener Neustadts FPÖ-Gemeinderat Philipp Gerstenmayer nach. Für ihn würde der queere Punschstand "altes Brauchtum in aller Öffentlichkeit ins Lächerliche ziehen". Ihm zufolge passe der Stand nicht in "unser traditionelles Rollenbild mit Vater, Mutter, Kind". Laut Gerstenmayer würden "solch schräge Figuren" vor allem kleine Kinder verstören.
Anders sieht dies der Verein ST. PRIDE. Hier orte man eine "künstlich inszenierte Aufregung", die die tatsächlichen Lebensrealitäten von queeren Menschen mit Füßen treten würde. Hassverbrechen gegen queere Menschen würden steigen, währenddessen sich "manche über ein paar Punschbecher serviert mit einer Regenbogenfahne" aufregen. Der Verein betonte, dass "queere Kultur – auch Drag – seit Jahrhunderten Teil österreichischer Tradition" sei. Vielfalt und Tradition würden einander nicht ausschließen, hieß es in einer Aussendung.