Seit Mittwoch ist Christian Brückner nach sieben Jahren wieder ein freier Mann: Der wegen der Vergewaltigung einer Amerikanerin verurteilte Deutsche ist am 17. September kurz nach 9 Uhr aus der JVA Sehnde entlassen worden. Das bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig, Hans Christian Wolters, gegenüber "20 Minuten".
Es ist eine nur relative Freiheit: Brückner werde "im Rahmen der Führungsaufsicht für die nächsten 5 Jahre eine elektronische Fußfessel tragen" müssen, so Wolters.
Außerdem bekomme er einen Bewährungshelfer, mit dem er mindestens einmal im Monat Kontakt halten müsse. Einen Wechsel seines Wohn- oder Aufenthaltsortes muss Brückner vorher dem Gericht gegenüber mitteilen und dessen Zustimmung einholen.
Im Falle des Verstoßes gegen die Auflagen droht ihm eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren, wie Wolters weiter erklärte.
Brückner wird weiterhin im Visier der Behörden stehen, da er im Fall der vermissten Maddie McCann als Hauptverdächtiger gilt.
Kaum in Freiheit, fuhr Brückners Anwalt seinen Klienten laut der deutschen "Bild" als Erstes – in den McDonald's. Hier verspeiste der 48-Jährige demnach Chicken-Nuggets und einen Burger, trank ein Heißgetränk und rauchte eine Zigarette.
Später wolle er "ein ordentliches Steak und ein Bier" genießen, wie er RTL-Reporter Ulrich Oppold noch kurz vor seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt Sehnde verraten hatte.
Sein Leben will der Deutsche aber künftig nicht mehr in seiner Heimat verbringen – "er sei ja bekannt wie ein bunter Hund", zitiert Oppold aus dem Gespräch. Er nimmt deshalb an, dass sich Brückner ins Ausland absetzen oder ganz untertauchen möchte. Damit haben die deutschen Behörden aber ein Problem.
Denn laut dem "Spiegel" muss Christian Brückner neben der Fußfessel auch seinen Reisepass abgeben und soll einen Personalausweis bekommen, der nur für Deutschland gilt.
Ein Gutachten stufte den 48-Jährigen laut dem RTL-Reporter in die "absolute Topliga der Gefährlichkeit" ein – dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass der Gerichtsbeschluss eine weitere kontrollierende Maßnahme vorsieht: So soll Brückner einen festen Wohnsitz nehmen müssen, den er ohne Genehmigung nicht verlassen dürfte.
Dagegen will sich sein Verteidiger Philipp Marquort wehren: "Das ist der Versuch der Staatsanwaltschaft, ihn in eine Art U-Haft zu zwingen, wo sie jederzeit Zugriff auf ihn hätten", beklagt er.
Brückner steht seit einigen Jahren im Fokus der Justiz, weil deutsche Ermittler ihn im Fall der 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage verschwundenen dreijährigen Maddie McCann unter Mordverdacht gestellt und dies öffentlich gemacht haben.
Brückners Handy soll noch kurz vor der Tat über einen Funkmast in der Nähe des Tatorts in Portugal im regionalen Mobilfunknetz eingeloggt gewesen sein. Zudem gab ein Zellengenosse von Brückner an, dieser habe die Entführung gestanden.
Zu dem Maddie-Komplex gibt es aber bis heute keine offizielle Anklage, es gilt die Unschuldsvermutung. Mit Blick auf die bevorstehende Haftentlassung gibt es Spekulationen, dass sich der Verdächtige ins Ausland absetzen könnte. Dann wäre er im Falle einer Anklage für die deutschen Ermittler womöglich nicht mehr greifbar.