Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer, und Günter Thumser, Boss des Markenartikelverbands Österreich, warnen in einer gemeinsamen Aussendung vor staatlichen Eingriffen in die Lebensmittelpreise.
Auch ein pauschales Verbot territorialer Lieferbeschränkungen sehen die beiden kritisch. Dabei handle es sich um Maßnahmen, mit denen Hersteller den Vertrieb ihrer Produkte gezielt auf bestimmte Märkte ausrichten könnten – etwa um auf unterschiedliche Kostenstrukturen, gesetzliche Vorgaben und Marktbedingungen in den jeweiligen Ländern reagieren zu können.
Konkret würden etwa Steuern, Lohn-, Energie- und Logistikkosten sowie Produktwünsche des Handels (etwa Bio, "ohne Gentechnik" und Co.) zu unterschiedlichen Preisen führen. Sie seien "das Spiegelbild realer Kostenunterschiede und Marktbedingungen zwischen den Mitgliedsstaaten". Wo Kosten niedrig seien, könnten Produkte günstiger angeboten werden. "Einheitliche EU-Preise sind daher nicht realistisch", so Koßdorff und Thumser.
Ein generelles Verbot würde jedenfalls dazu führen, dass Groß- und Einzelhändler unbegrenzt Produkte aus dem Ausland mit dem jeweils billigsten Preis parallel importieren könnten. "Dadurch würden nicht nur die österreichische Lebensmittelproduktion mit ihren hohen Qualitätsstandards und die heimischen Arbeitsplätze, sondern auch die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln ,Made in Austria‘ in Gefahr geraten", warnen die beiden.
Gleichzeitig wird auf den massiven Kostendruck in der heimischen Nahrungs- und Genussmittelindustrie verwiesen. Vor allem die seit 2022 um mehr als 20 Prozent gestiegenen Gehälter sowie höhere Energie- und Netzkosten würden die Branche belasten. Zusätzlich hätten neue EU-Regeln, globale Krisen, Pflanzen- und Tierkrankheiten die Kosten für Rohware wie Kakao, Kaffee, Orangen, Rindfleisch, Haselnüsse und Gewürze in die Höhe schnellen lassen.
Hinzu komme, "dass die Lebensmittelhersteller das dichte Aktions- und Rabattprogramm des Lebensmittelhandels teilweise oder gänzlich finanzieren, das mittlerweile rund 40 Prozent des gesamten Sortiments ausmacht". Bei Produkten wie Bier, alkoholfreien Getränken oder Speiseeis liege der Anteil teils bei bis zu 80 Prozent, Fleisch sei praktisch in Daueraktion.
Dazu Thumser: "Rabatte über Pickerl oder Apps, die Konsumentinnen und Konsumenten beim Einkaufen auf Produkte ihrer Wahl aufkleben bzw. einlösen, werden den jeweiligen Herstellern am Ende des Quartals vom Handel preislich abgezogen. In Österreich bestimmt ein hoch konzentrierter Handel das Preisniveau – nicht die Hersteller".