Therapeutin im "Heute"-Talk

"Manche schnurren": Kuscheln als Hilfe gegen Einsamkeit

Kälte draußen, Einsamkeit drinnen - Bianca Dorner hat ein Rezept dagegen: Kuscheltherapie. "Heute" verrät sie, warum Nähe so eine starke Medizin ist.
Lea Strauch
24.11.2025, 05:00
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Wenn es draußen kalt wird und oft schon die Seele fröstelt, hat Bianca Dorner (46) aus St. Florian (Bez. Linz-Land) die wärmste Antwort: Kuscheltherapie. Die diplomierte Krankenschwester gehört zu den ganz wenigen in Österreich, die diese besondere Form der Nähe professionell anbieten. Und hinter dem, was viele anfangs für einen Scherz halten, stecken strenge Grenzen, klare Regeln - und jede Menge Wissenschaft.

Dorner hat ein Ziel: Sie will die Kuscheltherapie bekannter machen und enttabuisieren. Denn der Mensch sei nun einmal ein soziales Wesen, sagt sie im Gespräch mit "Heute". Viele würden sich aber zunehmend allein fühlen - und das betreffe längst nicht mehr nur Ältere: "Auch junge Menschen vereinsamen - zum Beispiel wegen künstlicher Intelligenz", sagt die 46-Jährige. Ihr Credo: "Kuscheln ist die einzige Sprache, die alle sprechen."

"Jeder bringt einen anderen Kuschel-Hunger mit"

Missverständnisse gebe es noch reichlich: Viele würden nur an romantisches Kuscheln denken - dabei geht es um etwas ganz anderes. Dabei sei Nähe und Geborgenheit an vielen Stellen wichtig - einen "typischen Klienten" gebe es bei der Therapieform nicht: "Jeder bringt einen anderen Kuschel-Hunger mit", sagt Dorner.

Ihre Klienten reichen vom gestressten Manager, der endlich herunterkommen will, bis zu Menschen mit Angstdiagnosen oder Depressionen. Auch Rollstuhlfahrer zählen dazu, und jene, die ihre Wohnung kaum oder gar nicht verlassen können - für sie macht Dorner Hausbesuche.

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Für die 46-Jährige steht außer Frage, dass Kuscheln hilft - und die Wissenschaft gibt ihr recht. Entscheidend ist die Ausschüttung von Oxytocin. Nicht umsonst wird es auch als "Kuschelhormon" bezeichnet. Es sorgt für Glück, Wohlbefinden und ein Gefühl von Verbundenheit.

Besonders wenn die Tage kürzer werden, merkt Dorner, dass ihre Arbeit gefragter ist. Die Herbst- und Wintermonate schlagen vielen aufs Gemüt: "Der Serotoninspiegel sinkt, dafür schüttet der Körper mehr Melatonin aus - dadurch fühlt man sich schlapp", erklärt die 46-Jährige.

Strenge Regeln und Schweigepflicht

Wer zur Therapie kommt, muss sich aber an strenge Regeln halten: Bekleidet kuscheln - immer. Kein Küssen. Intimzonen sind tabu. Keine Berührungen unter der Kleidung. Keine sexuellen Handlungen oder Absichten. Kein privater Kontakt außerhalb der Sitzungen. Und: Beim ersten Termin wird ein Vertrag unterschrieben, es gilt Schweigepflicht.

„Manche sitzen dann ganz ruhig da und schnurren vor sich hin.“
Bianca Dorner (46)Kuschel-Therapeutin

Wie tief die Wirkung gehen kann, erlebt Dorner nach fast jeder Session: Nicht selten fließen Tränen - etwa bei jungen Männern, um ihre verstorbene Mutter weinen. Doch die meisten verlassen die Sitzung mit einem fast schon seligen Lächeln: "Manche sitzen dann ganz ruhig da und schnurren vor sich hin", erzählt sie. Für Dorner ist genau das die schönste Bestätigung.

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